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Kirche in WDR 4 | 22.05.2025 | 08:55 Uhr
Jesus und der Datenschutz
Jesus hatte es nicht so mit dem Datenschutz. Klar: es gab damals kein Internet und vom Datenschutz wusste vielleicht noch nicht mal der „Sohn Gottes“ etwas. Die Bibel jedenfalls kennt zwar viele komplizierte Begriffe, aber: Datenschutz kommt da nun wirklich überhaupt nicht drin vor.Wie auch immer: Jesus war ja ziemlich freizügig mit dem, was er von sich preisgegeben hat. Immerhin bezeichnete er sich ja auch selbst als Sohn Gottes, ja sogar als Erlöser.Das war nicht nur unglaublich, sondern auch provokant und zudem politisch anstößig.Wenn ich sowas behaupten würde, würde ich von niemanden mehr ernstgenommen, für „bekloppt“ erklärt und die meisten würden mich ganz sicher meiden. Jesus haben solche Aussagen sogar sein Leben gekostet.
Datenschutz ist genau deshalb wichtig, weil ohne Datenschutz Informationen über Menschen in die falschen Hände geraten und in ganz vielen Fällen sogar echte Gefahr bedeuten.
Ich arbeite ja fürs Erzbistum Paderborn. Und hier wird Datenschutz großgeschrieben. Zum Beispiel muss keiner sagen, warum er oder sie krank zuhause geblieben ist. Datenschutz eben. Aber: Das macht es für mich auch ganz schön schwer, Anteilnahme zu zeigen. Irgendwie wird es mitmenschlich ganz schön steril, wenn wir uns und unsere Daten immer und überall schützen. Was ich nicht erfahre, daran kann ich auch kein Anteil nehmen. Datenschutz ist das eine: Aber wenn es einem richtig scheiße geht- und hier ist meine Wortwahl alternativlos- also wenn es uns richtig scheiße geht, ja dann brauchen wir alle doch jemand, dem wir das sagen können.
Und mir helfen da diejenigen, die auch ihre Baustellen und Probleme nicht komplett hinterm Berg halten. Jesus jedenfalls war auf seine Art hemmungslos indiskret. Er lässt sogar zu, dass der ungläubige Thomas in seine Wunden packt – nach seiner Auferstehung an Ostern. Ungeschützter geht es ja im Grunde nicht.Ich glaube ja, das ist der Grund, warum Besessene, Kranke, Abzocker, Zöllner und Huren ausgerechnet Jesus aufgesucht haben, nur um in seiner Nähe zu sein. Ihre offenen Wunden und Lebensmacken haben sie ihm gezeigt, weil er das ja auch gemacht hat. Vielleicht war es hemmungslos indiskret. Vielleicht war es nicht Datenschutz-Konform. Aber: es war authentisch-verletzlich. Und damit: nahbar.
Jesus hat mal gesagt: Ich bin die Wahrheit und das Leben. Wer sich in Wahrheit offenbart, dem können sich auch andere offenbaren.
