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Pfingsten-Sternstunde der Kommunikation
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Das Geistliche Wort | 08.06.2025 | 08:40 Uhr

Pfingsten-Sternstunde der Kommunikation

Guten Morgen

Ich liebe Sprache und das von Kindheit an. Sobald ich lesen konnte, bin ich mit Leidenschaft eingetaucht in die Welt von Geschichten, Romanen und Märchen. Aber dabei blieb es nicht. Seit ich in der Schule schreiben gelernt habe, tue ich das mit Leidenschaft – bis heute:

schreiben, formulieren, mit Sprache umgehen. Schon als Kind hatte ich, überall, wo ich hinging, Block und Stift dabei – denn es konnte immer vorkommen, dass ich eine Idee hatte. Und die wollte ich dann unbedingt notieren.

Block und Stift begleiten mich noch immer. Schreiben ist mein Beruf. In der Kommunikationsabteilung des Erzbistums Paderborn ist das Verfassen von Texten einer meiner wichtigsten Tätigkeiten. Und auch wenn ich inzwischen meist auf elektronischen Geräten schreibe: Für mich ist nichts so magisch wie ein mit Bleistift oder Tinte geschriebenes Wort auf einem Blatt Papier. Sprache ist meine Leidenschaft, sie ist für mich wie ein wunderbares Instrument, auf dem ich gerne spiele. Und vielleicht mag ich deshalb auch dieses Fest, das heute gefeiert wird. Denn Sprache spielt hier eine zentrale Rolle.

Musik 1: Max Richter, On the nature of Daylight

Pfingsten ist eines der wichtigsten Feste im Christentum. Natürlich, im Mittelpunkt steht die Herabkunft des Heiligen Geistes, was gleichbedeutend ist mit dem Geburtstag der Kirche. Aber Pfingsten ist aber auch ein Fest der Sprache. Das Pfingstwunderist eine Sternstunde der Kommunikation. Denn im Text der Apostelgeschichte, der heute in den Gottesdiensten vorgelesen wird, steht folgendes:

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: …? (Apg 2, 1-8)

Der Heilige Geist kommt also herab, und plötzlich reden die Jünger in verschiedenen Sprachen, die eigentlich nicht die ihren sind – trotzdem werden sie verstanden. Deshalb ist das Pfingstwunder eine Sternstunde der Kommunikation: Mögliche Barrieren der gegenseitigen Verständigung werden einfach beiseite geräumt. Es ist für mich ein äußerst ermutigender Gedanke, dass die Geschichte der Kirche mit einem solchen Wunder der Verständigung beginnt – Menschen hören einander zu, verstehen einander, obwohl die Voraussetzungen bei einer vielsprachigen Zuhörerschaft denkbar schlecht sind. Mit dem Heiligen Geist als Beistand klappt Verständigung also auch dann, wenn sie eigentlich nicht möglich zu sein scheint. Angesichts verschiedener Meinungen in der Kirche, die manchmal unversöhnlich einander gegenüberstehen, ist dies eine wichtige Botschaft von Pfingsten. Sie erinnert mich an den jüngst verstorbenen Papst Franziskus, der mit der Weltsynode, die im vergangenen Jahr zu Ende ging, genau das wollte: Verständigung inmitten von Gegensätzen – im Vertrauen auf den Heiligen Geist.

Folgt man der Apostelgeschichte, geht das Pfingstereignis als Fest der Sprache aber noch weiter. Es bleibt nicht bei der Beseitigung von Sprachbarrieren. Petrus beginnt plötzlich zu predigen, als hätte er nie etwas anderes getan. Dabei fällt er in den Evangelien zu Lebzeiten Jesu nicht immer durch sicheres Auftreten auf. Jetzt aber packt ihn die Begeisterung. Er legt beherzt Zeugnis ab von seinem Glauben an Jesus. Und seine Sprache ist dabei offenbar so überzeugend, dass die Zuhörenden „mitten ins Herz getroffen wurden“, wie es im Text heißt. Nicht alle, aber viele ließen sich taufen. „Ihrer Gemeinschaft wurden 3.000 hinzugefügt“, heißt es in der Apostelgeschichte. Erneut hat es also mit Sprache zu tun, dass die Gemeinschaft der Jünger und damit die Kirche einen großen, vielleicht den entscheidenden Schub in eine neue Zukunft erhält.

Musik 2: Max Richter, On the nature of Daylight

Ich versuche, mich in Petrus hineinzuversetzen. Wie es sich wohl angefühlt haben muss, unter Einfluss des Heiligen Geistes zu sprechen?

Ich stelle mir vor, dass der Geist zunächst die Angst des Apostels vertrieben hat – die Evangelien beschreiben Petrus ja als jemanden, der es häufiger mit der Angst zu tun bekam. Wer keine Angst hat, der hat auch keine Hemmung, öffentlich zu sprechen, auch vor einer größeren Menschenmenge nicht, was ja wirklich Angst machen kann. Aber Petrus – so stelle ich es mir weiter vor – wusste plötzlich, was gesagt werden musste. Die Botschaft war einfach da. Er musste nicht mehr innerlich abwägen, er redete einfach, voller Vertrauen, dass das, was er sagte, richtig war. Vermutlich, weil er spürte, dass da etwas oder jemand bei ihm war, in dessen Gegenwart seine Rede nicht misslingen konnte.

Vielleicht wurde auch der Drang übermächtig, Zeugnis abzulegen von dem, woran er glaubte. Im Beisein des Heiligen Geistes drängte es Petrus, dass das, was er mit und durch Jesus erlebt hatte, unter die Menschen kam. Denn nur so konnte ja die Frohe Botschaft weiterwachsen und sich ausbreiten. Ein bisschen, ein kleines bisschen, kann ich das mit eigenen Erfahrungen aus meinem Arbeitsalltag nachvollziehen, auch wenn ich dabei wirklich nicht vom Heiligen Geist sprechen will. Wenn ich Texte schreibe, dann gibt es solche und solche Tage. Manchmal fällt es schwer und ich muss um jedes Wort kämpfen. Aber manchmal, da fließt es einfach. Da ist eine Idee, die aufs Papier will und innerhalb kürzester Zeit steht der Text und ich weiß: Jedes Wort, jeder Buchstabe sitzt genau dort, wo er sitzen soll. Das, was ich sagen will, kann nur so formuliert werden und nicht anders. Texte, die so entstehen, sind die besten. Sie kommen auch am besten bei den Menschen an, obwohl ich mich am wenigsten anstrengen muss. Und ein bisschen, ein kleines bisschen ist es so, als ob dann etwas oder jemand mitschreibt. Wenn mir in meiner Arbeit mit Texten solche Momente geschenkt werden – und sie sind ein Geschenk, ohne Frage – dann ist die Sprache voll und ganz jenes wundervolle Instrument, auf dem ich spielen kann.

Musik 3: Jacques Berthier, Veni Sancte Spiritus (Taizé)

Aber nicht nur Petrus und die Jünger verdienen Aufmerksamkeit in der Geschichte über das Pfingstwunder. Sondern auch die Zuhörenden. Wie muss es gewesen sein, erstmals einer Sprache zu lauschen, die mit dem Beistand des Heiligen Geistes gesprochen wurde?

Es ist vielleicht kein Zufall, dass die Apostelgeschichte davon spricht, dass diese Menschen „MITTEN INS HERZ“ getroffen wurden, ins Zentrum ihres Seins, wenn man so will. Ich glaube kaum, dass sich diejenigen, die sich der neuen Bewegung
anschlossen, deshalb von Petrus überzeugen ließen, weil er so schlüssige Argumente hatte.
Das, was an Pfingsten mit ihnen geschah, war keine Kopfsache, zumindest nicht nur. Hier ging es um Leib und Seele.

Meine Vermutung ist: Das war die gute Nachricht, die frohe Botschaft selbst, was die Menschen damals hörten. Und im Beisein des Heiligen Geistes muss sie genauso beeindruckend gewesen sein, als ob Jesus selbst diese Worte gesprochen hätte – genauso berührend, genauso persönlich, genauso tröstend, genauso heilsam.

Eine weitere Vermutung: Weil diese Nachricht durch alle Verständigungsbarrieren hindurch ging, hatte sie auch eine vereinigende, versöhnende Kraft. Diese Kraft muss stärker gewesen sein als die zweifellos vorhandenen Unterschiede zwischen den Zuhörenden. Unter dem, was Petrus unter dem Beistand des Heiligen Geistes sagte, konnten sie zusammenkommen. Es war größer als das, was die Menschen voneinander trennte. Petrus erwies sich also als Brückenbauer – als Pontifex. Er brachte die Menschen zusammen – mit Hilfe des Heiligen Geistes.

Musik 4: Jacques Berthier, Veni Sancte Spiritus (Taizé)

Wenn ich mir das Pfingstereignis vergegenwärtige als „Fest der Sprache“ und „Sternstunde der Kommunikation“, wird mir bewusst, dass das alles andere als selbstverständlich ist. Denn leider hat Sprache auch eine dunkle Seite, die gerade nicht der Verständigung dient, sondern der Manipulation, der Spaltung, der Stiftung von Hass und Feindschaft. Mit Hilfe von Sprache kann Wirklichkeit verschleiert und verfälscht werden. Sprache ist ein Mittel, um zu lügen und Gewalt auszuüben, angefeuert durch die digitalen Möglichkeiten. Die sind nicht nur ein Segen, wie viel zu viele Menschen schmerzlich erfahren müssen – auch die Kirche, deren Geschichte doch mit einem Wunder der Verständigung beginnt, ist nicht davor gefeit. Schlimmer noch: Mit Hilfe von Sprache wurden und werden Massen aufgehetzt, zum Hass verleitet, zu schlimmen Verbrechen angetrieben. Sprache ist auch das Medium der Demagogie. Hinzu kommt die Masse an Botschaften, der man sich heute gegenübersieht. Die Smartphones überfluten die Welt mit Nachrichten, SMS, Posts, Videos, Werbung. Diejenigen, die Sprache als Waffe verwenden, haben es so natürlich sehr viel leichter, denn wer soll in dieser medialen Dauerbefeuerung den Überblick behalten? Gäbe es heute ein Pfingstereignis, dann müsste der Heilige Geist vielleicht weniger Sprachbarrieren beseitigen, sondern Unterscheidungshilfe sein: zwischen wahr und falsch, zwischen echter Information und Manipulation – und natürlich zwischen dem, was dem Menschen zum Heil gereicht, einer guten Botschaft also, und dem, was dem Menschen schaden will.

Wenn ich heute Pfingsten feiere, dann feiere ich genau das: den Heiligen Geist als Garant der Verständigung, in der Hoffnung, dass er auch heute dabei helfen kann, auf jene Stimmen zu hören, die Gutes im Sinn haben und zwischen wahr und falsch zu unterscheiden.

Musik 5: Keith Jarrett, Hymns of Remembrance

Ein weiterer, letzter Gedanke liegt an diesem Pfingstfest nahe. Vor wenigen Wochen haben die Kardinäle einen neuen Papst gewählt. Leo XIV. ist nun der Nachfolger des Petrus, und seine Aufgabe ist es, auf den Spuren des Apostels ein Pontifex zu sein – ein Brückenbauer.

Ich wünsche und bete, an diesem Pfingstfest, dass Leo XIV. mit dem Beistand des Heiligen Geistes Brücken bauen und Menschen zusammenführen kann. Und ich wünsche und bete, dass er zu einer Sprache findet, die die Menschen mitten ins Herz trifft - im Dienst der Einheit der Kirche, aber auch im Dienst der Einheit der ganzen Welt. In seiner ersten Ansprache an Medienschaffende kurz nach seiner Ernennung sagte Leo XIV.: „Entwaffnen wir die Worte, und wir werden dazu beitragen, die Welt zu entwaffnen.“ Diesem Anliegen des neuen Papstes schließe ich mich gerne an.

Musik 6: Keith Jarrett, Hymns of release

Ein Frohes Pfingstfest wünscht Ihnen Claudia Nieser aus Paderborn

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