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Das Geistliche Wort | 21.04.2014 | 08:40 Uhr

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Zwei Flüchtlinge aus dem Lager des Siegers

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Es ist eigenartig: Die Geschichte der beiden Jünger, die damals am ersten Ostermorgen von Jerusalem nach Emmaus gehen, kann ich immer wieder hören. Sie wird mir nie leid. Warum eigentlich, frage ich mich manchmal. Mir gefallen die beiden Männer, es ist Kleophas und sein Freund. Sie haben Fragen und verdrängen sie nicht. Warum, so fr agen sie, musste das mit Jesus von Nazaret so kommen? Auf ihn hatten sie ihre Hoffnungen gesetzt. Nun ist aus und vorbei. Gekreuzigt haben sie ihn. Begraben liegt sein geschundener Leichnam in einer Grabhöhle vor den Mauern der Stadt. Doch dieses „Warum“ brennt weiter in ihren Köpfen. Die Enttäuschung bringt sie dazu, fluchtartig Jerusalem zu verlassen.

Und so schreibt dann der Evangelist Lukas:

Sprecher:

Und da! Zwei von den Jüngern gingen am selben Tag nach einem sechzig Stadien von Jerusalem entfernten Dorf namens Emmaus. Sie sprachen miteinander überall das, was sich zugetragen hatte. Da geschah es: Während sie sich unterhielten und stritten, nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Ihre Augen aber waren gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten. Er sprach zu ihnen: „Was sind das für Reden, die ihr da im Gehen miteinander führt?“ Da blieben sie traurig stehen. Einer von ihnen namens Kleophas sprach zu ihm: „Bist du der einzige, der sich in Jerusalem aufgehalten und nicht erfahren hat, was in diesen Tagen dort geschehen ist?“ Und er sprach zu ihnen: „Was denn?“ Sie antworteten ihm: „Das mit Jesus, dem Nazarener, der ein Prophet war, kraftvoll in Wort und Tat vor Gott und allem Volk. Und wie ihn unsere Hohenpriester und Ratsherren zur Todesstrafe überliefert und ihn gekreuzigt haben? Wir aber hatten gehofft, er sei es, der Israel erlösen werde.“

Musik I

Es sind zwei Flüchtlinge aus dem Lager des Siegers, von denen der Evangelist Lukas erzählt. Enttäuscht laufen sie aus Jerusalem weg nach Emmaus. Ganz genau kann man heute nicht mehr sagen, wo dieser Ort lag. Drei kleine Dörfer beanspruchen heute die alte Ortslage für sich. Ob ein paar Kilometer mehr oder weniger von der Stadt entfernt, spielt keine Rolle.

Auch wir, verehrte Hörerinnen und Hörer, haben Orte, denen wir am liebsten den Rücken kehren. Orte persönlicher Niederlagen. Orte, wo wir schuldig geworden sind. Orte, wo unser Glaube unter die Räder kam oder Zeiten, die wir am liebsten ungeschehen machen würden. Und wer hätte nicht schon einmal mit dem Gedanken gespielt, davonzulaufen, um irgendwo neu anzufangen. Egal wo und wohin. Nur weg.

Sind die beiden Männer auf dem Weg nach Emmaus vielleicht ein Bild von uns selbst? Ausgebrannt sind sie. Ihre Hoffnungen und Pläne sind gescheitert. Von Gott sind sie enttäuscht und auch von Jesus. Sie hatten eigene Vorstellungen davon, was er zu tun habe. Daraus schließe ich, dass auch in der Nähe Jesu Fragen und Zweifel möglich und erlaubt sind.

Nur selten geht im Leben wie auch im Glauben alles glatt zu. Je länger wir darüber nachdenken, je mehr ahnen wir, dass Gott nur selten in strahlender Herrlichkeit daher kommt. Von allen mit Beifall überschüttet. Fast immer verbirgt er seinen Reichtum, seine Größe und Macht im Gewand menschlicher Armut. Und so gesellt er sich zunächst unerkannt zu den Beiden auf dem Weg nach Emmaus. Deren Augen sind verhangen und verdunkelt. Haben sie sich auf den Weg gemacht, um von sich selber loszukommen? Unerwartet kommt dieser Dritte dazu. Von der Seite. Er kommt quer zu ihren Plänen. Er passt sich ihren Schritten an. Er geht mit ihnen. Er lässt sie nicht allein. Der Glaube lernt laufen.

Auf dem Weg, im Gespräch mit dem Fremden, bahnt sich bei den beiden Jüngern die Erkenntnis an: Er ist es, der hier unter uns weilt. Der Evangelist berichtet, wie zaghaft die Jünger von dem erzählen, was sich in Jerusalem abgespielt hat und wie überraschend dann die Wendung erfolgt:

Sprecher:

„Nun ist zu alldem schon der dritte Tag. Aber einige Frauen aus unserer Mitte haben uns in Bestürzung versetzt. Sie waren frühmorgens am Grab und fanden seinen Leib nicht. Sie kamen und sagten: eine Erscheinung von Engeln hätten sie gesehen - die sagten, er lebe. Und einige von den unseren gingen zum Grab und fanden es so, wie die Frauen gesagt hatten. Ihn selbst aber sahen sie nicht.“ Da sprach er zu ihnen: „O ihr Unverständigen, wie träge ist euer Herz, an all das zu glauben, was die Propheten gesprochen haben! Musste nicht eben das der Messias leiden, um in seine Herrlichkleit zu kommen?“ Und angefangen von Mose und allen Propheten erklärte er ihnen, was in allen Schriften über ihn steht.

So nahten sie sich dem Dorf, wohin sie gingen. Und da tat er, als wolle er noch weiter gehen. Sie aber drängten ihn und sagten: „Bleib bei uns. Es geht ja gegen Abend und schon geneigt hat sich der Tag.“ Und er ging hinein, um mit ihnen zusammen zu bleiben. Und es geschah: als er mit ihnen zu Tisch war, nahm er das Brot sprach das Segensgebet, brach und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten ihn; er aber entschwand vor ihnen. Da sprachen sie zueinander: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Wege mit uns redete und uns die Schriften erschloss?“ Sie brachen noch in derselben Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort fanden sie die Elf und ihre Gefährten versammelt, die sagen: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden und dem Simon erschienen!“ Und sie selbst erzählten, was auf dem Weg geschehen war und wie sie ihn beim Brotbrechen erkannten. (Lk 24)

Musik II

Nichts scheint mir für unsere Kirche wichtiger und aktueller zu sein als diese Begebenheit der beiden Jünger unterwegs mit Jesus auf dem Weg nach Emmaus. Dieser Weg von sechzig Stadien, vielleicht zehn oder zwölf Kilometer lang, wird zum Aufbruch mit dem Auferstandenen. Ein Aufbruch von Verzagten, die soviel vorhatten und so viel guten Willen und nun meinen, jetzt sei mit dem Tod des Meisters alles zu Ende. Nichts gehe mehr. Der Mensch und die Sache, an die sie ihr Herz gehangen hatten, sei verloren.

Bleibt man auf solchem Glauben sitzen? Anders gesagt: Ein Glaube, der zu Hause sitzen bleibt oder in der Kirche gehütet wird wie ein Schatz, ist weder Sauerteig noch frohe Botschaft. Kein Ferment mehr in die Tage unseres Lebens und auch nicht In die Nächte des Suchens nach Gott. Glaube muss aufbrechen und muss Füße bekommen. Er darf sich nicht festnageln lassen in Worthülsen, in Versteinerungen durch Jahrhunderte, in Stapel von Papieren und Resolutionen, geordnet in Vorschriften, die sprachgeregelt sind. Auch der Glaube muss immer wieder auferstehen. Er muss zum Laufen kommen. Emmaus ist Aufbruch aus einer statischen Position heraus hin zu einem dynamisches Unterwegs sein. Darum kommt dieser Dritte dazu. Er wird selbst zum Weg des Glaubens, denn er hat doch versprochen: „Ich bin der Weg“. Der Staub der Straße gehört dazu. Er scheut ihn nicht. Wer nicht aufbricht auf den staubigen Weg, bleibt im Dunkeln hocken. In der Ratlosigkeit. Aber wird wer aufbricht, die Nähe Gottes erfahren?

Ich glaube daran und singe gerne mit der Kirche den alten Osterhymnus des Friedrich Spee:

Sprecherin:

Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,

in deiner Urständ fröhlich ist.

Das himmlisch Heer im Himmel singt,

Die Christenheit auf Erden klingt.

Jetzt grünet, was nur grünen kann,

Die Bäum zu blühen fangen an.

Es singen jetzt die Vögel all,

jetzt singt und klingt die Nachtigall.

Der Sonnenschein kommt jetzt herein

und gibt der Welt ein neuen Schein.

Halleluja.

Musik III http://www.amazon.de/Evangelisches-Gesangbuch-ganze-Christ-Ostern/dp/B0040D4CA2

Der göttliche Wanderer an unserer Seite auf dem Weg hört uns zu. Einfach das und nicht mehr. Er hört die Fragen und das Unverständnis derer, die auf dem Weg sind. Er hört, dass der Glaube zusammenstürzen kann. Er sieht eine Welt zerbrochen, denn Kleophas und sein Freund offenbaren ihr Innerstes. Sie wissen nicht weiter. Das Aufsagen des Einmal-Eins des Glaubens aus einem Katechismus reicht nicht mehr. Oft ist der Glauben ein tastendes Unterwegssein mit vielen Fragen. Wartend auf Antwort.

Der Glaube muss Füße bekommen, damit die Augen wieder strahlen und die Hände lebendig werden. Emmauswege sind überall. Seit Ostern ist der Kirche aufgetragen zusammen mit den Menschen auf dem Weg sein. Ihre Nöte anzuhören, ihre Fragen zu erkennen und zu antworten in einer Sprache, die Menschen verstehen. Gerade in den verhangenen Tagen und in den Stunden, wo wir nach Auskunft spähen, sollte sie das tastende Klopfen hören, kein Besserwissen vortäuschen oder mit Forderungen den glimmenden Docht austreten. Wenn der Glaube an Krücken geht, braucht es keine Maßregelungen, sondern verstehendes Mitfühlen. Gesucht ist, jemand der versteht, der weiterhilft und mitgeht.

Das ist das Tröstende der Geschichte von den zwei Flüchtenden aus dem Lager des Siegers und dem Dritten, der dazu kommt. In dem Augenblick, wo sie Jesus erkennen, spüren sie, dass die Katastrophe nicht mehr schmerzt. Sie hat ihren Stachel verloren und sie fühlen sich nicht länger um ihre Hoffnung betrogen. Sie ging nur anders in Erfüllung, als sie dachten. Der Dritte, auf den es damals ankam, ist auch mit uns unterwegs. Ich vertraue darauf, dass er uns nicht allein lässt. Weder in Enttäuschung und Verwirrung, noch in Kleingläubigkeit oder Verzagtheit . Die Emmausgeschichte endet ja nicht in der Nacht. Der Auferstandene stellt, als es Abend wird, die Sterne der Heimkehr auf, das Licht der Wegfindung. Darum brennen bis heute die roten Lichter vor den Tabernakeln in den Kirchen. Sie machen sichtbar, wohin und wie unser Weg gehen soll. Dorthin, wo er mit uns das Brot der Stärke teilt und den Wein der Freude. Darum brannte den Beiden das Herz während der Emmausbegegnung. Die Gabe, die der Herr mit ihnen teilt, wird zum das Zeichen des Auferstandenen.

Und wieder brechen sie auf. Zurück nach Jerusalem. Zurück zu den Brüdern und Schwestern, die hinter verschlossenen Türen hocken, um ihnen die Botschaft ihrer Erfahrung zu bringen. Sie brechen auf. Der Glaube beginnt zu laufen. Es ist ein Auswandern aus der Dunkelheit ihrer Sorgen, Zweifel und Ratlosigkeit in den neuen Morgen des Glaubens. Sie beginnen, ein Fest zu feiern.

Musik IV: (Darin)

Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Hörer, wünsche ich mit den Versen des Osterhymnus von Friedrich Spee einen gesegneten und erholsamen zweiten Osterfesttag:

Die ganze Welt, Herr Jesus Christ,

in deiner Urständ fröhlich ist.

Halleluja, Halleluja.

Ihr Prälat Erich Laufer aus Leverkusen.

Musik III http://www.amazon.de/Evangelisches-Gesangbuch-ganze-Christ-Ostern/dp/B0040D4CA2

Musik IV: (Darin)

Copyright Vorbildschau: Seetheholyland.net CCBY-SA 2.0 (flickr)

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