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Kirche in WDR 5 | 24.04.2014 | 06:55 Uhr

Trotzdem - Leben

Eine Fußgängerbrücke, 10 Meter hoch – und ich steh oben ziemlich allein, zwar sicher angeseilt, aber trotzdem mit zittrigen Knien. Abseilen wollte ich mich – und fragte mich in dem Moment, warum ich überhaupt auf diese verrückte Idee gekommen bin.

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer.

Allein von einer Brücke abseilen, wenn man weder besonders sportlich noch besonders mutig ist, das ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Ich hab lange gebraucht, bis ich genügend Mut gesammelt hatte, und habe es dann tatsächlich geschafft. Ehrlich gesagt – darüber wundere ich mich bis heute. Aber die Erfahrung war doch großartig – so zwischen Himmel und Erde hängend, genauer gesagt zwischen Brücke und Boden. Danke an meinen Trainer, der mich dazu motiviert hat. Ich hoffe, Du hörst gerade zu. Diese Abseilaktion ist in meiner Erinnerung immer noch sehr lebendig, einschließlich einer sehr breiten Palette von verschiedensten Gefühlen.

Während der letzten Wochen hatte ich einen Ohrwurm – es war das Lied ‚Counting stars‘ von der Gruppe One Republic. Und es war nicht nur die eingängige Melodie, die mir nicht mehr aus dem Kopf ging, Es war vor allem die Zeile: „Everything that kills me makes me feel alive.“ Frei übersetzt: „Alles, was die Kraft hat, mich zu töten, lässt mich meine Lebendigkeit umso mehr spüren.“

Da denke ich doch direkt wieder an meine Abseilaktion. Auch wenn sie nicht wirklich lebensgefährlich war, war sie trotzdem nicht ohne Risiko. Viele Menschen suchen Grenzerfahrungen z.B. im Sport oder bei kreativen Hobbies, weil sie ihren Adrenalinpegel deutlich spüren und sich dabei lebendiger fühlen. Everything that kills me makes me feel alive – dieses scheinbare Paradox bringt es für mich auf den Punkt: Grenzen, auch der Tod als letzte Grenze des Lebens, gehören unbedingt zum Leben dazu. Leben im Bewusstsein des Todes intensiviert die Erfahrung des Lebens. Menschen, die einmal an der Schwelle des Todes standen, berichten von einem neuen, intensiven Lebensgefühl, begleitet von viel Dankbarkeit. Und auch wenn man diese existentielle Erfahrung nicht gemacht hat, hat in der Regel schon einmal erfahren: Was nicht selbstverständlich ist, nimmt man umso bewusster und deutlicher wahr. Eine der großen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts, Marie Luise Kaschnitz, schrieb in einem ihrer großartigen Gedichte von Auferstehungserfahrungen mitten am Tag. Wenn alles um uns herum unverändert ist und die Wecker weiterticken, fühlt man sich für einen Moment leicht und unverwundbar – so schreibt Kaschnitz. Vielleicht hat sie beim Schreiben des Gedichtes ja an diese Momente gedacht, an denen man spürt: Das Leben ist von großer Tiefe und es ist unendlich, egal wie banal der Alltag manchmal daherkommt. Die Logik des Menschen ist, dass der Tod das Leben beendet. Die Logik Gottes ist, dass das Leben und dass die Auferstehung den Tod überwindet und auf diese Weise dem Leben eine intensivere Qualität geschenkt wird.

Manchmal stehen wir zur Auferstehung auf – schreibt Marie Luise Kaschnitz. Das heißt für mich: Was Gott uns nach unserem Tod schenken will, das heißt, die Auferstehung, die wir am Osterfest gefeiert haben, die können wir in intensiven Momenten unseres Lebens schon ein wenig vorkosten. Auf die Auferstehung hoffen, heißt dann auch ganz praktisch: Ich muss nicht alles in meinem Leben aus eigener Kraft schaffen. Die Begegnungen meines Alltags, die kostbaren Momente, die ich erleben darf, letztlich der Sinn meines Lebens – das alles kann und muss ich nicht aus eigener Kraft schaffen. Der auferstandene Christus ist Parameter meines Alltags, auf den ich mich verlasse.

Ich wünsche Ihnen heute einen Moment, an dem Sie spüren: ich bin getragen, auch wenn ich gerade keinen Boden unter den Füßen spüre, und ich wünsche Ihnen eine Grenzerfahrung, die inspiriert. Ihre Ingelore Engbrocks aus Oberhausen.

Copyright Vorschaubild: havankevin CCBY 2.0 flickr

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