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Das Geistliche Wort | 04.05.2014 | 08:40 Uhr

Heiligtumsfahrt

Liebe Hörerinnen und Hörer,

2014 ist für die Stadt und das Bistum Aachen ein Jahr des Jubels und der geschichtlichen Erinnerungen und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Am 28. Januar wurde bereits des 1.200 Todestages Karls des Großen gedacht. Im September wird die Zeitreise fortgesetzt, denn vor 600 Jahren wurde die gotische Chorhalle des Domes eingeweiht. Sie wurde unter anderem errichtet, um mehr Platz zu schaffen für die Pilgerinnen und Pilger, die Aachen alle sieben Jahre besuchten. Denn Aachen war schon im Mittelalter einer der bekanntesten Wallfahrtsorte nördlich der Alpen. Und so wird in diesem Jahr wieder eine Heiligtumsfahrt nach Aachen stattfinden und zwar im Juni. Als Bischof von Aachen lade ich Sie alle jetzt schon herzlich dazu ein. Es wird sicherlich ein Höhepunkt in diesem Jubeljahr. Übrigens finden in diesem Jahr auch Heiligtumsfahrten nach Kornelimünster und Mönchengladbach statt, die mit Aachen eng verbunden sind.

Mehr als 100.000 Menschen werden erwartet, nicht nur aus dem Bistum, sondern auch aus Euregio, aus Ungarn und aus Kolumbien, dem lateinamerikanischen Partnerland des Bistums Aachen.

Was die Menschen verbindet? Die Erfahrung des Pilgerns ob auf längerer Strecke, auf kurzem Weg, mit Fahrrad, Motorrad oder im Bus, allein oder in einer Gruppe. Daher ist auch dieses Jahr überschrieben: "Glaube in Bewegung". Dieses Motto ist hergeleitet aus dem Aufruf Gottes an Abraham, den Vater des Glaubens: "Zieh in das Land, das ich dir zeigen werde" (Gen12,1).

Das Wort Gottes an Abraham deute ich so: Mein ganzes Leben ist eine Pilgerfahrt. Denn ich bin im Glauben aufgerufen, dem Wort Gottes immer wieder neu zu folgen. Der Ruf gilt aber nicht nur mir, sondern allen Getauften. Und so ist es der Glaube, der uns zusammen auf unseren gemeinsamen Weg in der Kirche ruft, der uns in Bewegung bringt. Abraham hat es vorgemacht: Er lässt sich von Gott bewegen und tut, was richtig ist in seinen Augen, nicht aus Gründen der Popularität oder des Ansehens, sondern weil er davon überzeugt ist, dass Gott ihn ruft.

Im Bistum Aachen wurde ein eigenes Wallfahrtslied zur Heiligtumsfahrt komponiert, was das Motiv des Aufbruchs Abrahams zum Aufhänger nimmt für das Pilgern heute. Ich habe es Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, mitgebracht und es wird dieses Geistliche Wort begleiten.

Musik I: Heiligtumslied 1. Strophe

1. Abschied und Aufbruch

"Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus" (Gen 12,1), ist die Aufforderung Gottes an Abraham. Das bedeutet Abschied und Aufbruch zugleich.

Aufbruch aber verlangt Mut: Den Mut Heimat zu verlassen, also alles, was kulturell, religiös und gesellschaftlich Sicherheit und Identität gibt.

Der Glaube, der uns verbindet als Christinnen und Christen, ist ja nichts Statisches. Schon im Alten Testament ist das Zelt mit der Bundeslade das Zeichen für den immer wieder neuen Aufbruch und die Neuorientierung, der wir uns auch im Glauben stellen müssen. Es ist aber vor allem auch Zeichen des mitgehenden Gottes, an den wir glauben.

Abraham soll die Vergangenheit aufgeben, um Zukunft zu gewinnen. Gott lädt Abraham auf einen langen Weg ein. Er soll Abschied nehmen von Dingen, die ihm viel bedeuten. Es ist eine Reise weg von dem, was familiär ist, in das Unfamiliäre, der Sprung in das Unbekannte. Er wird aus einem kleinen Winkel seiner Lebenswelt herausgehen, um in die Weite der Welt zu gelangen. Abraham verlässt seine Heimat, um so zu erfahren, dass die Existenz Gottes nicht an einen Ort gebunden ist. Und mit dem äußeren Aufbruch entdeckt Abraham noch mehr: Er entdeckt, dass er im Aufbruch zu sich selbst finden kann, zu seiner Eigentlichkeit, zu seinen Quellen. Was jetzt zählt ist nicht mehr das Äußere, was er bisher besaß und was ihn umgab. Was jetzt zählt, führt ihn zu sich selbst. Der Aufbruch in die äußere Fremde ist auch die Reise in die Innerlichkeit, zum eigenen Selbst. Und er wird so zum Vater Israels und im Glauben der Vater vieler Völker; er wird auch unser Vater.

Musik II: Heiligtumslied 2. Strophe

2. Der Weg hat ein Ziel

Gott ruft Abraham. Sein Ruf bringt ihn in Bewegung. Abraham bricht auf und vertraut auf Gottes Weg-Geleit. Kräftig und mutig bricht er mit den Seinen auf. Der Weg führt ins Unwegsame und ins Unbekannte, in die Fremde, der er sich aussetzt. Es ist der Glaube, der ihn in Bewegung bringt, den Strapazen preisgegeben, Gott auf der Spur. Es ist der Glaube, der auf Gottes Ruf vertraut, das verheißene Land zu erreichen. Das verheißene Land ist das äußere Ziel des Weges. Es ist aber auch der Glaube durch den Abraham Hoffnung und Mut und Durchhaltevermögen erhält. Das ist das innere Ziel des Weges.

Was Gott hier von Abraham erwartet, ist nichts anderes als ein lebendiges Beispiel dafür zu sein, was es bedeutet, dem Gott der Freiheit, in Freiheit und für die Sache der Freiheit zu dienen. Im Glauben an die Zusage Gottes geschieht Freiheit.

Das Judentum, und das gilt ebenso für das Christentum, ist vor allem eine Religion der Freiheit. Es ist nicht die Freiheit im modernen Sinn als die Fähigkeit zu tun, was wir wollen. Sondern es ist die Freiheit zu tun, was wir von Gott aus sollen, um Gestalterinnen und Gestalter mit Gott an einer gerechten und guten sozialen Ordnung zu werden. Dies führt nicht nur zu einer Kultur von Rechten, sondern es führt zu einer Kultur von Verantwortung. Dieser Ruf Gottes an Abraham "Verlasse dein Land, deinen Geburtsort und deines Vaters Haus" war die Herausforderung zu einem neuen und anderen Weg. Für mich ist es der schicksalhafteste und zugleich der hoffnungsvollste Weg in der Geschichte der Menschheit.

Musik III: Heiligtumslied 3. Strophe

3. Die Verheißung

Der Weg, die Pilgerschaft, ist getragen von der Verheißung, die Gott gibt. So verheißt Gott dem Abraham weiter: "Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. ... Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen" (Gen12, 2f). Diese Verheißung gilt auch uns heute noch: den Menschen unterwegs, den Pilgerinnen und Pilgern auf Gottes Wegen. Wir erleben doch die großen Umbrüche in Kirche und Gesellschaft, die vermeintlichen Ausweglosigkeiten und bedrängenden Fragen. Ungewissheit und Wagnis sind unser Weg. Aber wir können ihn im Vertrauen auf Gott, der uns ruft, bestehen. Das Bild vom pilgernden Gottesvolk hat bis heute seinen Sitz im Leben. Und das gilt es bewusst zu erfahren: Bei der Heiligtumsfahrt treffen sich Menschen, die diese Pilgerschaft erfahren, die Aufbrechen in eine offene Zukunft und so den Glauben wagen. Konkret werden bei der Heiligtumsfahrt die Pilger miteinander diesen Glauben feiern und Gottes Lob singen als die frohe und heitere Gemeinschaft der Glaubenden, die der Sehnsucht nach Gott gefolgt sind.

Die Heiligtümer in Aachen, Kornelimünster und Mönchengladbach sind dabei Zeichen auf diesem Weg, die uns näher bringen wollen zu Maria und Johannes, vor allem aber zu Jesus. Die Windeln Jesu und das Lendentuch des Herrn, sein erstes und sein letztes Kleid sowie das Kleid Mariens und das Enthauptungstuch des Täufers in Aachen verbinden uns mit dem Geheimnis ihres Lebens. Das Schürztuch in Kornelimünster, das uns an Jesu Fußwaschung der Jünger erinnert, und das Abendmahlstuch in Mönchengladbach bilden den Auftrag Jesu spürbar ab: Fußwaschung, diakonischer Dienst, und eucharistische Hingabe Jesu beim Abendmahl gehören zusammen! Alle Heiligtümer stehen für die Hingabe und machen so deutlich, was ein weiteres Ziel unserer irdischen Pilgerfahrt ist: In der Kraft des Wortes und des Brotes, in denen Jesus sich uns selbst schenkt, sollen wir die Verantwortung wahrnehmen, die wir im diakonischen Dienst in unserer Welt haben.

Die Reliquien der Heiligtumsfahrten wollen hinweisen auf den Dienst der Hingabe, wie er durch Johannes, Maria und Jesus vorgelebt wurde. Bei allen dreien war der Glaube an Gott auch ein Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Die Reliquien als Zeichen der Hingabe wollen sichtbar, begreifbar und spürbar machen, was es heißt, Gott glauben zu schenken und Zukunft zu wagen, wie es schon Abraham tat.

Für mich sind die Reliquien der Heiligtumsfahrt Wegzeichen, das Gott bei den Menschen ist, wie schon die Bundeslade im Alten Bund ein solches Wegzeichen war. Und für die Pilgerfahrt würde ich mir wünschen, dass Christus sichtbar wird in unserem Glauben und wirksam wird in unserem Leben, Denken, Fühlen und Tun.

Musik IV: Heiligtumslied 4. Strophe

Wer sich auf den Pilgerweg des Glaubens macht, der wird – davon bin ich überzeugt – jetzt schon erfahren, was Gott uns verheißen hat, der wird erfahren, dass Gott ihn begleitet. Und der wird auch erfahren, dass er diesen Weg nicht alleine geht. In der Gemeinschaft der Glaubenden, in der Gemeinschaft der Kirche sind wir – verbunden in Taufe und Firmung – auf dem gemeinsamen Weg. Und wir werden das Land unserer Verheißung sehen mit den Augen des Glaubens, mit der Dynamik der Hoffnung, mit der Tatkraft und Freude der Liebe.

Im neuen Gotteslob, wird dies in einem eigenen Segensgebet vor einer Wallfahrt so ausgedrückt (Nr. 22,5): "Gott, du hast deinen Knecht Abraham auf allen Wegen unversehrt behütet. Du hast die Söhne Israels auf trockenem Pfad mitten durch das Meer geführt. ... Gewähre (deinen versammelten Gläubigen) schließlich, dass sie sicher das Ziel ihrer irdischen Pilgerfahrt erreichen und das ewige Heil erlangen".

Musik V:

Ich wünsche Ihnen allen eine bewegende Erfahrung durch den Glauben und würde mich freuen, wenn wir uns dazu hier in Aachen oder Kornelimünster oder auch in Mönchengladbach treffen würden. Ihr Heinrich Mussinghoff, Bischof von Aachen.

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