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Kirche in WDR 5 | 14.11.2013 | 06:55 Uhr

Mitten wir im Leben...

Autor: Man schreibt das Jahr 1524. Martin Luther ist am Ort des Schreckens angekommen. Es herrscht Totenstille. Zerstörung, wo er auch hinschaut. Es ist grauenvoll. Fassungslos starrt er auf die blutüberströmten, zerschmetterten Körper: Männer, Frauen, Kinder. Tiefe Trauer erfasst sein Herz. Er weint bitterlich. Ein Gefühl tiefster Ohnmacht lähmt ihn. Doch dann merkt er, wie Wut, ja Zorn in ihm aufsteigen.

Was war geschehen? Luther war aus seiner Schutzhaft auf der Wartburg nach Wittenberg zurückgekehrt. Er muss erkennen, dass seine Thesen von manchen Leuten gründlich missverstanden worden waren. Von den Bauern zum Beispiel, die sich 1524 in Südwest-Deutschland erheben. Sie wollen mit Waffengewalt für ihre Rechte kämpfen. Und sie berufen sich dazu auf Luther. Der macht sich von Wittenberg aus auf den Weg und predigt dort, wo die Aufstände stattfinden. Er wendet sich leidenschaftlich gegen jede Gewalt. Vergeblich! Noch im selben Jahr dichtet Luther diesen Vers:

Sprecherin: Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen. Wer ist, der uns Hilfe bringt, dass wir Gnad‘ erlangen? Das bist du, Herr, alleine. Uns reuet uns‘re Missetat, die dich, Herr, erzürnet hat. Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott, heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott: lass uns nicht versinken in des bitter’n Todes Not. Kyrie eleison.

Autor: Krieg und Gewalt sind auch heute noch an der Tagesordnung. Daran hat sich seit Luthers Zeiten nichts geändert. Jens ist Soldat und vor ein paar Monaten aus Afghanistan zurückgekehrt. Am Abend sitzen wir bei einem Glas Bier zusammen. Jens ist traumatisiert – das heißt: Er ist dauernd angespannt und wachsam. Schon leichte Geräusche erschrecken ihn. Nachts kann er oft nicht schlafen. Er ist sehr leicht reizbar. Wenn er schlafen kann, hat er furchtbare Alpträume, aus denen er schweißgebadet aufwacht. Manchmal sieht er auch tagsüber plötzlich das, was er in Afghanistan erlebt hat: Szenen aus dem Krieg. Jens sagt: „Wenn meine Familie und meine Freunde wüssten, was ich in Afghanistan alles getan habe – da würde keiner von denen mehr ein Wort mit mir sprechen!“ Seine Schuld drückt ihn. Er muss als Soldat dem Befehl gehorchen. Aber er spürt: Am Ende ist er mit seiner Schuld alleine. Allein mit seiner Scham, seinen Selbstanklagen, allein mit den furchtbaren Bildern, die ihn nicht loslassen.

Am kommenden Sonntag ist wieder Volkstrauertag! In vielen Gottesdiensten wird der Toten gedacht, die ihr Leben im Krieg verloren haben. Grund zur Trauer haben wir genug! Zu viele deutsche Soldaten haben schon ihr Leben in Afghanistan gelassen. Mit der Begründung, unsere Freiheit auch am Hindukusch zu verteidigen. Die meisten sind zurückgekehrt - und sie leben. Aber viele von ihnen sind nicht mehr die alten. Sie müssen mit dem, was sie erlebt und getan haben, fertig werden. Und nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familien und ihre Freunde. Jens ist ja kein Einzelfall. Hat die militärische Gewalt den Menschen in Afghanistan Verbesserungen gebracht? Und wenn ja: Ist dieser hohe Preis gerechtfertigt?

Darüber kann man streiten. Menschen machen Fehler. Entscheidungen haben Folgen. Gott sei Dank: Auch wir können zu Christus hin fliehen. So wie Martin Luther. Er wollte doch nur seine Kirche erneuern. Die Aufstände der Bauern, den Krieg im eigenen Land, das wollte er nicht. Er verzweifelte angesichts der Gewalt. Auch, was uns heute umtreibt, können wir Christus klagen. Wir können auf Vergebung hoffen. Darauf hoffen, dass die Wunden heilen. Das gilt für Jens. Und das gilt für die Politiker, die Jens in unser aller Namen nach Afghanistan geschickt haben. Gott mit Ihnen an diesem Tag! Das wünscht Ihnen Pfarrer Frank Küchler aus Troisdorf.

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