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Kirche in WDR 5 | 14.07.2014 | 06:55 Uhr
Benedikt – der Gesegnete
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
Mich fasziniert es schon lange, wenn Gedanken von Menschen aus längst vergangenen Zeiten immer noch aktuell sind. Seit einiger Zeit ist mir mit dem Heiligen Benedikt ein solcher Mensch ans Herz gewachsen. Benedikt von Nursia gründete im Jahre 529 ein Kloster auf dem Monte Cassino in Süditalien – das als Keimzelle des Benediktinerordens gilt. Seit Jahrhunderten haben Weisheiten dieses Mannes eine Bedeutung für viele Menschen – keineswegs nur für die Mönche und Schwestern in den Benediktinerklöstern. Denn die Gedanken, die Benedikt vor mehr als 1500 Jahren niedergeschrieben hat, sind nicht nur fromm, sondern auch sehr handfest. Zum Beispiel, wenn es ums Zusammenleben geht mit den ganz normalen Konflikten und Fragen. Oder wenn es darum geht, Menschen zu führen – in einer Gruppe, in einer Organisation, in einer Firma. Nicht umsonst wird Benedikts Ordensregel heute auch in Managerseminaren zitiert. In ihr finde ich aber vor allem auch eine alltagstaugliche Spiritualität. Benedikt lebte in einer Übergangszeit. Die antike Welt ging im 5. Jahrhundert nach Christus unter gewaltigen Auseinandersetzungen endgültig zugrunde. Die Welt des Mittelalters erwuchs langsam aus den Umbrüchen der Völkerwanderung und politischen Unsicherheiten. Ich denke: In vielem ist unsere Zeit seiner Zeit ähnlich. Denn auch heute bricht sich eine neue Stufe der Menschheitsgeschichte Schritt für Schritt und unter gewaltigen Auseinandersetzungen Bahn: die Globalisierung. Eine schier grenzenlose Mobilität und eine atemberaubende Schnelllebigkeit prägen mehr und mehr das Leben. Vertraute Strukturen in Familie, Gesellschaft und Kirche zerbrechen, religiöse und kulturelle Auseinandersetzungen kündigen sich an. Was kommt, ist weitgehend ungewiss.
Benedikt suchte und fand tragfähige Antworten auf die umwälzenden Herausforderungen seiner Zeit. Als er im Jahre 547 starb, hatte er die Voraussetzungen für eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschaffen. Denn über Jahrhunderte haben die Benediktiner für die Ausprägung der europäischen Kultur Enormes geleistet. Ihre Klöster blieben „stabilisierende Elemente in einer Zeit gewaltiger historischer Umbrüche.“ Basis für all das war jene Regel des Heiligen Benedikt, nach der die Mönche auch heute leben.
Übrigens: „Benedikt“ heißt „Der Gesegnete“. Dieser Name war zugleich sein Lebensprogramm. Er fühlte sich als ein „von Gott Gesegneter, ein von Gott Geführter, ein von Gott Geschützter“ . Und das sah er so trotz vieler Demütigungen und Enttäuschungen, bevor er im Jahre 529 das Stammkloster seines Ordens gründete. Sein Lebensweg, der ihn von Umbrien bis dort, nach Monte Cassino führte, hat ihn Schritt für Schritt in der Überzeugung gestärkt, dass Gott ihm nahe ist.
Liebe Hörerinnen und Hörer, „Gesegnete“ sind nicht nur die, die Benedikt heißen. Jeder Mensch ist ein Gesegneter, ein von Gott Geführter und Geschützter. Für heute wünsche ich Ihnen, dass Ihr Vertrauen darauf Sie gut durch den Tag führen kann. Aus Paderborn grüßt Sie Domvikar Michael Bredeck.