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Kirche in WDR 5 | 10.11.2014 | 06:55 Uhr

Selber denken

Guten Morgen! Was ich als Mensch bin, bin ich nicht durch meine Leistungen. Das klingt nach Ratgeberliteratur. Wenige wissen: Diese Erkenntnis ist eine der wichtigsten, die Martin Luther aus der Bibel abgeleitet und an die Christen seiner Zeit weitergegeben hat. Seine wichtigste Erkenntnis aus dem Bibelstudium lautet im Lutherdeutsch so: „Der Gerechte lebt aus Glauben.“ (nach Römer 3) Das war eine Botschaft des Apostels Paulus an die christliche Gemeinde in Rom. Sie war im Lauf der Jahrhunderte scheinbar vergessen worden.

Später hat Martin Luther dazu gesagt:

Sprecher: „Als ich begriff, dass wir allein aus Glauben leben, da öffnete sich für mich die Tür zum Paradies.“

Luther fühlt sich am Ziel seiner fieberhaften Suche nach dem gnädigen Gott. Bis dahin hatte er Gott ausschließlich als einen zornigen und vernichtenden Richter gesehen. Doch jetzt begreift er: Gott nimmt uns fehlerhafte Menschen an. Allein der Glaube zählt, dass wir uns nicht abwenden von Gott.

Später wurde daraus das typisch Evangelische: Was ich als Mensch bin, bin ich nicht durch meine Leistungen. Ich bleibe meinen Mitmenschen, Gott und mir selbst immer etwas schuldig.

In dem Moment, in dem ich darauf vertraue, dass Gott mir vergibt, da tut er´s schon. Da brauche ich keine Kirche, keinen Priester zwischen mir und meinem Gott.

Heute kann man es sich kaum noch vorstellen: Doch zu Lebzeiten Luthers – vor 500 Jahren – waren seine Worte revolutionär und aufmüpfig. Es wird ein Strafverfahren gegen ihn angestrengt. Er soll zum Verhör in Rom erscheinen. Wäre Luther diesem Befehl gefolgt, hätte sein Fall leicht auf dem Scheiterhaufen enden können. Aber er hat Glück. Der Papst stimmt einem Verhör in Deutschland zu, und beauftragt damit Kardinal Cajetan. Mit einem Haftbefehl ausgerüstet, knöpft sich Cajetan in Augsburg diesen Luther vor. Hauptstreitpunkt ist der Glaube.

Kardinal Cajetan erwidert damals: So einfach geht das nicht. Glaube setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen: Dazu gehört auch der Glaube an die Macht des geweihten Priesters, der bei der Beichte die Sündenvergebung zuspricht. Cajetan und Luther können die Gegensätze nicht überwinden.

Luther fühlt sich im Recht und weil seine Verhaftung droht, flieht er. Cajetan fordert die Auslieferung des Angeklagten an den Papst. Luther wird aber geschützt und die Reformation tritt in die entscheidende Phase. Die Kirchenspaltung beginnt.

Cajetan und Luther haben die Chance verpasst. Es gelang ihnen nicht, sich zu einigen.

Evangelischen und katholischen Christen ist seitdem manche ökumenische Einigung gelungen. Die Konturen zwischen typisch evangelisch oder katholisch haben sich für die meisten Menschen verwischt.

Der katholische Theologe und Kirchenkritiker Hans Küng sagt über Martin Luther:

Sprecher: Luther hat wie in den 1500 Jahren vor ihm keiner, (…), einen unmittelbaren Zugang zu der (…) Rechtfertigungsbotschaft gefunden. Und diese Wiederentdeckung der ursprünglichen paulinischen Rechtfertigungsbotschaft unter den Verschiebungen und Verschüttungen, den Verkleisterungen und Übermalungen von anderthalb Jahrtausenden ist eine erstaunliche, ist eine ungeheure theologische Leistung.“ (Aus Hans Küng: Das Christentum. Piper 1994)

Martin Luther hätte heute Geburtstag gehabt – ein Anlass, selbst die Nase in die Bibel zu stecken und selber verstehen zu wollen, was Gott sagt. Das Denken brauche ich dabei nicht zu vergessen. Das ist für mich typisch evangelisch: Selber die Bibel lesen und Selberdenken. Ein kopfloses Christentum, das blind den Autoritäten folgt oder nur den eigenen Gefühlen, passt nicht zu der Aufbruchsbewegung der Reformation. Christen aller Konfessionen können sich auf einen gemeinsamen Weg machen und eine Bewegung sein, die ihre Organisationen hinter sich herzieht. Nur zuschauen und kritisieren gilt nicht-

Glaubende aller Zeiten sind und bleiben das wandernde Gottesvolk, ziemlich in Bewegung.

Lust am selber Denken und eine gut lesbare Bibel zuhause wünscht Ihnen,

Viktoria Keil, Pfarrerin in Barntrup und Sonneborn.

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