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Kirche in WDR 5 | 09.01.2015 | 06:55 Uhr

Kein Paradies - Unterwegs auf der Erde

Guten Morgen, liebe Hörerin, guten Morgen, lieber Hörer. Die Sternsinger sind unterwegs in dieser Woche. Sie ziehen von Haus zu Haus und so könnten sie auch Jugendlichen in Leverkusen begegnet sein - an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule im evangelischen Religionskurs der Klasse 12: Rechts am Fenster sitzt dort Mays. Mays hat in Bagdad den Krieg erlebt als sie sechs Jahre alt war. Sie ist Muslima und hat sich vor zwei Jahren für das Kopftuch entschieden. Sie nimmt freiwillig am evangelischen Unterricht teil. Sie lacht viel und muss im Unterricht immer mit ihrer Nachbarin Dilan schwätzen. Die kennt sie schon seit der Grundschule. „Ganz schüchtern und traurig kam Mays damals in Deutschland an“, erinnert sich Dilan. Mays erzählt, was sie im Krieg im Irak erlebt hat. Das hört sich schlimm an, aber sie sagt, dass sie die Erlebnisse eigentlich ganz gut verkraftet hat. So geht es auch Blerta, die als Dreijährige den Krieg im Kosovo erlebt hat.

Neben ihr sitzt David. Er wurde getauft und konfirmiert in der Evangelischen Kirchengemeinde Wiesdorf in Leverkusen. David bemerkte neulich im Religionsunterricht, dass am nächsten Sonntag gegen die Rechtsradikalen demonstriert werden müsse. Neben David sitzt Bobette. Ihre Familie stammt aus dem Kongo und ihr Vater ist Prediger in einer kongolesischen Gemeinde. Bobette interessiert sich besonders für Bibelgeschichten, in denen es um Frauen und ihre Aufgaben in der Gemeinde geht. Genauso wie Sophie, Vanessa und Michelle. Auch Jungen sind noch mehrere in der Gruppe: Dennis, Vincent, Addi, Ali und Habib.

Natürlich gibt es in dieser Gruppe unterschiedliche Meinungen und dann wird heftig diskutiert. Oder die redseligen Mädchen gehen den ruhigeren Jungen manchmal auf die Nerven. Das ist ja normal. Wirklich beeindruckend aber ist, dass die Jugendlichen das Thema ‚Frieden‘ für sehr wichtig halten. Sie haben es zu ihrem Schwerpunktthema im Bereich ‚Ethik‘ gewählt. Zuerst ging es um die biblischen Grundlagen der Friedensethik, dann ganz praktisch um Themen wie ‚Rüstungsexporte‘ und ‚Gewaltfreier Widerstand‘. Und sie haben ihre Träume von Frieden formuliert. Yusras Familie stammt aus Tunesien. Sie appelliert: „Wir müssen uns nicht lieben, wir sollten uns bloß akzeptieren.“ Shezeb, mit Wurzeln in Pakistan und schon nach Mekka gepilgert, meint: „Frieden kann man nicht machen, denn er fängt im Herzen an.“ Miles aus Leverkusen sagt: „Frieden ist, wenn ich morgens ohne Sorgen aufwachen kann.“ Und Blinera fasst zusammen: „Frieden heißt für jeden etwas anderes, jedoch muss es immer ein Gegenteil von Krieg sein.“

Es ist nicht immer so ganz einfach mit diesem Thema. Und so war es auch zu der Zeit als die drei Weisen, auch die Heiligen Drei Könige genannt, unterwegs waren. Die politischen Verhältnisse waren nicht so stabil und wohlgeordnet wie es in den Geschichten von Jesu Geburt erscheint. In Galiläa trieben nationalistische Partisanen ihr Unwesen, und König Herodes hatte viele Widersacher. (1) Die Erde ist kein Paradies. Die Jugendlichen an der Käthe-Kollwitz-Schule haben es ja auch schon gespürt in ihrem Leben, und teilweise wirklich sehr hart. Genauso wie Käthe Kollwitz selbst. Ihr Sohn Peter meldete sich als Freiwilliger für den ersten Weltkrieg und fiel als einer der ersten in Diksmuide in Belgien.

Das hat sie schrecklich mitgenommen damals, und ihre ersten Bilder danach sind herzzerreißend. Auf dem Soldatenfriedhof, auf dem ihr Sohn beerdigt ist, steht ihre Plastik ‚Trauerndes Elternpaar‘. Eine Kopie davon steht in Alt-Sankt-Alban in Köln. Später, da hat Käthe-Kollwitz noch viele wunderbare Bilder gezeichnet. Ein Bild heißt: „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“ Darauf beschirmt eine Mutter ihre Kinder durch ihre Umarmung. Dieses Bild drückt eine ungeheure Kraft aus. Käthe Kollwitz sagte: „Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.“ (2)

Die Sternsinger tragen die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit in die Häuser Deshalb: Friede sei mit ihnen und mit Euch! Gerlinde Anders, Schulpfarrerin in Leverkusen.

1 vgl. Lohse, Eduard, Umwelt des Neuen Testaments, NTD 1, Göttingen 1986, S. 23-25.

2 Kollwitz, Käthe, Die Tagebücher 1908-1943, Berlin 1999, S. 542.

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