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Das Geistliche Wort | 15.03.2015 | 08:40 Uhr

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Hauptsache...?

Atmo: Track 51 Park Ambience (People Outside Outdoor Public City Garden Picnic Background Noise Soundscape Clip) von CD Ambient Sound Effects, Label und Verlag Finnolia Productions Inc 2013, ASIN: B00GMFYBK2

Sprecherin: „Hallo, Herr Schneider, wie geht´s?“

Sprecher (älterer Mann): „Danke, danke, gut.“

Sprecherin: „Ich habe gehört, Sie hatten Geburtstag. Ich wünsche Ihnen alles Gute, vor allem Gesundheit.“

Sprecher (älterer Mann): „Ja genau, Gesundheit ist die Hauptsache.“

Autor: Hauptsache gesund. Vor allem Gesundheit, das wünschen sich die meisten von uns. Zum Jahreswechsel. Beim Geburtstag. Oder einfach nur, wenn wir uns verabschieden: „Hauptsache gesund“.

Aber stimmt das? Gesundheit ist wichtig, ein hohes Gut. Sie wäre mir wichtiger als Reichtum oder Erfolg. Aber die Hauptsache?

Wie klingt das in den Ohren von Menschen, die chronisch krank, die körperlich, geistig oder seelisch behindert sind? Eine schlimme Sache, wenn man ihnen durch diese Parole zu verstehen gibt: Dir hat dein ganzes bisheriges Leben die Hauptsache gefehlt. Und es wird dir dein weiteres Leben lang die Hauptsache fehlen.

Doch auch abgesehen davon: Wer gesund ist, hat dadurch, dass er gesund ist, noch lange nicht die Hauptsache. Und umgekehrt: Wer krank ist, dem fehlt auch nicht einfach die Hauptsache.

Manches Kind erlebt vielleicht erst, wenn es krank ist, wonach es sich sonst vergeblich gesehnt hat. Da hat der Vater, dem sonst immer die Arbeit wichtiger war, auf einmal Zeit und kümmert sich liebevoll.

Im Kriminalroman „Die trüben Wasser von Triest“ lese ich von einer Altenpflegerin mit Herz. Violetta. Was sie auszeichnet, ist dies:

Sprecherin: Ihr war bewusst, dass nicht Gebrechen oder Krankheiten das dritte und vierte Lebensalter zu etwas Traurigem machten, sondern die Einsamkeit, die Tatsache, dass die Alten geradezu als unsichtbar behandelt wurden. (1)

Autor: Und last but not least: Auch wer gesund lebt, stirbt.

Es ist kein Zufall: Auf der ganzen großen weiten Welt hat es noch nie einen philosophischen, theologischen oder spirituellen Lebensentwurf gegeben, der etwas so Fragiles, etwas so Zerbrechliches und Unverfügbares wie die Gesundheit zur Hauptsache erhoben hätte.

Wie wäre es, wenn wir der Parole „Hauptsache gesund!“ probehalber eine andere Parole gegenüberstellten: Hauptsache Beziehungen! Hauptsache Beziehungen, in denen wir selber angenommen werden und andere annehmen.

Guten Morgen, mein Name ist Roland Hosselmann. Ich bin evangelischer Pfarrer in und aus Lippstadt.

Musik 1:

You called me out and taught me tough

With love, with love.

You fought my flaws, my teeth, my claws

With love, with love.

Cause every time I'm slipping away from myself,

You're the one that moves me like nobody else.

Sprecher: Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zum Lobe Gottes. (Römer 15,7)

Autor: Vielleicht gibt es nichts, wonach wir uns so sehr sehnen wie danach, wirklich und von Grund auf angenommen zu werden. Manche kennen das Gefühl - meine Eltern lieben mich. Mein Partner. Meine Freundin. Aber viele haben es nie erlebt - dieses Gefühl: „Ich bin angenommen, wie ich bin“ und sehnen sich danach.

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“ - das schreibt der Apostel Paulus vor 2000 Jahren den ersten Christen in Rom ins Stammbuch. Angenommensein, sich aufgehoben fühlen in der Welt, im Frieden mit sich selbst und den anderen leben. Ein Thema seit Beginn der Menschheit bis heute.

Paulus hat in Jesus Christus einen persönlichen Gott kennen gelernt, der liebt und den Menschen Zuversicht gibt. Der Einsamkeit, Rassen und Klassen überwindet. In Jesus Christus kommt Gott selbst zur Welt. Und nimmt in der Person seines Sohnes alles auf sich, was uns ausmacht: unser ganzes Menschsein vom ersten bis zum letzten Atemzug. Ganz genau dazu ist Jesus vom Himmel auf die Erde gekommen, aus der Allmacht des Vaters in die Ohnmacht des Kreuzes, um dich und mich anzunehmen. Er steht zu uns, so wie wir sind, in unserer ganzen - vielfach so problematischen - Existenz. Ganz gleich, wo wir herkommen, ganz gleich, wer wir sind, ganz gleich, ob ich das jetzt gerade fühle oder auch nicht, Gott steht an unserer Seite. Ist bei uns. Hält uns, auch dann, wenn die Welt und wir selber uns nicht mehr zu halten vermögen.

Dieses Angenommensein ist das Juwel, das in uns hineingelegt ist. Die Essenz, die uns auf Schritt und Tritt begleitet. Die Liebe, von der Paulus im selben Brief sagt, dass uns nichts und niemand von ihr zu scheiden vermag.

Ich kann mir nichts Tröstlicheres und Mutmachenderes vorstellen, als von dieser Erfahrung berührt zu werden: Ja, ich bin angenommen. So wie ich bin. Voraussetzungslos und bedingungslos.

Und so bin ich ein Wanderer auf der Suche nach diesem Juwel, dieser Essenz, dieser Liebe. Wandern Sie mit?

Musik 2 Cause when I'm down and I'm done,

And I'm coming unplugged

When I'm ready to fall

You're the one always holding me up

With love - Oh no no

Autor: Der Spitzentheologe der Bekennenden Kirche Karl Barth ist einmal bei einer öffentlichen Veranstaltung von einer Frau gefragt worden: „Sehr geehrter Herr, Professor, werde ich meine Liebsten im Himmel wieder sehen?“ Und Karl Barth hat sinngemäß geantwortet: „Ja, und die anderen auch.“ (2)

Diese kleine Anekdote berührt das Geheimnis der Kirche. Die Kirche ist keine Familie, die auf Blutsverwandtschaft beruht. Auch kein Club derjenigen, die sich gegenseitig sympathisch finden.

In der Kirche bin ich vielmehr auch und gerade mit dem Menschen verbunden, den ich nicht kenne und dessen Sprache ich nicht spreche, dessen Lebensart mir fremd ist und der kulturell, auch kirchlich womöglich ganz anders sozialisiert ist als ich.

Kirche ist eine Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft von Alt und Jung, Arm und Reich, von Inländern und Ausländern, Frauen und Männern.

In der Gemeinde zu Rom, an die Paulus schreibt, gab es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie der Glaube gelebt werden soll. Da gab es Judenchristen. Die gingen ganz selbstverständlich davon aus, dass Gott eben sie ganz besonders liebt. Sie waren sich sicher, in seiner Prioritätenliste unangefochten an der Spitze zu stehen.

Und es gab die anderen, die Heidenchristen. Denen ging es so wie heute den Zugezogenen im Schwäbenländle. Da nennt man jemanden, der zwar im Schwabenland lebt, aber dort nicht geboren wurde, einen „Eingeschmeckten“. So werden sich die Heidenchristen erst recht gefühlt haben. Nämlich irgendwie bloß geduldet, minderwertig, zweitklassig.

Dann gab es in der römischen Gemeinde eine harte Auseinandersetzung um die Frage: Darf man Fleisch essen, das bei heidnischen Opferzeremonien abfällt und dann auf dem Markt verkauft wird? Für die einen war das nur ein Stück Fleisch auf dem Teller. Für sie war es geradezu eine Demonstration ihrer Glaubensstärke, dieses Fleisch wie ein ganz normales Wiener Schnitzel zu verspeisen, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber für die anderen - Paulus nennt sie im Gegensatz zu den Starken die Schwachen -, für die anderen war dieses Fleisch dämonisch aufgeladen. Voller dunkler Vergangenheit und Verführungskraft. Jeder Biss in dieses Fleisch ein Gewissensbiss. (3)

Wir haben es heute mit ähnlichen Konflikten zu tun: Da stehen Vegetarier gegen Hobbygriller. Fahrradfahrer gegen Automotorsportliebhaber. Paul Gerhardt-Verehrer versus Pop- und Gospelfans. Protagonisten der Homoehe gegen solche, die sie ablehnen. Radikalpazifisten gegen Befürworter der Bundeswehr.

Na ja, denken Sie jetzt vielleicht: Das sind doch nur Geschmacksfragen. Aber wir verbinden mit den einzelnen Punkten mehr. Und manchmal empfinden wir sogar: Der andere, der anders denkt und handelt, ist auf dem falschen Weg. Der sündigt. (4)

Zurück nach Rom: In die äußerst angespannte Situation zwischen Judenchristen und Heidenchristen tritt Paulus deeskalierend und konstruktiv hinein. Er sagt: Steht ehrlich zu eurem eigenen Gewissen. Bitte! Tut das! Aber macht euer Gewissen nicht zum Maßstab für das Gewissen anderer. Nehmt einander an. In aller Verschiedenheit.

Das ist ja das Schwierige: Wie können wir mit Menschen zusammenleben, die einfach nicht so sind, wie wir sie gerne hätten? Die nicht das tun, was wir für richtig halten? Zum Christsein gehört, dass wir uns dieser Herausforderung stellen, dass wir dem anderen, auch und gerade dann, wenn er anders ist, mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Leicht gesagt, aber nicht leicht getan: Nehmt einander an.

Musik 3

Your tongue won't tie, you'll always find

The truth yeah you do

But still you smile despite the lines

I drew for you

Cause every time I'm slipping away from myself, You're the one that moves me like nobody else.

Autor: Wenn wir in Zeit und Raum zurückgehen und den biblischen Menschen fragen würden: Wozu ist der Mensch da? Was ist der Sinn seiner Existenz? - dann würden wir in etwa diese Antwort bekommen: Gott, der Schöpfer, wollte ein Gegenüber, ein Wesen, das ihn lobt, das ihn preist, das ihm Ehre macht. Dieses Wesen, dieses Gegenüber ist der Mensch. Er ist da zum Lobe Gottes. Darin entspricht er sich. Darin kommt er zu sich selbst. Darin liegt der Sinn seiner Existenz.

Diese Sicht teilt Paulus. Aber vor dem Hintergrund von Terrorgruppen wie Boko Haram und Islamischer Staat, auch vor dem Hintergrund mancher Äußerungen im Umfeld der Pegida Demonstrationen zeigt sich das Besondere und Hochaktuelle an seiner Botschaft: Gott wird nicht dadurch geehrt, dass ich den, der anders oder auch gar nicht glaubt, ausgrenze und am Ende vernichte. Paulus geht mit seinen Gedanken in die entgegengesetzte Richtung. Er sagt: Es ist genau umgekehrt: Der allmächtige, ewige Gott wird da gelobt, wo wir uns in der Tiefe unseres Daseins von ihm annehmen lassen. Und dann, aus dieser Erfahrung unbedingten Angenommenseins heraus, uns selber auf den Weg machen, andere anzunehmen. Gott wird Ehre zuteil auf dem Weg der Liebe. Nirgendwo sonst. Gott ehren heißt lieben. Nichts anderes.

Musik 4

Autor: Was wünsche ich mir und anderen - bei einem Jubiläum, zum Geburtstag oder einfach so? Statt „Hauptsache gesund“-, sage ich ab heute: Hauptsache Beziehungen. Hauptsache Beziehungen, in denen etwas von der Essenz der göttlichen Liebe aufleuchtet. Wo ich Respekt und Wertschätzung spüre und gebe. Wo ich selbst dann, wenn sich meine persönliche Lebenssituation verdunkelt, helle Momente des Glücks, der Dankbarkeit und der Zuversicht entdecke. Wo mich jemand hält und ich jemanden halte.

Wie ich dahin komme? Ich bleibe täglich auf der Suche nach diesem Juwel der Liebe. Wandern Sie doch mit auf diesem Weg, damit die Welt lebenswerter und liebenswerter wird.

Ihr Pfarrer Roland Hosselmann aus Lippstadt.

Musik 5 ganzer Song

Benutzte Literatur:

( 1 ) Roberta De Falco, Die trüben Wasser von Triest, aus dem Italienischen von Luis Ruby, München 2014 (Zitat S. 175).

( 2 ) Eberhard Busch, Karl Barth´s Lebenslauf, München, 4. Aufl., 1986.

( 3) Otfried Hofius, „Für euch gegeben zur Vergebung der Sünden“. Vom Sinn des Heiligen Abendmahls, in: Ders., Neutestamentliche Studien (WUNT 132), Tübingen 2000, 276-300.

(4 ) Ansgar Hörsting, Gedanken zur Jahreslosung 2015, http://feg-limburg.de/index.php?id=135.

Musik 1-5:

Track 5 With Love vom Album With love, Interpretin: Christina Grimmie, Komponist / Texter: Christina Grimmie, C. Todd Nielsen, (Copyright Songtext: Sony/ATV Songs LLC, Voltron Publishing Lyrics), CD-Verlag: Christina Grimmie 2013. (ohne LC)

You called me out and taught me tough

With love, with love.

You fought my flaws, my teeth, my claws

With love, with love.

Cause every time I'm slipping away from myself,

You're the one that moves me like nobody else.

Cause when I'm down and I'm done,

And I'm coming unplugged

When I'm ready to fall

You're the one always holding me up

With love

Oh no no

Your tongue won't tie, you'll always find

The truth yeah you do

But still you smile despite the lines

I drew for you

Cause every time I'm slipping away from myself,

You're the one that moves me like nobody else.

Cause when I'm down and I'm done,

And I'm coming unplugged

When I'm ready to fall

You're the one always holding me up

With love

Love, Love, Love, Love

Cause when I'm down and I'm done,

And I'm coming unplugged

When I'm ready to fall

You're the one always holding me up

With love

Cause when I'm down and I'm done,

And I'm coming unplugged

When I'm ready to fall

You're the one always holding me up

With love

Source: http://www.directlyrics.com/christina-grimmie-with-love-lyrics.html

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