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Kirche in WDR 5 | 30.03.2015 | 06:55 Uhr

Was ist der Mensch?

Guten Morgen! Die stille Woche vor Ostern hat begonnen. Christen bedenken den Weg Jesu ans Kreuz. Als Retter wurde Jesus bejubelt. Wenig später als Verbrecher getötet. Durch Menschen wie Sie und mich.

„Man ist schließlich auch nur ein Mensch!“: Im Supermarkt an der Kasse hörte ich das vor kurzem. Vor mir in der Warteschlange stand eine Mutter mit ihrem Kind. Wir kamen an die verlockenden Regale mit Kaugummis, Überraschungseiern, Bonbons, Schokolade, Gummibärchen. Kein Wunder: Der kleine Junge fing an zu bitten und zu betteln. Doch die Mutter blieb hart. Der Junge begann zu quengeln, wurde schließlich weinerlich. „Nur einen kleinen Lutscher!“ Konsequent hielt die Mutter ihren Widerstand durch. Plötzlich stampfte der Kleine auf und krähte mit puterrotem Kopf durch den Laden: „Du blöde Mama!“.

Zack – landete ein Schlag in seinem Gesicht. Und zack – noch einer. „Bist du jetzt still“, zischte die Mutter – und schlug ein drittes Mal zu. Zack – wieder ins Gesicht. Mir stockte der Atem. Ich muss die Frau so entgeistert angesehen haben, dass sie ihrerseits erschrak und stammelte: „Man ist schließlich auch nur ein Mensch.“ Hilflos klang das. Irgendwie verzweifelt auch. „Ich habe eben die Nerven verloren, das kommt vor“, stand ihr ins Gesicht geschrieben, „mein Tag war anstrengend, da geht´s schon mal mit einem durch."

„Man ist schließlich auch nur ein Mensch.“ Ich habe den Satz auch schon gesagt. Rechtfertigen soll er; entschuldigen: „Ich habe eben meine Grenzen; jeder Mensch macht Fehler und tut anderen Unrecht.“

Ja, das stimmt. Ich weiß es von mir selbst. Besonders in Situationen, die mich überfordern. Da braucht es gar nicht viel, um die Würde eines anderen Menschen zu verletzen. Und es geschieht schnell. Da reicht ein Klaps, ein Satz, ein schnelles Wort. Es stimmt: „Man ist schließlich auch nur ein Mensch.“

Und doch: In dem Satz schwingt etwas Gefährliches mit. Er achtet den Menschen gering. Und den Mitmenschen auch. Der Satz entlässt mich selbst aus meiner Verantwortung. „Was ist der Mensch, dass du, Gott, seiner gedenkst? Du hast ihn herrlich erhoben zu dir, hast ihn erwählt dir zum Freund und Gehilfen.“ (Psalm 8,5)

So ruft es ein Mensch staunend aus – in einem alten Gebet der Bibel. Du, Gott, denkst an ihn: Das ist der Mensch. Du, Gott, hast ihn erwählt, zu deinem Gegenüber: Das ist der Mensch. Was für eine Auszeichnung! Höher geachtet kann ich gar nicht sein. Solche Hochachtung in Gottes Augen bringt Verantwortung mit sich. Verantwortung für meine Mitmenschen, die ebenso hoch geachtet sind.

Jeder der Flüchtlinge, die zu Tausenden im Mittelmeer ertranken; jeder der Menschen, die in der Ostukraine ihr Leben verloren; jeder der Zahllosen, die im Krieg oder bei einer Katastrophe sterben: Gott kennt sie mit Namen.

Was ist der Mensch? Wie in einem Brennglas sehen es Christen in dieser Woche vor Ostern: Zum Guten gerufen – und zu Schlimmem fähig. Gegenüber Gottes ist der Mensch – und kann zu Gottes Verräter werden. Mit unverlierbarer Würde ausgestattet – und auf Vergebung angewiesen. Selbst im Tod nicht von Gott verlassen.

Das ist der Mensch. Gott sei Dank!

Eine gesegnete Karwoche wünscht Ihnen Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.

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