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Kirche in WDR 5 | 04.04.2015 | 06:55 Uhr

Was tun, wenn man nichts mehr machen kann?

Ein Tag vor Ostern – guten Morgen! „Das kannst du vergessen.“ „Das bringt nichts mehr.“ „Da kann man nichts machen.“ Wann haben Sie das zum letzten Mal gedacht oder gesagt? Gar nicht so selten kommt es vor, dass mir so ein Satz durch den Kopf und über die Lippen geht.

Oft hat es lange gedauert, bis ich so weit war; oft fiel´s schwer, es mir selbst einzugestehen. Manchmal hat es richtig wehgetan. Aber dann wird irgendwann klar: Es ist aus; aus und vorbei. Und es tut gut, das auch auszusprechen: „Das kannst du vergessen.“ „Das bringt nichts mehr.“ „Da kann man nichts machen.“

Nur: Ist das, was aus ist, auch wirklich vorbei? Und ist das, was vorbei ist, auch wirklich schon aus?

Heute ist Karsamstag. Im Gedächtnis der Kirche der Tag, nachdem Jesus am Kreuz starb. Es ist ein Tag, an dem fast nichts geschieht und von dem fast nichts erzählt wird in den Jesusgeschichten der Bibel. Tot ist tot. Was kann man schon tun, wenn man ohnehin nichts mehr machen kann? Und was gäbe es da zu erzählen? Begraben mussten sie Jesus – und die Hoffnung gleich mit. Das ist keine große Geschichte.

Da gab es einen Mann, der Jesus vom Kreuz nahm und ihn begrub. Von ihm erfahren wir wenig. Dass er von Beruf Ratsherr war, wissen wir; dass er Josef hieß und aus Arimathäa stammte. Dieser Josef von Arimathäa hat sich gekümmert: Die Formalitäten erledigt, die Leiche fertig gemacht, das Grab hergerichtet und Jesus begraben. Einer muss es ja machen.

Nüchternes Handwerk und eine nüchterne Aufzählung. Mitten darin gibt es noch sechs weitere Worte über diesen Mann. Einen kleinen Satz nur; er lautet: „Der wartete auf das Reich Gottes.“

„Der wartete auf das Reich Gottes.“ Ein merkwürdiger kleiner Satz. Wie aus der Zeit gefallen klingt er. Beinahe menschenverachtend in dieser Situation.

Jesus ist tot. Und was immer zu hoffen gewesen war; was immer die Menschen erwartet hatten von diesem Jesus: Jetzt war es aus. „Das kannst du vergessen.“ „Das bringt nichts mehr.“ „Da kann man nichts machen.“

Was tun, wenn man nichts mehr machen kann? Josef weiß nichts von Ostern. Aber er wartet noch immer. Oder erst recht. Oder trotzdem. Und obwohl oder weil er das tut, begräbt er den, von dem nichts mehr zu hoffen ist. Steht bei Behörden an, die den Leichnam freigeben müssen. Zieht Nägel aus Balken und Gliedmaßen. Hält den elenden Anblick aus – und seine eigene Ohnmacht. Umwickelt den Körper und gibt ihm alle Würde, die möglich ist. Noch immer und trotzdem und jetzt erst recht.

Es ist gut einzusehen und zuzugeben, wenn nichts mehr geht. Es ist wichtig, sich selber nichts vorzumachen. Es ist heilsam loszulassen, was ich nicht halten und festhalten kann. Und doch: Eine Hoffnung zu begraben ist etwas anderes, als die Hoffnung fallen zu lassen.

Morgen ist Ostern. Neues Leben erwächst aus dem Grab. Ob ich manchmal zu schnell fertig bin mit dem und mit denen, wo man nichts mehr machen kann?

Einen gesegneten Karsamstag wünscht Ihnen Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen

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