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Das Geistliche Wort | 03.05.2015 | 08:40 Uhr

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Umbrüche

Musik 1: Track 2 Komm, lieber Mai und mache die Bäume wieder grün von CD Spielt deutsche Volksweisen '...Amsel, Drossel, Swing & Funk...' (Liedgut), Interpreten/Komp./Arrangement: Joe Kienemann Trio, Erscheinungstermin: 1. Juni 2001, Label: Yvp music, Verlag / Copyright: (p) Fenn Music Service GmbH, ASIN: B006ZNBY1K

Autor: Weiße Blüten, blauer Frühlingshimmel. Ein blühender Apfelbaum auf einer Wiese. Neben dem Baum ein Weg im Gras. In sanften Kurven verschwindet er hinterm Horizont. “Was dieses Jahr auf mich wartet?“, fragt mich die alte Dame, die ich zum Geburtstag besuche und hält mir die Frühlings-Postkarte mit Baum und Weg entgegen. „Was dieses Jahr wohl auf mich wartet?“ – Das Frühjahr und ganz besonders der Monat Mai, die riechen nach Aufbruch. Umbruch. Raus aus der alten Winterhaut. Rein ins neue Leben. Den neuen Lebensabschnitt. Das neue Lebensjahr. Die Beziehung. Den neuen Job. Die Uni oder die Lehrstelle. Guten Morgen, ich bin Rainer Withöft, Pfarrer in Remscheid-Lüttringhausen.

Musik 1 nochmal

Autor: Einige Wendepunkte auf dem Lebensweg liegen ganz bewusst im Frühling. Die Konfirmation zum Beispiel. Und auch für Hochzeiten ist der Frühlings-Termin beliebt.

Der Wonnemonat Mai verleitet viele Paare, sich vor Gott und ihren Familien das Ja-Wort zu geben. Ein Neuanfang unter Gottes Segen bei Vogelgezwitscher und blühenden Bäumen, sattgrünen Sträuchern und Hochzeitsrosen. Diese Momente bleiben ein Leben lang in Erinnerung, inklusive Kuss und Tränen vor Glück.

Und einige feiern im Mai Konfirmation. Das ist heute oft ein Fest der Superlative: An Banknoten haperts da nicht, der vierstellige Euro-Betrag sollte am Ende schon zusammenkommen. Man schenkt mittlerweile am liebsten Geld nach dem Motto: Damit er oder sie sich einen größeren Wunsch erfüllen kann. Auch ich begleite Jugendliche zur Konfirmation. Jedes Jahr sind es knapp dreißig Jugendliche.

Woche für Woche sprechen und diskutieren wir über Jesus und Gott, den Sinn des Lebens und Diakonie, Bibel und Ökumene, Kirchenfeste und Glaubensgewissheit. Manche Fragen bleiben unbeantwortet. Letzte Glaubensgewissheit kann es nicht geben. Doch merke ich bei vielen Jugendlichen am Ende unserer gemeinsamen Zeit: Sie haben gemerkt, dass es sich lohnt, sich weiter mit diesen Themen zu beschäftigen. Zur Konfirmationsfeier dann gibt es oft Tränen der Rührung, sentimentale Momente beim Abschied voneinander. Für Manche bedeutet der persönliche Segen bei der Konfirmation viel. Und wenn später die Gäste ihre Geldgeschenke überreicht haben, wissen alle doch: Es geht heute um viel mehr als ums Geld.

Musik 2: Track 10 One bread, one Cup von CD Songs For Communion (Worship Leaders Ressource), Interpret: Jesse Manibusan, Label: spiritandsong.com, Verlag/Produzent: (Copyright) 2010 spiritandsong.com®, a division of OCP, 5536 NE Hassalo, Portland, OR 97213, Veröffentlicht: 2011. ASIN: B005NW6PM2

Autor: Konfirmation als Wunscherfüllungsfest? Konfirmation – das ist erst einmal eine Art Meilenstein auf dem Weg zum Erwachsenensein. Und dieser Meilenstein zeigt an: Bei diesem Fest geht es um Veränderung. Aus Kindern werden Jugendliche, aus den einst Kleinen werden Heranwachsende, aus Puppe und Spielzeugauto werden I-Phone und Tablet, aus Kindergeburtstag und „Mama, bringst du mich ins Bett?“ werden Shopping-Events. „Es ist eine Zeit der Umbrüche.

Musik 3 = Musik 2

Autor: Umbrüche – das ist ein schillernder Begriff. Es gibt die Umbrüche in meinem Leben, die ich selbst herbeirufe, die ich erwarte, erhoffe, erbitte und manchmal auch selbst ermögliche.

Zum Beispiel den Schulabschluss, heute mit Motto-Tagen garniert. Die Schüler der Abschlussklassen verkleiden sich als Mafiosi oder Politiker, als Punker oder Penner, als Märchenfiguren oder Serienstars. Und die ganze Schule soll es mitkriegen! Manche Schülerin, mancher Schüler investiert angeblich mehr Zeit und Aufmerksamkeit mit der Anfertigung der Kostüme und der Aktionen der Motto-Tage als mit der Vorbereitung für die Abschlussklausuren und mündlichen Prüfungen. Es ist eben wichtig, den Übergang von einem Lebensabschnitt in den anderen zu gestalten, zu feiern, zu zelebrieren.

Musik 4: Track 12 In This Place von CD Songs For Communion von CD Songs For Communion (Worship Leaders Ressource), Interpret: Trevor Thomson, Label: spiritandsong.com, Verlag/Produzent: (Copyright) 2010 spiritandsong.com®, a division of OCP, 5536 NE Hassalo, Portland, OR 97213, Veröffentlicht: 2011. ASIN: B005NW6PM2

Autor: Aber auch andere Umbrüche kennzeichnen mein Leben. Da sind die Beziehungen, die ich im Lauf des Lebens eingehe. Freundschaften, eine Partnerschaft oder Ehe und Zweckgemeinschaften zuhause oder am Arbeitsplatz. Da entschließen sich zwei, zusammenzuziehen. Oder man fängt einen neuen Job an und arbeitet gemeinsam an einem Projekt, an einem Produkt oder einer Idee. Durch den regelmäßigen Austausch mit den Frauen und Männern, mit denen ich Gemeinschaft auf Zeit verbringe, verändere ich mich nachhaltig. Ich lasse mich ein auf das Gegenüber, bringe mich ins Spiel. Wir reden, diskutieren und planen miteinander. Und: Ob ich will oder nicht: Ich lasse mich auf ungeahnte Umbrüche in meinem Leben ein, ohne vorher die Konsequenzen und Wirkungen genau einschätzen zu können.

Musik 5 = Musik 4

Autor: Manche Umbrüche kommen fast zwangsläufig im Lauf des Lebens auf mich zu – weil sie eben dazugehören zu einem Menschenleben zwischen Säugling und Greis. Sie fordern mich heraus.

Und andere Umbrüche sind so schwer, dass ich sie kaum aushalten kann.

Als Pfarrer erlebe ich oft die Umbrüche im Leben von älteren Menschen, die mit ihrem Alleinsein kämpfen müssen. Der Partner: verstorben, die Kinder: weit weg, die Gesundheit: nimmt weiter ab, soziale Kontakte werden weniger, der Fernseher kann über all das nicht hinwegtäuschen. Eine ältere Dame erzählte mir, dass sie die Diskussion um das selbstbestimmte Ende des Lebens mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Auch sie hat schon darüber nachgedacht, ob das nicht auch für sie in Frage kommt. Aber dann fehlt ihr der Mut, die Kraft und der Wille. So wacht sie nun jeden Tag wieder neu auf und überlegt, was der Tag wohl bringen mag, bevor sie sich wieder auf die Nachtruhe vorbereitet.

Die schweizerische Nahtod- und Sterbendenexpertin, Elisabeth Kübler-Ross hat sich mit genau diesem Thema beschäftigt. Wenn der Ehemann oder die Mutter stirbt, dann verändert sich auch das eigene Weiterleben. Da bricht etwas ein in ins Leben. Da bricht etwas ein im Leben. Elisabeth Kübler-Ross sagt zu solchen Momenten:

Sprecherin: Wenn man einen Freund oder eine Freundin verliert, wenn man seinen Arbeitsplatz verliert oder wenn man sein Haus, in welchem man fünfzig Jahre seines Lebens zugebracht hat, verlassen muss, um in ein Altersheim gebracht zu werden… gehen viele Menschen die gleichen Phasen des Leidens hindurch: (Schock, Innhalten, Verdrängung, Depression und Akzeptanz). Und dies ist, wie ich meine, der Sinn, warum wir zu leiden haben. Jedes Leid ist eine Wurzel des Wachstums.

(Kübler-Ross, Elisabeth, Über den Tod und das Leben danach, Verlag „Die Silberschnur“, 13. Auflage 1991, S. 28.)

Autor: Das ist aber oft ein weiter Weg und gelingt manchmal nur für Momente des Tages.

Nicht jeder Umbruch im Leben ist ein heilsamer Bruch. Es sind tatsächlich zunächst die unheilsamen Umbrüche, die mich Kraft kosten. Die meine Grenzen bis zum äußersten austesten. Die ich nur mit Mühe überstehen kann. Es sind Umbrüche, an die ich mich in der Regel mehr erinnere als an die erste Liebe oder den Tag des Auszugs aus dem Elternhaus. Da muss ich mich auf einmal mit einer schlimmen Diagnose befassen, Krebs, ein Schlaganfall ohne Vorwarnung - Anzeichen einer massiven körperlichen Veränderung. Ich werde daran erinnert: Mensch, du bist sterblich. Und zwar nicht erst mit 90 Jahren und mehr. In einem alten Gebet der Bibel klingt das so:

Sprecherin: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden, Herr kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig! Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.“ (Psalm 90,12+13)

Autor: Da stirbt zum Beispiel jemand aus der Familie viel zu früh. Und dann muss ich mich mit dem Verlust auseinandersetzen, ob ich will oder nicht. Muss mich der neuen Situation stellen, das Leben ohne den Vater oder die Mutter, die Schwester oder den Bruder fortsetzen, auch wenn das viel Kraft und Energie, viel Mut und Zuversicht kostet, die ich oft in einer solchen Situation nicht habe. Da wird mir etwas abverlangt, was sich vielleicht dann erst in diesen Situationen bildet: Die Fähigkeit unheilsame Brüche im Leben zu ertragen und anzunehmen. Nicht immer gelingt es, eine solche Ausnahmesituation adäquat zu meistern. Oft muss ich die Leere und Ohnmacht in einer solchen Umbruchsituation aushalten lernen.

Oft weiß ich auch einfach nicht, wie ich mit diesen Situationen umgehen soll, was bei einem bevorstehenden schmerzvollen Umbruch zu tun ist. Manchmal zeigen mir andere dann den Weg. Noch einmal Elisabeth Kübler – Ross:

Sprecherin: Eine kleine, an Leukämie erkrankte Susy, die im Krankenhaus im Sterben liegt, mag von ihrer Mutter tagein, tagaus an ihrem Bettchen umhegt werden. Und der Kleinen wird es ganz klar, dass es ihr von Mal zu Mal schwieriger wird, ihre Mutter zu verlassen, die sich hin und wieder über das Bettgitter lehnen mag und ihr manchmal zuraunt: „Liebling, stirb nicht. Tu mir das nicht an. Ich könnte ohne dich nicht leben.“ Diese Mutter – und sie steht stellvertretend für viele von uns – belastet das Gewissen der Sterbenden mit einem Schuldgefühl. Und Susy , […] bittet nun ganz einfach ihre Mutter darum, das Krankenhaus zu verlassen (mit den Worten): „ Mami, du siehst so müde aus. Warum gehst du nicht einfach nach Hause (….) und legst dich schlafen? Wirklich, mir geht es sehr gut!“ – Und eine halbe Stunde später mag bei ihr Zuhause das Telefon klingeln, und jemand aus dem Krankenhaus mag sagen: „Es tut uns sehr leid (…) ihnen mitteilen zu müssen, dass ihre Tochter soeben verstorben ist.“

(Kübler-Ross, Elisabeth, Über den Tod und das Leben danach, Verlag „Die Silberschnur, 13. Auflage 1991, S. 63.)

Musik 6 = Musik 4

Autor: Denken Sie doch einmal an die Umbrüche und Schnittstellen in Ihrem Leben. Wann haben Sie einmal losgelassen? Veränderung zugelassen? Und wie hat diese Veränderung Sie dann verändert? Wenn ich einen Umbruch durchlebt habe, bin ich nicht mehr der, der ich vorher war. Ich habe eine andere Perspektive auf mein Leben. Ich schaue von einem anderen Standpunkt auf das, was schon hinter mir liegt als Wegstrecke.

Viele Male müssen wir alle solche neuen Wegstrecken einschlagen, uns auf Neues einlassen, Herausforderungen annehmen und neue Verantwortung übernehmen. Die Konfirmation ist ein wunderbarer Anfang, Neues im Leben zu beginnen und Veränderung anzunehmen. Den Übergang von Kindheit zum Erwachsenwerden mit einem Fest begehen. Mit Freude, Lachen, Geschenken und vor allem: mit Gottes Segen im Gepäck. Mit einem Zuspruch für mich ganz persönlich, der mir in meinem Leben weiterhelfen soll, wenn es mal wieder schwierig wird. Wenn die Wegstrecke zu mühsam ist oder eine Situation kaum auszuhalten ist. Sich an den Umbruchstellen auf dem Lebenswerg stärken lassen – mit Fest, Musik, Kerzen, gutem Essen, Familie, Wegbegleitern und Freunden drum herum - das ist ein schöner Moment. Und das alles hilft, einen Umbruch als heilsam und wegweisend zu empfinden.

Das gilt für so vieles: die Geburtstagsfeier, die Taufe, die Kommunion oder Konfirmation, die Hochzeit – und sogar bei Kaffee und Kuchen nach der Beerdigung. Die Schulabschlussfeier, der Empfang beim Eintritt in den Ruhestand, der Abschied beim Stellenwechsel, die Party zum Umzug. Und – warum nicht – ein Fest für den Frühling, den Wechsel von Dürre zur Fülle. Und sich vergewissern: Da geht einer mit auf all meinen Wegen. Wenn das Leben eine Wendung nimmt – eine ersehnte und gewollte oder eine ungewollte, erzwungene – dann gibt er Kraft und Phantasie, damit umzugehen. Damit ich meine Straße fröhlich ziehe.

Musik 7 = Musik 1

Autor: …auf dass wir klug werden, mit Gott an unserer Seite – Ihr Rainer Withöft aus Remscheid-Lüttringhausen.

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