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Kirche in WDR 5 | 09.05.2015 | 06:55 Uhr

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Guten Morgen,

sehen Sie auch zuweilen nur noch Sterne? Je mehr umso besser? Wer im Internet ein Buch sucht, einen Urlaub buchen möchte, wer die Adresse eine Arztes recherchiert oder online einen Tisch in einem Restaurant reservieren will, der wird unweigerlich mit Bewertungen in Form von Sternen und Punkten konfrontiert. Von „absolut empfehlenswert“ bis „geht gar nicht“. Es hat sich längst so etwas wie ein eigener Bewertungsslang herausgebildet. Dabei fällt mir kaum noch etwas ein, was nicht bewertet werden kann. Es sind ja nicht nur Shops, Kontaktbörsen, Universitäten oder Campingplätze. Eine große Online-Verkaufs-Plattform ermöglicht nichts weniger als die Bewertung aller zum Verkauf stehender Produkte. Reflexartig fällt der Blick beim Online-Shopping auf die Sterne, ob man will oder nicht. Und würden Sie ein Produkt kaufen, das durchweg schlechte Bewertungskommentare erhalten hat? Würden Sie ein Hotel buchen, das bei seinen Gästen gar nicht gut wegkommt?

Wieso sollte man, wenn es in den heißersehnten Urlaub geht, ein Risiko eingehen? Diese Bewertungsrubriken sind großartig und äußerst hilfreich, und bevor ich einen Urlaub buche, lese ich so viele Gästekommentare wie möglich. Je stärker ein Hotel in meine engere Auswahl gelangt, desto intensiver befasse ich mich mit den festgehaltenen Erfahrungen der anderen. Stetig professionalisiere ich dabei meine Bewertungslektüre. Es ist schon längst nicht mehr so, dass ich einfach drauflos lese und jede Meinung zählt. Der Blick schärft sich. Zum Beispiel gibt es Hinweise in manchen Kommentaren, die dazu führen, dass eine sehr positive Bewertung bei mir genau das Gegenteil erzeugt. Auch bin ich etwas vorsichtiger darin geworden, mich von den Punkten oder Sternen, die ein Hotel insgesamt bekommt, allzu schnell blenden zu lassen. Ich frage oft, was sind das für Leute, die diesen Kommentar geschrieben haben, gibt es irgendwelche Hinweis darauf, wie sie ticken, welche Dinge ihnen wichtig sind.

So positiv gestimmt stieß ich neulich auf einen kritischen Kommentar, der mir zu denken gab. Da fragte einer ob ich wirklich glaube, dass die Erfahrungen wildfremder Menschen mehr wert sein können als die eigene Erfahrung? Reflexartig rief es in mir „Nein, natürlich nicht!“ Selbstverständlich halte ich meine eigenen Erfahrungen für ungemein viel wichtiger. Und um dies zu unterstreichen, war ich drauf und dran, mir ein Leseverbot für Bewertungen aufzuerlegen, und endlich nur noch meinen eigenen Erfahrungen zu trauen – auch auf die Gefahr hin, dann eben möglicherweise in einem wirklich schlechten Hotel zu landen und mich zu ärgern.

Die Erfahrungen der anderen, der wildfremden Menschen – sind sie wirklich so viel geringer zu achten als die eigene Erfahrung? In mancherlei Hinsicht mag das bestimmt zutreffen. Menschen müssen eigene Erfahrungen machen. Zweifellos ist das ungeheuer wichtig. Aber das bedeutet nicht, dass wir die Erfahrungen der anderen geringschätzen müssen.

Ich wage mal einen Vergleich: Der größte Bestseller aller Zeiten, die Bibel, ist eine Ansammlung von bezeugten Erfahrungen. Da haben verschiedenste Menschen unterschiedlichster Kulturen, Zeiten und Mentalitäten quasi Bewertungskommentare abgegeben. Und diese Geschichten kann ich in ihrer ganzen Fremdheit und in ihrer ungeheuren Vertrautheit nachlesen. Sie provozieren, sie trösten, sie verstören, sie richten auf. Meine Kommentare kann ich zwischen die Zeilen der Texte der anderen hineinschreiben. Und vielleicht ist es sogar so, dass mir erst die Erfahrungen dieser wildfremden Menschen neue Wege zu meinen eigenen Erfahrungen eröffnen.

Ach übrigens, denken Sie daran, diese Morgenandacht gleich noch zu bewerten. Sie können Sterne vergeben bis zu fünf Stück. Wenn Sie möchten können Sie auch noch einen kleinen Kommentar loswerden. Nein, halt, bevor sie anfangen nach dem Bewertungsformular zu suchen, es ist ein Scherz. Es gibt keine Bewertungsplattform für Morgenandachten, es lässt sich doch nicht alles im Internet bewerten – zumindest noch nicht.

Kommen Sie gut durch den Tag, Ihre Katharina Klöcker aus Münster.

Copyright Vorschaubild: rosmary CC BY 2.0 flickr

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