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Kirche in WDR 5 | 03.06.2015 | 06:55 Uhr

Gedanke Gottes

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

bei Taufen wird manchmal ein Lied gesungen, das ich auch persönlich ganz gerne mag. Der Text beginnt so: Vergiss es nie, dass du lebst war keine eigene Idee – und dass du atmest, kein Entschluss von dir. Stimmt ja auch. Keiner, weder Sie noch ich, haben beschlossen, zu leben. Wir selber konnten uns nicht den Lebensatem schenken, der in uns schlägt. Das Lied geht dann so weiter: Vergiss es nie, dass du lebst, war eines anderen Idee, und dass du atmest, sein Geschenk an dich. Stimmt, jedenfalls, wenn man religiös empfindet. Denn dass es Sie und mich gibt, ist für einen religiösen Menschen die Idee eines Anderen gewesen, die Idee Gottes. Und so heißt es dann am Ende des besagten Liedes auch: Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder dur, du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu – du bist du – das ist der Clou – ja, der Clou, der Clou bist du.

Für mich als Priester, aber vor allem als Christ ist es ganz wichtig, jeden Menschen, dem ich begegne, so anzuschauen: Du bist ein Gedanke Gottes. Natürlich fällt es manchmal schwerer und manchmal leichter wie im Lied hinzuzufügen: ein genialer Gedanke. Aber erst einmal ist jeder Mensch ein Gedanke Gottes. In der Theologensprache heißt das dann: Gottebenbildlichkeit. Und übersetzt in politische Kategorien: Menschenwürde. Bei den vielen Auseinandersetzungen, die es in unserer Gesellschaft um fast alle Themen des menschlichen Lebens heute gibt, ist diese Überzeugung hoffentlich mehr als der kleinste gemeinsame Nenner: dass jeder Mensch eine unbedingte Würde hat – und für religiös eingestellte Menschen kommt diese Würde eben daher, dass jeder Mensch ein Gedanke Gottes ist – egal, ob das Lebenslied gerade in Moll oder in Dur gesungen wird. Sie und ich sind ein Gedanke Gottes – und das gilt in guten und in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit.

Es scheint so, dass immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft dieses Vertrauen nicht mehr haben oder nie gefunden haben. Es wäre für die Christen und die Kirchen eine ganz wichtige Aufgabe, Menschen in diesem Vertrauen zu stärken, dass ihr Leben ein Entschluss Gottes ist. Denn wenn ich so auf mein Leben schaue, dann verändert sich die gesamte Perspektive. Dann werde ich dankbarer dafür, dass es mich gibt – und die vielen Menschen um mich herum. Dann werde ich offener für die Idee, dass ich einmalig bin in dieser Welt und gerade deshalb unersetzlich. Dann beginnt eine Ahnung in mir, dass Gott durch mich mit meinen oft so begrenzten Mitteln dieser Welt ein einzigartiges Geschenk machen wollte. Und dann finde ich auch leichter die Aufgabe, die nur mir zufällt in dieser Welt und in diesem Leben.

Als vor etwas mehr als zehn Jahren Papst Benedikt XVI. in sein Amt eingeführt wurde, hat er diese Überzeugung ins Zentrum seiner ersten öffentlichen Predigt als Papst gestellt. Für mich sind seine Worte ein Ansporn auf allen Feldern, auf denen ich als Priester tätig bin, zu handeln. Papst Benedikt sagte damals: „Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist Frucht eines Gedankens Gottes. Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht.“ Ich will nicht verschweigen, dass es vielen Menschen schwerfällt, das so zu sehen. Und es gibt in jedem Leben ja tatsächlich genug gute Gründe dafür, in Moll zu empfinden, streckenweise oder manchmal auch als Grundstimmung. Aber es wäre schon viel damit getan, wenn jeder sich bemüht, den Menschen, die einem den Tag über so über den Weg laufen, so gegenüberzutreten, in der Haltung, dass jeder ein Gedanke Gottes ist.

Vielleicht können Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, das ja heute einmal versuchen. Einen gesegneten Tag wünscht Ihnen aus Paderborn Ihr Domvikar Michael Bredeck.

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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