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Kirche in WDR 5 | 02.07.2015 | 06:55 Uhr

Der unmögliche Ort Gottes

Guten Morgen!

Eine Woche lang war ich damals mit einer Gruppe in der Felsenwüste des Sinai unterwegs. Unsere Begleiter waren Beduinen - praktizierende Muslime. Streng hielten sie – vor allem die Alten - ihre Gebetszeiten ein und ermutigten uns, ebenfalls so zu tun. Unsere Achtung vor ihrer tiefen Frömmigkeit wurde täglich größer.

Wir beteten derweil Psalmen und lasen im Buch Exodus die aufregende Geschichte von Mose, dem flüchtigen „Politmörder“. Am Hof das Pharao aufgewachsen kannte er die Dienste der Priester. Er kannte die Tempel und ihre Liturgien, in denen sich Pharao, Priester und Volk der Gunst der Gottheiten versicherten.

Mose, das Adoptivkind einer Pharaonentochter, war dann aber Hirte eines midianitischen Priesters geworden. Ein deutlicher Abstieg. Aber er war ein „guter Hirte“, sagt eine jüdische Legende:

Sprecherin:

Eines Tages kam ein Zicklein von der Herde ab. Mose ging ihm eilig nach und fand es an einem Abhang, wo es an einer Quelle trank. „ Armes Zicklein“ sagte er, „ weil dich dürstete, flohst du? Nun bist du wohl auch müde?“ Er nahm es auf die Schulter und trug es zur Herde zurück. Da sprach Gott: „Wie er mit einem armen Zicklein Erbarmen hatte und es auf seinen Schultern trug, um seine Müdigkeit auf sich zu nehmen, so wird er auch Erbarmen haben mit meinem armen Volk und es im Herzen tragen...“ Denn bevor Gott seinen Königen und Propheten Menschenherden anvertraut, vertraut er ihnen, um sie zu erproben, Herden von Vieh an.“

(Egmond Fleg, „Mose“, o.J., S. 25; nach Ex. r., II, 2 -in Gradwohl, 101).

Um Hirte Israels zu werden, musste Mose einen Schritt über das Ziel, die Steppe, hinausgehen: „… er kam zum Gottesberg Horeb. D o r t erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug“ (Ex 3,2). Nicht in einem Heiligtum, nein, an dorniger, unansehnlicher Stelle findet diese Gotteserfahrung des Mose statt.

Die moderne Aufklärung könnte das nicht drastischer ins Bild setzen.

Das traditionelle, religiöse Denken ist „dual“. Das bedeutet: Es teilt die Welt in Gottbezirke und Nicht-Gottbezirke ein. In unheilige und heilige Orte. Die Orte der Heiligung werden von religiösen Menschen oft aggressiv gegen die Welt abgegrenzt. Dies sei notwendig, um das Heilige zu schützen, sagen sie. Die Zweiteilung verführt den Menschen zu einem Denken in „Gut und Böse“; sie macht aus dem einen Menschen ein „Gotteskind“ und dem anderen einen „Satansbraten“ (Ulla Hahn) – gegen den Willen des Schöpfers.

Nicht einmal an der Schnittstelle zwischen heiligem und unheiligem Ort offenbart sich Gott dem Mose. Er lässt sich mitten in der Wüste sehen.

D i e s e Offenbarung verwandelt einen total dämonischen Ort, den ein religiöser Mensch normalerweise meiden soll, in einen Ort der Heiligung. Das sahen offenbar auch unsere muslimischen Begleiter so, wenn sie sich im Gebet dreimal am Tag zu Boden warfen.

Sprecherin:

Ein Heide fragte einst einen Rabbiner: „Warum wählte Gott einen Dornbusch, um darin zu erscheinen?“ Er antwortete: „Hätte er sich in einem Johannisbrotbaum oder einem Feigenbaum gezeigt, hättest du mir dieselbe Frage gestellt. Aber es wäre falsch, dich ohne Antwort gehen zu lassen. Also werde ich dir sagen, warum es ein Busch war: Um dich zu lehren, dass kein Ort ohne Gottes Gegenwart ist, nicht einmal ein armseliger Dornbusch.“ (Midrasch)

Vor Gott sind wir an keinem Ort sicher. Selbst an unmöglicher Stelle und in unmöglichen Situationen kann das Göttliche in unseren Alltag einbrechen. Das ist wunderbar.

Vielleicht ereignet sich Gott für Sie ja an diesem Tag da, wo sie ihn gar nicht vermuten.

Das jedenfalls wünscht Ihnen Pfarrer Wilhelm Bruners aus MG.

Sprecherin:

aus dem dornbusch die stimme

stimme eines unhörbaren lautes

und vor dem dornbusch

die frage des propheten mose

seine widerständige frage:

wer bist du? wie ist dein name?

widerständig die antwort:

ich bin der ich bin

ich bin mein name

und mose hört und spricht

und gott spricht und hört

und beide brennen und

verbrennen nicht

w.bruners

Copyright Vorschaubild: Gebhard Fugel wikipedia

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