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Kirche in WDR 5 | 07.10.2015 | 06:55 Uhr

Heimat – eine Spurensuche

Liebe Hörer und Hörerinnen,

Sie haben heute Morgen das Radio eingeschaltet und gehören damit vielleicht zu denen, die regelmäßig bestimmte Sendungen im Radio hören oder im Fernsehen anschauen. In dieser Woche bringt die ARD im Rahmen ihrer Themenwoche ganz verschiedene Beiträge zum Thema Heimat. Vor Jahren habe ich bei WDR5 eine Sendung entdeckt, die von ihrem Ursprung her eng mit dem Themenfeld „Heimat“ verknüpft ist. Jeden Sonntag wird sie ausgestrahlt: Das Osteuropa-Magazin. Es bringt interessante Berichte zu aktuellen und historischen Themen aus Ost- und Mitteleuropa, zwischen denen Musik aus diesen Teilen Europas erklingt. Bis vor 2 Jahren hieß die Sendung „Alte und neue Heimat“. Und unter diesem Titel lief sie seit 1953. Gemacht war die Sendung für die Generation meiner Eltern. Für Menschen, die wie meine Mutter aus dem Ermland, dem ehemaligen Ostpreußen, fliehen mussten oder vertrieben wurden. Jeden Sonntag bekamen die Vertriebenen Nachrichten aus ihrer „alten Heimat“. Aber: Die Erlebnisgeneration derer, die selbst aus der Heimat über das Eis des Frischen Haffs, mit dem offenen Güterzug über das Land oder mit dem Schiff über die Ostsee fliehen mussten, stirbt langsam aus. Und damit ändert sich allmählich auch der Zugang zu diesem Thema.

Die nachwachsende Generation, liebe Hörerinnen und Hörer, geht nun anders, vielfach auch unverkrampfter mit der Geschichte um. Jahrzehnte lang war alles, was mit der deutschen Vergangenheit im Osten zu tun hatte, unpopulär und galt als ewiggestrig und heikel. Nun aber gibt es – wie viele Buchveröffentlichungen und Medienberichte zeigen – ein neues Interesse an der Heimat der Eltern und Großeltern, und auch ich selbst habe mich auf eine Spurensuche nach der Heimat meiner Eltern begeben.

Es ist eine große Suchbewegung, die ich derzeit wahrnehme: Plötzlich haben die Jüngeren angefangen, sich für die Erlebnisse ihrer Vorfahren zu interessieren und sich mit ihrer Familiengeschichte zu beschäftigen, weil sie gemerkt haben, dass diese auch ein Teil ihrer eigenen Geschichte ist. Gleichzeitig haben viele auch begonnen, sich der Geschichte, Kultur und der religiösen Tradition eines Gebietes in Europa zu widmen, das lange vergessen war. Während ihre Eltern noch von Sehnsucht nach der alten Heimat getrieben Richtung Osten reisten und deshalb oft als „Heimwehtouristen“ belächelt wurden, fahren ihre Nachkommen nun aus anderen Gründen in die schlesischen, böhmischen oder ostpreußischen Heimatorte ihrer Eltern und Großeltern: Sie suchen nach den Wurzeln ihrer Familiengeschichte und damit eigenen Identität. Aus dieser Spurensuche sind wunderbare autobiographische Erzählungen hervorgegangen. Einfühlsam und humorvoll beschreibt beispielsweise Petra Reski in ihrem Buch, „Ein Land so weit“, wie sie einen neuen Zugang zu der Heimat ihrer Vorfahren, aber auch zu sich selbst gefunden hat. Dabei spielen auch die Begegnungen mit den Menschen eine Rolle, die heute etwa in Pommern, Siebenbürgen und Schlesien eine neue Heimat gefunden haben. Sie zeigen, wie Annäherung, Verständigung und Versöhnung im Kleinen – jenseits der großen Politik gelingen kann. Denn so wichtig die Verträge und Vereinbarungen zwischen den Völkern sind, so wichtig sind auch die persönlichen Begegnungen zwischen den Menschen auf Augenhöhe. Deshalb ist die Spurensuche auch damit verbunden, Wege des Austausches, eine gemeinsame Aufarbeitung der Geschichte und einen dauerhaften Frieden zu finden.

Jeden Morgen beten Christen weltweit das Benedictus. Ein Gebet, das auf das Lukasevangelium zurückgeht. Darin beten sie: „Lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens!“ (vgl. Lk 1,79) Für mich ist die Spurensuche der Nachkriegskindergeneration in ihrer Vergangenheit ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg hin zu Frieden und Versöhnung in Europa.

In diesem Sinne wünsche Ihnen, liebe Hörer und Hörerinnen, noch einen guten Tag. Ihre Eva-Maria Will aus Köln.

Reski, Petra, Ein Land so weit. Ostpreussische Erinnerungen. Ullstein Taschenbuch Verlag, München 2002, ISBN 978-3-548-60154-0.

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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