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Kirche in WDR 5 | 10.10.2015 | 06:55 Uhr

Unsere Heimat ist im Himmel! (Phil 3,20)

Guten Morgen,

Ich besuche gern Friedhöfe. Wenn ich das gelegentlich in einem Gespräch sage, dann werde ich nicht selten irritiert oder fragend angeschaut: Wie kann man nur Freude daran haben, über einen Friedhof zu gehen - den Ort, wo die Toten begraben sind!

Besonders gern gehe ich immer wieder auf die alten Friedhöfe im Ermland, dort wo die ehemalige Heimat meiner Mutter liegt. Einen dieser Friedhöfe liebe ich ganz besonders: wunderschön und ganz still liegt er auf einem Hügel inmitten von Wiesen und Feldern: Er befindet sich am Ortsausgang eines Dorfes, das zwar Nummern an den Häusern hat, aber keine Straßennamen kennt. Von dem Friedhof, der von großen Bäumen eingerahmt ist, hat man einen bezaubernden Blick hinaus in die umliegende Landschaft.

Wenn ich an den einzelnen Gräbern vorbeigehe, dann kommen mir unweigerlich Gedanken in den Sinn, die mich selbst betreffen. Ich fange an mich zu fragen, woher ich komme und wohin ich gehe und was es eigentlich ist, das mich in meinem Leben trägt und hält. Für mich ist es das Gefühl oder vielmehr die Gewissheit, dass Gott immer da ist - für mich da ist. Mit anderen Worten ausgedrückt: Meine Heimat ist im Glauben. In Psalm 23 – im Herzstück – wird das in einem Bild beschrieben: „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir“ (Ps 23,4). Diese Psalmverse haben vor vielen Jahrzehnten einen tiefen Eindruck auf den großen Philosophen Immanuel Kant hinterlassen. Er hat einmal gesagt, dass es nichts gäbe, das ihm einen größeren Trost geben könnte als die vier Worte: „Du bist bei mir“. Dieses tiefe Vertrauen, dass Gott bei mir ist und mich in dunklen Stunden, in meiner Suche nach Sinn und in meiner Hoffnung auf Heilung nicht verlässt, trägt meinen Glauben trotz aller Zweifel, die auch immer wieder auftauchen können. In der Trauerpastoral, in der seelsorglichen Begleitung, kann dieser Hinweis auf einen Gott, der für mich da ist, zu einem Zuspruch, zu einer Zu-Mutung werden, gerade dann, wenn ich unter dem schmerzvollen Verlust eines Menschen und unter Einsamkeit leide.

Und wenn ich, liebe Hörerinnen und Hörer, auf dem alten Friedhof im Ermland schließlich an einem der Gräber aus der Vorkriegszeit stehenbleibe, dann kann ich auf dem Grabstein noch die deutsche Inschrift lesen. Dann stelle ich mir vor, wer dort begraben ist, was für ein Leben die Person wohl geführt hat, und wer alles darum gestanden und den Verstorbenen beweint hat. Fast jedes Mal beginnt die Grabinschrift mit „Hier ruht in Gott…“, und dann folgt der Name. Wie tröstlich doch die Vorstellung ist, dass der Verstorbene seinen Lebensweg vollendet hat und nun ganz bei Gott angekommen ist. „Unsere Heimat (..) ist im Himmel“, so drückt der Apostel Paulus seine Sehnsucht nach der Gemeinschaft mit Gott im Philipperbrief aus (Phil 3,20).

In dem Kirchenlied, „Wir sind nur Gast auf Erden“, das früher fast bei jeder Beerdigung gesungen wurde, werden wir als Gäste auf dieser Erde beschrieben, weil wir hier keinen bleibenden und dauerhaften Ort haben, sondern eines Tages sterben und gehen müssen. Deshalb sind wir gewissermaßen Pilger, die auf der Wanderschaft sind, und die ewige Heimat als Ziel vor Augen haben, die bei Gott ist. Unsere Heimat ist im Himmel. Die letzte Strophe, die ich sehr tröstlich finde, möchte ich Ihnen als „Wort zum Sonntag“ mitgeben: „Und sind wir einmal müde, dann stell ein Licht uns aus, o Gott, in deiner Güte; dann finden wir nach Haus“.

Ich wünsche Ihnen, liebe Hörer und Hörerinnen, einen gesegneten Sonntag und verabschiede mich für diese Woche. Ihre Eva-Maria Will aus Köln.

Bereich Trauerpastoral und Bestattungskultur im Erzbistum Köln:

www.abschied-trost.de und www.trauer-wege.de

Hier finden sich auch Informationen zur Veranstaltungsreihe, „Der lange Schatten des Krieges. Frauenerfahrungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart“.

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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