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Das Geistliche Wort | 25.12.2015 | 08:40 Uhr

Der Sound der Weihnacht

Liebe Hörerinnen und Hörer, gesegnete Weihnachten und einen ruhigen und entspannten Morgen in einer schönen Weihnachtsstimmung!

Wenn man Umfragen glaubt, hängt diese Weihnachtsstimmung vor allem an drei Dingen: Schnee, Gerüchen und Liedern. Das mit dem Schnee an Weihnachten ist in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens ja eher ein Glücksspiel. Das mit Gerüchen und Liedern dagegen weniger, denn meist wird man damit auf Weihnachtsmärkten oder in den Geschäften ja ziemlich gut versorgt. Da muss man sich schon mal ein bisschen fernhalten, um des Dufts von Zimtsternen und Tannennadeln nicht überdrüssig zu werden. Und es wundert einen auch kaum, dass gar nicht so wenig Leute „O du fröhliche“ und „Stille Nacht“ schon nicht mehr hören wollen, obwohl der Advent noch nicht einmal vorbei ist.

In der Gefahr fühle ich mich auch jedes Jahr. Duft und Sound von Weihnachten haben ja nun oft eine Süße und auch Schwere in sich, dass ich davon schnell übersättigt bin – lange vor dem eigentlichen Weihnachtstag. Aber man kann dieser Weihnachtsgefühligkeit ja kaum entgehen. Schlimmer noch: Jede Schlagersängerin und jeder Schauspieler meint ja mittlerweile ein Weihnachtsalbum mit den schönsten Weihnachtsliedern aufnehmen zu müssen. Und meistens gilt: Wer mehr Streicher und Glöckchen unterbringt, hat gewonnen. Schlimmstenfalls werden auch noch rockige E-Gitarren zur Untermalung strapaziert.

Soll das der Sound der Weihnacht sein? Natürlich ist das Geschmackssache, keine Frage. Aber ich möchte nach einem anderen Sound von Weihnachten suchen.

Musik 1: Nils Landgren and Friends – Maybe this Christmas

Vielleicht hat Weihnachten früher weihnachtlicher geklungen, wurde nicht ganz so dick aufgetragen. Ganz zu Beginn muss es jedenfalls mal anders gewesen sein.

In der Bibel steht zum Sound der Heiligen Nacht allerdings nicht allzu viel drin. Von Weihnachten heißt es da lapidar:

Sprecher:

Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

Da kann man sich kaum vorstellen, dass da süße Glocken geklingelt haben. Angespannte Stille eher, das Keuchen der Mutter, beruhigende Worte für sie, schließlich irgendwann das erlösende Babyschreien.

Ich erinnere mich an die Geburt meiner Kinder. Gerade bei der ersten Tochter hat es ganz schön lange gedauert. Aber es ging nichts über den Moment, als sie dann endlich da war, gewogen und untersucht, in eine Decke eingewickelt in den Armen ihrer Mutter. Da war endlich Ruhe, einige Momente, die wie aus der Zeit gefallen waren, endlich das Kind da, irgendwie unfassbar. Und so stelle ich mir den ersten Klang der Heiligen Nacht vor: Erschöpfte, erlöste, aber auch selige Stille. Vielleicht ein ruhiges Lied, ein Dankgebet für die geglückte Geburt, Strohrascheln im Stall. Mehr nicht.

Musik 2: Bugge Wesseltoft – In Dulci Jubilo

Dieser leise Moment, diese beruhigende Stille, die gehört für mich zum Sound der Weihnacht. Es ist der Blick auf das Kind, der so Vieles verändern kann.

Mir selbst war bei der Geburt meines ersten Kindes auf einmal klar, dass ich jetzt für dieses kleine Wesen vor mir, meine kleine Tochter, Verantwortung habe, immer Sorge um sie haben werde, was sich – egal wie es läuft – bis an mein Lebensende wohl nicht ändern wird. Für dieses Kind werde ich mich ins Zeug legen, ein guter Vater sein – völlig klar. Und noch eins war mir klar: Dieses Kind wird nicht nur meine Welt verändern.

Dabei höre ich gelegentlich schon mal den Einwand, dass man in unsere Welt – die nun nicht gerade zu den friedlichsten und schönsten Orten gehört – dass man in diese Welt ja schlecht Kinder setzen könne. Denn man könne kaum erwarten, dass es ihnen dort gut ergehen wird.

In mir ist aber die Überzeugung gewachsen: Jedes neue Kind birgt in sich die Möglichkeit zu einer besseren Welt. Und wie sehr gilt das erst für dieses Christkind, mit dem schon früh die Hoffnungen auf eine bessere Welt, auf ein friedliches Zeitalter verbunden wurden.

In einer der schlimmsten und trostlosesten Zeiten Mitteleuropas, im 30jährigen Krieg, schrieb der evangelische Theologe Paul Gerhardt tatsächlich ein Lied, dass das Kind in der Krippe trotz aller Dunkelheit dieser Zeit als Hoffnung auf eine bessere Welt hinstellte. In einer Zeit, in der gebrandschatzt, abgeschlachtet und vergewaltigt wurde, in der mehr als ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer fiel, stellt er sich in seinem Lied an Jesu Krippe und lässt sich von diesem Kind verändern.

Sprecher:

Ich steh an deiner Krippen hier,

O Jesulein, mein Leben,

Ich komme, bring und schenke dir,

Was du mir hast gegeben.

Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,

Herz, Seel und Muth, nimm alles hin,

Und laß dirs wohlgefallen.

Musik 3: Quadro Nuevo – Ich steh an deiner Krippe hier

So andächtig wie aufgeregt klingt es hier. Manches klingt recht lieblich in meinen Ohren, aber das ist für mich ein Sound der Weihnacht, den ich akzeptieren kann. Weil tatsächlich dieses neugeborene Kind meine Welt verändert, indem es mir mit seiner Geburt verheißt, dass die Welt nicht ohne Hoffnung auf Besserung ist. Weil es selbst ein Teil dieser Hoffnung ist, weil es mit seinem Anblick allein mich schon bessern kann. Der Lieddichter Paul Gerhardt beschreibt ja sehr überzeugend, dass der Anblick dieses Christkinds in ihm den Wunsch auslöst, neu zu werden, sich zu ändern und sich ganz in den Dienst der Hoffnung zu stellen, die dieses Kind in die Welt bringt.

Ein Weihnachtswunder ist das für mich, ein kleines aber mit großen Auswirkungen. Dem Kind in der Krippe gelingt es, Menschen zu ändern, die sich mit ihm beschäftigen, die es anschauen. Von solch einer Begegnung kann ein Frieden ausgehen, den die Engel in der Weihnachtsnacht besingen und den die Hirten in die Welt hinaus tragen, wie es das Weihnachtsevangelium beschreibt:

Sprecher:

Verherrlicht ist Gott in der Höhe

Und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.

Aus diesen Erfahrungen und den Verheißungen von Frieden, die sich an das Kind in der Krippe knüpfen, entstanden viele Legenden von Weihnachtswundern. Sie berichteten davon, dass in der Heiligen Nacht Tiere sprachen und Blumen noch einmal zu blühen begannen. Der Kern dieser Legenden und Wunderberichte aber ist immer gleich: das Kind in der Krippe ist ein Neuanfang für diese Welt, ist ein guter Gedanke, der jedem neu geschenkt wird, der sich diesem Kind zuwendet, oder – wie im nächsten Lied bildlich beschrieben – eine leuchtende Blume, die die Welt neu erhellt.

Sprecher:

Das Blümelein so kleine,

das duftet uns so süß;

mit seinem hellen Scheine

vertreibt’s die Finsternis

Musik 4: Zenobia - En Rose Så Jeg Skyde (Es ist ein Ros entsprungen)

Mit dem Wissen um die Hoffnung, die das Kind in der Krippe zu allen Zeiten geweckt hat, kann ich diesen Klang der Weihnacht jetzt am Weihnachtstag nicht nur ertragen, sondern ich finde ihn jetzt sogar angemessen. Er klingt richtig gut: Jedes Weihnachten verheißt doch noch eine bessere, eine barmherzigere Welt. So klingt Hoffnung! Und, ja, diese Hoffnung produziert womöglich vorwiegend süße und pathetische Melodien, weil sie eben eine Hoffnung ist nach mehr Frieden, mehr Geborgenheit, letztlich einer schöneren Welt.

Für mich darf genau das der Sound der Weihnacht sein. Er muss es sogar. Aber wie bei jeder schönen Musik muss man für sie richtig gestimmt sein. Dafür ist ein Supermarkt der falsche Ort, und die vielen Tage seit Anfang November sind schlicht zu viele Tage. Tatsächlich ist für mich der heutige Morgen zu Hause genau die richtige Zeit und der richtige Ort, damit ich in Ruhe das Weihnachtswunder betrachten und es mir von den vielen Liedern erklären und einrahmen lassen kann.So gestimmt wünsche ich Ihnen eine Weihnachtszeit voll Freude und der Hoffnung auf eine gute Zukunft für Sie und die, die Ihnen am Herzen liegen, auch noch einmal musikalisch ... und da dürfen jetzt auch gerne mal ein paar Glöckchen, Streicher und fette Bläser dabei sein.

Aus Krefeld grüßt Sie Christoph Buysch.

Musik 5: Till Brönner – We wish you a merry Christmas / Joy to the World

Quellen:

Nils Landgren & Friends: Christmas with my Friends, ACT 2006.

Bugge Wesseltoft: It’s Snowing on my Piano, ACT 1997.

Quadro Nuevo: Bethlehem, Glm GmbH (Soulfood) 2013.

Zenobia: I Vintermørkets Hal, 2010.

Till Brönner: The Christmas Album, Boutique (Universal Music) 2007.

Bildrechte: Konzert Thorsten Krienke CCBY-SA 2.0 flickr

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