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Kirche in WDR 5 | 08.12.2015 | 06:55 Uhr

Dringlich oder wichtig?

Guten Morgen! „Wir machen mal ein Experiment“, sagte uns der Coach am Anfang der Fortbildung. Es war ein Seminar, in dem wir lernen sollten, unsere Zeit sinnvoll einzuteilen. Wir machen mal ein Experiment. Dann stellte er eine leere Schale auf den Tisch und legte große Steine hinein - bis sie randvoll war. „Ist die Schale voll?“ wollte er dann wissen. Ja, nickten die Teilnehmer, die Schale ist voll. Da holte er unter dem Tisch ein paar Kieselsteine hervor und füllte sie zwischen die großen Steine. „Ist die Schale jetzt voll?“ „Ja, sie ist voll“, bestätigten wir. Nun nahm er eine Handvoll Sand und ließ ihn in die Schale gleiten. „Und jetzt?“ „Jetzt ist sie endgültig voll.“ „Was lernen wir daraus?“ wollte der Coach wissen, und ein Mann aus der Runde antwortete: „Selbst wenn mein Terminkalender voll aussieht, passt doch immer noch ein Termin dazwischen!“ „Nein“, schüttelte der Coach den Kopf, „wenn Sie nicht die großen und gewichtigen Steine zuerst reinlegen, bekommen Sie gar nichts unter…“

Dafür muss ich ja aber erstmal unterscheiden lernen zwischen großen und gewichtigen Dingen und kleineren, die sich gern als dringlich ausgeben und nach vorne schieben. First things first, sagt man in England. Die wichtigsten Dinge erledige zuerst… Es geht um den Unterschied von dringlich und wichtig.

Wenn es zum Beispiel morgen in mein Wohnzimmer hineinregnet, dann ist es dringlich, dass ich einen Eimer unterstelle, mit dem ich das Wasser auffange. Wichtig ist aber, dass ich das Dach reparieren lasse. Sonst werde ich für den Rest meines Lebens nur noch Eimer austauschen.

Theoretisch ist das schnell klar. Aber mitten im Alltag danach zu handeln, ist enorm schwer. Merkwürdigerweise gelingt es manchen Menschen, Wichtiges von Dringlichem zu unterscheiden, wenn sie schwer erkranken. In guten Zeiten hingegen sind alte Muster und Gewohnheiten zäh.

Wie machen das die Erfolgreichen? Jesus von Nazareth war so einer. In den Evangelien lese ich davon, dass er ungemein erfolgreich war. Die Leute strömten von überall her zu ihm, um ihn zu sehen, zu hören, sich Rat zu holen oder geheilt zu werden. Doch ab und zu hat Jesus „Nein“ gesagt. Hat sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um neue Kraft zu gewinnen. Und dann hat er sich auf das Gespräch mit Gott eingelassen. Jesus wollte hören und Gott fragen: Was ist für die nächste Zeit wichtig und bedeutsam?

Um Wichtiges von Dringlichem unterscheiden zu können, brauche ich Abstand vom Alltag. Manchmal sind größere Pilgerwege nötig – aber kleine Rückzüge brauchen wir regelmäßig, um gelassen zu werden. Das haben die christlichen Mystiker und Mystikerinnen im Mittelalter schon erkannt und das (deutsche) Wort „Gelassenheit“ eigens erfunden. Es bedeutet mehr als nervenstark oder cool zu sein. Es meint: Ich lasse mich darauf ein, Gott zu begegnen. In der Stille. Im Gebet. Im Gespräch mit einem anderen Menschen. In diesem Zwiegespräch mit Gott wird mir klar, welches die großen und wichtigen Steine in meiner Lebensschale sind. Das gibt mir größere Gelassenheit in einem Alltag, in dem mich die kleinen, die scheinbar so dringlichen Dinge vor sich herjagen.

Solche Gelassenheit wünsche ich Ihnen, wünsche ich mir – ganz gleich, ob mitten im Berufsleben oder im Ruhestand oder der Rente. Und alle sieben Tage wieder einen Sonntag, der uns den notwendigen Abstand zur Woche verschafft. Zum Durchatmen und mit Zeit, darüber nachzudenken: Was ist mir wirklich wichtig? Wer mag, probiert es mit dem Zwiegespräch mit Gott. Er ist ein guter Ratgeber.

Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Ihr Pfarrer Michael Opitz aus Düsseldorf.

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