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Kirche in WDR 5 | 22.12.2015 | 06:55 Uhr
Upcycling
Autorin: Guten Morgen!
Zu Weihnachten verschenke ich gerne kleine Überraschungen, die ich schön und sinnvoll finde. Dieses Jahr habe ich im Katalog von Brot für die Welt einen Umhängebeutel aus leichtem Material entdeckt:
Sprecherin: „Ich mache mich klein in Deiner Tasche. Wenn Du mich brauchst, mache ich mich groß“,
Autorin: steht auf einem Anhänger. Bis zu 10 Kilogramm Gewicht kann die Tasche tragen. Sie ersetzt viele, viele Plastiktüten, die man braucht für spontane Einkäufe, für Schachteln mit Essensresten aus dem Restaurant, für ein unerwartetes Geschenk.
„Solche Beutel kann ich doch in jedem Drogeriemarkt kaufen“, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Nein, diesen Beutel gibt es nur einmal bei Brot für die Welt. Auf dem Anhängeschild heißt es:
Sprecherin: „Ich war eine Fahne. Nun bin ich ein Fahnenbeutel... Ich bin ein Unikat und wurde in einer sozialen Einrichtung in Ostwestfalen mit viel Sorgfalt handgefertigt.“
Autorin: Früher war der Beutel also einmal eine Werbefahne für Brot für die Welt. Da standen Slogans drauf wie „Land zum Leben – Grund zur Hoffnung“. Damit machte Brot für die Welt auf seine Aktionen gegen Landraub in den Entwicklungsländern aufmerksam. 2014 im Advent gab es eine neue Aktion: Auf die Fahnen wurde „Satt ist nicht genug“ gedruckt. Seitdem sammelt Brot für die Welt Spenden für Menschen, die zum Überleben gerade genug haben, denen es aber an Vitaminen und nährstoffreichen Lebensmitteln, an Arbeit und Bildung fehlt. Die Fahnen der Vorjahre sind nicht mehr zu gebrauchen. Es sei denn, man verarbeitet den Stoff zu schön aussehenden praktischen Umhängetaschen, jede mit ihrem eigenen Muster. Upcycling nennt man das.
Aufwerten durch Recycling. Man nutzt etwas neu, was nutzlos geworden ist oder dem man nur eine Funktion auf Zeit zugedacht hatte. Denn: Das Material der jetzt unbrauchbar gewordenen Dinge kann ja vielfach und neu genutzt werden. Aus Fahnenstoffen kann man schicke Taschen herstellen.
Upcycling, etwas erhält einen neuen Glanz, weil es für einen anderen Zweck genutzt werden kann.
Wie die Krippe im Stall von Bethlehem. Jeder dachte: Die ist ja nur für das Futter der Tiere da. Ein Gebrauchsgegenstand halt, den man nutzt, solange er funktioniert und der dann in die Ecke gestellt wird und zerfällt. Vielleicht noch als Brennmaterial zu gebrauchen, das war´s.
In der Weihnachtsgeschichte erhält die Krippe neuen Glanz. Sie wird zum Bett für Jesus aufgewertet. Für den Säugling, den Maria im Stall zur Welt bringt und den Josef abgenabelt hat. Für den Säugling, in dem seine Eltern, Hirten und gebildete Sterndeuter Gottes Sohn erkennen – dank der Botschaft der Engel.
Es braucht die Engel, damit Hirten und Sterndeuter und auch Maria und Josef in diesem Baby den Heiland der Welt erkennen und die Krippe als Gottes Bett.
Es brauchte die Phantasie der Designerin Maren Krämer, um zu erkennen, was in den alten Brot-für-die-Welt Fahnen an Gutem steckt. So kreierte sie etwas Neues daraus, das hilft, die Umwelt zu retten: einen Einkaufsbeutel, für dessen Herstellung unbrauchbare Fahnenstoffe vor der Mülltonne gerettet werden und mit dem ich neuen Müll verhindern kann. Das hätte dem Heiland vielleicht auch gefallen.
Maren Krämer erhielt für ihre Neuschöpfung Lob: Man verlieh ihr in Wien den „Re:Design Network Award“. Wer Heiligabend in den Gottesdienst geht, lobt Gott dafür, dass im Stall in der Krippe Gott selbst als Mensch liegt und mit ihm hält, was er versprochen hat: Siehe, ich mache alles neu.
Ihre Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer aus Meschede.