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Kirche in WDR 5 | 29.01.2016 | 06:55 Uhr

Religion in Kurzfassung

Zwei Wochen ist er jetzt her, dieser schreckliche Anschlag in Istanbul: An einem beliebten Touristenplatz in der historischen Altstadt riss ein Selbstmordattentäter Menschen mit in den Tod: Darunter 10 Touristen aus Deutschland. Weitere Menschen wurden verletzt, zum Teil schwer. Schuld daran: Ein fundamentalistischer Islamist.

Mich bewegt dieser Anschlag sehr: Keine vier Monate zuvor stand ich am selben Platz, auch in einer kleinen Reisegruppe, auch am beeindruckenden ägyptischen Obelisken. Wir lauschten den Erklärungen unseres Reiseführers, der an diesem Tag mit uns unterwegs war. Ich hab den Platz und die Atmosphäre noch gut vor Augen. Mir geht durch den Kopf, wie schnell es mit dem eigenen Leben vorbei sein kann. Nicht nur im Urlaub, sondern überhaupt. Ich denke auch an die Angehörigen der Opfer und wie schwer es für sie jetzt sein muss, mit dem plötzlichen Verlust ihrer Lieben zurechtzukommen.

Und ich denke darüber nach, was man leider immer wieder im Zusammenhang mit solchen Selbstmordattentaten hört: „Dieser Islam, diese ganze Religion ist ja auch problematisch. Dass die sowas erlaubt.“ - So oder ähnlich wird es oft gesagt.

Und dann fällt mir wieder unser Wochenendtrip nach Istanbul vor vier Monaten ein und der Stadtführer, der uns den Ägyptischen Obelisken und mehr erklärt hat. Der hatte uns alle beeindruckt. Er war als Jugendlicher im Rheinland aufgewachsen und sprach fließend Deutsch. Er hat uns seine Heimatstadt Istanbul mit ihren Sehenswürdigkeiten gezeigt und das hervorragend gemacht. Als wir an der blauen Moschee anstehen mussten, bevor wir sie besichtigen konnten, fragte er, ob wir nicht die Wartezeit nutzen sollten, indem er uns kurz den Islam vorstellt, seine Religion. Gute Idee, fanden wir. Und so hat er uns in einer Viertelstunde die wichtigsten Grundsätze des Islams erklärt. Und wie der Islam in seiner Familie und bei vielen andern im Alltag gelebt wird. Und er hat hier und da deutliche Worte gefunden: „Selbstmorde sieht Allah nicht gern. Selbstmordattentate aber sind total absurd im Islam. Und: Fundamentalismus hat, wie überall, mit der Ursprungsreligion nichts zutun.“

Klare Worte in Zeiten von fundamentalistischem Terror. Er konnte noch nicht ahnen, dass wenige Monate später, in Sichtweite der Blauen Moschee wieder so ein Attentat passieren würde. Aber er hat das damals in seiner Kurzerklärung für uns gesagt, weil er natürlich um die Einwände weiß, die so eine Reisegruppe hat. Selbst wenn es auch nur unausgesprochen ist: viele Nichtmuslime haben derzeit ihr Urteil gefällt über das, was der Islam lehrt. Die Erklärungen unseres muslimischen Stadtführers waren daher gut und wichtig.

Aber wie ist das bei uns? Grad auch jetzt, wo mit vielen Flüchtlingen, die zu Recht bei uns aufgenommen werden, mehr Muslime neu in unser Land kommen? Wie können wir unsere Kultur und unsere Religion verständlich machen? Die christliche Religion schaut schließlich auch nicht nur auf eine sonnige, gewaltlose Geschichte zurück, darauf müssen wir uns ansprechen lassen. Und auch darauf, warum wir so viele christliche Feiertage im Kalender haben, auch wenn sie für viele Menschen keine inhaltliche Bedeutung mehr haben. Welche Werte sind uns wichtig? Und wie können wir sie vermitteln? Unsere Demokratie, unser Rechtsstaat, der Grundrechte garantiert. Die fallen mir zuerst ein, da wir in dem Sinne kein christlicher Staat sind, auch wenn christliche Werte unser Grundgesetz prägen. Aber egal ob es um gemeinsame Werte in unserer Kultur und unserem Staat geht, oder um meine persönliche Religion: Von all dem kann ich nur sprechen, wenn ich mich in mein Gegenüber reinversetze, so wie unser Stadtführer in Istanbul.

Was weiß derjenige schon? Mit welchen Vorurteilen könnte er, könnte sie unterwegs sein? Muss ich mich entschuldigen, oder darf ich auch mal schwärmen?

Der frühere Bischof von Aachen, Klaus Hemmerle hat einmal gesagt: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“ (Bischof Klaus Hemmerle)

Damit hat es Hemmerle für mich auf den Punkt gebracht: Ich kann jemandem anderen erst von meiner Kultur und meiner Religion erzählen, wenn ich verstehe, was ihm wichtig ist und was ihn bewegt. Eine gute Idee, damit das gelingt: Einfach mal anfangen, miteinander zu reden. Über Kultur- und Religionsunterschiede hinweg.

Dass wir, egal um welches Thema es geht, nicht über die Köpfe der anderen hinwegreden, hofft

Pastoralreferentin Susanne Moll aus Aachen

Copyright Vorschaubild: Susanne Moll

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