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Kirche in WDR 5 | 15.04.2016 | 06:55 Uhr

Zwietracht säen

Guten Morgen, beim Blick auf die Felder im Frühling frage ich mich: Wie kommt es, dass dort augenscheinlich nur das wächst, was da auch wachsen soll? Auf einem Maisfeld steht dann bei der Ernte im Oktober fast nur Mais, auf einem Weizenacker im Spätsommer fast nur reifes Getreide. Wird da so viel Unkrautvernichter gespritzt? Bei mir im Garten wächst auf jeden Fall auch in diesem Jahr wieder viel Unkraut. Angeblich gibt es ja gar kein „Unkraut“, sondern nur „Wildkräuter“. Diese „Wildkräuter“ sprießen aber leider immer da, wo ich sie nicht gebrauchen kann.

Jetzt stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten eine kleine Gartenparzelle und wollten Weizen anbauen. Da kommt nachts einer und streut Unkrautsamen auf den kleinen Acker. Um ihnen zu schaden, Ihnen die Ernte zu vermasseln. Unvorstellbar. Unerhört! So geschehen vor langer Zeit, zurzeit Jesu. Jesus erzählt davon. Es war ein Bauer, dem das passiert ist. Ein Feind wollte ihm schaden. Vielleicht säte er den befürchteten Taumellochsamen, den kannten die Menschen damals nur zu gut. Der Taumelloch, botanisch lolium temulentum, auch Rauschgras genannt, gehört zu der Familie der Süßgräser und sieht am Anfang fast aus wie Weizen. Zum verwechseln ähnlich. Sein alter Name hat wohl etwas mit dem Taumeln zu tun, dem tiefen Loch, in das man fällt, wenn man den Samen zu sich nimmt. Denn: Wenn etwas von dem Samen der Giftpflanze mit dem Weizen zu Mehl vermahlen wurde und die Leute das Brot mit dem Taumellochsamen aßen, ging es ihnen sehr schlecht. Der Same ist sehr giftig und kann sogar tödlich sein. Bei uns ist er fast ausgerottet. Früher aber kam er öfter vor. Wer ihn auf seinem Feld hatte, konnte die Ernte komplett vergessen. Niemand hätte eine große Menge Taumellochsamen zuhause gehabt, um sie auszustreuen. Das wäre viel zu gefährlich gewesen. Jesus übertreibt also wieder einmal, um damit etwas sehr deutlich zu machen. Und er spricht die Ängste der Leute an. Wie das wäre, wenn mit dem Weizen auch diese giftige, weizenähnliche Taumellochpflanze heranwachsen würde, das konnten die Menschen sich wohl denken. Vielleicht wurde ihnen schon bei dem Gedanken daran schwindelig.

Im Thomasevangelium, das nicht zur Bibel gehört aber so alt ist wie die Texte des Neuen Testamentes, steht ein anderer Name für die Taumellochpflanze, von der Jesus spricht: Zizánia. Zizánia ist griechisch. Und im Französischen sagt man bis heute „la zizanie“, wenn von Zwietracht, Zank und Zergeleien die Rede ist. Wo etwas wächst, was da nicht hingehört, entsteht Streit und Uneinigkeit. Es gibt solche Menschen, die Zwietracht säen und sich freuen, wenn die Saat des Streites aufgeht. Wenn aber Streit das Feld beherrscht, ist es schwer, das Gute zu behalten und sich immer wieder zu sagen: Ja, aber es ist doch auch viel Gutes dran. Da steht doch neben der Giftpflanze auch der wertvolle Weizen auf dem Acker. Nein, wenn man streitet, besteht die große Gefahr, dass das Gute auch verloren ist, dass es im Streit übersehen wird. In Zwietracht und Zank lässt man oft kein gutes Haar am anderen. Sollte man deshalb den Streit vermeiden? Jesus meint, nein. Deshalb plädiert er auch dafür, die giftige Taumellochpflanze nicht zu früh auszureißen, sondern erst bei der Ernte. Es muss ein gutes Streiten geben können, in dem jeder bei seinem Kontrahenten das Gute noch sieht und es ihm auch zugesteht. Nicht alles schlecht reden, was gut ist, auch wenn beides zusammen auf einem Acker wächst.

Wenn es Streit gibt heute, dann wünsche ich Ihnen diesen differenzierten Blick auf die Dinge. Es grüßt Sie Albrecht Philipps, Pfarrer aus Ochtrup.

Angeregt zur Auslegung dieser biblischen Erzählung wurde der Autor von: Isabel Hartmann/Reiner Knieling, Gemeinde neu denken. Geistliche Orientierung in wachsender Kompexität, Gütersloh 2014, S. 76-78.

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