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Das Geistliche Wort | 01.05.2016 | 08:35 Uhr

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Wer bin ich?!

Musik 1: I am, what I am anspielen (WDR Archiv-Nr.: 5041291113)

Interpretin: Gloria Gaynor, Komponist: Jerry Herman, Label: CHRYALIS; LC-Nr.: 01626, Best. Nr. 106069

Autor: I am, what I am… Ich bin, was ich bin sang Gloria Gaynor 2003.

Damals schon habe ich mich gefragt: Was heißt das eigentlich: „Ich bin, was ich bin“. Und warum muss die Sängerin das so betonen? Es klingt so, als müsse sie das beschwören: Ich bin, was ich bin. Heute weiß ich: Diese Worte haben eine tiefe und lebensentscheidende Bedeutung und zwar in jeder besonderen Lebenssituation. Denn, wer WER ist, wer ich bin, das ändert sich im Lauf des Lebens unzählige Male

Musik 1: I am, what I am anspielen (WDR Archiv-Nr.: 5041291113)

Interpretin: Gloria Gaynor, Komponist: Jerry Herman, Label: CHRYALIS; LC-Nr.: 01626, Best. Nr. 106069

Autor: Ich bin was ich bin. „Was bin ich?“, so hieß eine Ratesendung aus den 1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dabei ging es nicht um das, was ein Mensch fühlt, erwartet, denkt, spürt oder für andere bedeutet. Es ging ausschließlich um seinen Beruf. Trotzdem hieß die Sendung nicht: „Was arbeite ich?“. Sondern: „Was bin ich?“ Klar, Arbeit ist wichtig. Beruf kann Berufung sein. Auf jeden Fall ernährt er uns. Wer einen Beruf hat, hat Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen, auch wenn er allein lebt. Ein Beruf kann etwas darüber aussagen, wer ich bin oder werde sein will. Am Tag der Arbeit, der heute zufällig auch auf einen Sonntag fällt, will ich mit Ihnen über die Frage nachdenken, die jeden Menschen immer wieder beschäftigt: Was bin ich? Wer bin ich?

Musik 1: I am, what I am anspielen (WDR Archiv-Nr.: 5041291113)

Interpretin: Gloria Gaynor, Komponist: Jerry Herman, Label: CHRYALIS;

LC-Nr.: 01626, Best. Nr. 106069

Autor: Ich bin, was ich bin. Aber: Was bin ich? Immer schon haben sich Menschen über diese Frage Gedanken gemacht, sich ausgetauscht, haben versucht Antworten darauf zu finden. Immer schon haben sie versucht, mehr über sich zu erfahren.

Sprecher: Ich bin und weiß nicht wer,

Ich komm’ und weiß nicht woher,

Ich geh’ und weiß nicht wohin,

mich wundert, dass ich so fröhlich bin.

Wenn ich wüsste, wer ich bin,

wenn ich ging’ und wüsste, wohin,

wenn ich käm’ und wüsste woher,

ob ich dann wohl traurig wär?

(Mario Hené, Ich bin und weiß nicht wer)

Autor: So heißt ein Song aus den 80er Jahren. Mario Hené, ein deutscher Liedermacher, hat ihn gesungen. Vieles was ich getan habe oder tun werde kann ich nicht erklären. Manche Entscheidung habe ich eher unbewusst getroffen. Am besten erkenne ich, was ich bin, in der Gegenwart. Nicht immer will ich das aber wissen. –

Denn manchmal ist die Antwort auf die Frage: Wer bin ich? auch schmerzhaft. Manchmal werde ich durch diese Frage mit Schuldgefühlen konfrontiert. Vielleicht werde ich die Antwort nur unter Tränen finden. Oder es wird mir bewusst, dass ich diese Frage gar nicht beantworten kann: weil ich genau das nicht weiß, wer ich eigentlich bin.

Musik 2: Track 5 Ich bin und weiß nicht wer, Text und Interpret: Mario Hené, von CD: Unter der gleichen Sonne, 1. Januar 1978, Label: Polydor, Copyright: (C) 1978 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH, LC Nummer: 08222.

Autor: Vielleicht sollte die Frage gar nicht so sehr lauten: Wer bin ich?, sondern vielmehr: Wer möchte ich eigentlich sein? Will ich der sein, der ich bin oder doch lieber der, der ich immer schon mal sein wollte? Ein Beispiel: Als Kind wollte ich nicht Feuerwehrmann und Polizist werden, sondern Briefträger. Und das nur, weil unser Postbote damals schon mit dem Auto herumfuhr, um die Post zu verteilen. Den ganzen Arbeitstag einen gelben VW-Käfer fahren dürfen, das hat mich beeindruckt, das wollte ich auch gerne. Heute verteile ich keine Briefe, sondern die Gute Botschaft der Bibel. In meinem Auto liegen keine Postsäcke, sondern Bibel, Talar, Requisiten für die Kinderbibelwoche, Diavorträge für die Seniorenarbeit und die Gitarre für die Kindergartengottesdienste. Und irgendwie hat dann mein Beruf doch was mit dem Kindheitstraumberuf Briefträger zu tun: In der Bibel finden sich auch viele Briefe – sie alle enthalten Hinweise darauf, wer ich sein kann, wenn ich so lebe, wie Christus es vorgelebt hat. Und sie beschreiben, was das bedeutet: für mich, für die Familie, für die Gemeinde.

Musik 3: Track 5 Hallelujah (Piano Instrumental) von CD Hollywood Movie Music Piano Collection, Leonhard Cohen (Komponist), Movie Music Sound (Interpreten), Label: Odeon Records, Copyright: (C) 2014 Odeon Records Ltd.. LC: 18200.

Autor: Wer ich bin? Das erfahre ich oft im Gespräch – mit Freunden oder meiner Frau. Die anderen haben einen ganz anderen Blickwinkel auf mich als ich selbst. Von ihnen höre ich, wie ich auf andere wirke. Oft ist es ja so: Wie ich mich selbst wahrnehme und wie die anderen mich wahrnehmen – das ist nicht das gleiche. Der andere sieht vielleicht etwas von mir, das mir gar nicht gefällt, wo ich mich ertappt oder vorgeführt fühle. Oder: Die andere spricht mir eine Fähigkeit zu, die ich selbst an mir noch gar nicht wahrgenommen habe. Wer ich für andere bin, das kann ich selbst nicht machen oder entscheiden.

Die Frage ist aber: Ist es denn so wichtig, wie die anderen mich sehen? Manchmal verzettle ich mich ja, wenn ich den Wünschen oder Bildern der anderen von mir entsprechen will. Doch wer bin ich tief in meinem Innern? Wozu bin ich bestimmt? Danach fragt jeder Mensch. In der Bibel gibt es einige Geschichten von Menschen, die nach ihrer Mitte suchen, danach, wer sie im Kern sind. Zum Beispiel: Abraham. Gott segnete ihn und rief ihn aus dem Gewohnten heraus. Er schickte ihn in die Fremde In ein Land, das er vorher noch nicht gesehen hatte. Da hat er dann geduldig auf Nachwuchs gewartet. Als der da war, forderte Gott Abraham auf: Du musst mir ein Opfer bringen. Opfere deinen Sohn. Abraham war Gott treu und wollte seinen Sohn schon töten, da griff Gott ein. Alles in allem erlebte Abraham eine turbulente Zeit, es rüttelte ordentlich im Karton.

Undurchschaubare Dinge geschahen. Manchmal wird er sich sicher gefragt haben: Wer bin ich eigentlich? Was will Gott von mir? Warum stellt er mich dauernd auf die Probe, mutet mir so viel zu? – Und dennoch hat Gott ihn durch schwierige Zeiten hindurch geführt, ihm Schutz und Geleit zugesagt, auch wenn das Leben ihm hart zugesetzt hat. Gewiss hat Abraham selber oft nicht gewusst, was für ihn der richtige Weg ist und vor allem: Wer er eigentlich ist. Doch an Gott hat er festgehalten. Und Gott an ihm. Das war die feste Säule seines Lebens.

Musik 3: Track 5 Hallelujah (Piano Instrumental) von CD Hollywood Movie Music Piano Collection, Leonhard Cohen (Komponist), Movie Music Sound (Interpreten), Label: Odeon Records, Copyright: (C) 2014 Odeon Records Ltd.. LC: 18200.

Autor: Wer bin ich? Diese Frage ist so etwas wie eine Lebensbegleiterin. Ich kann vielleicht einmal sagen, was ich beruflich tue, wo ich Zuhause bin oder wer zu mir gehört. Doch die Frage, wer ich eigentlich bin und für wen andere mich halten, wird mich ein Leben lang beschäftigen. Mit fünfzehn beantwortet jeder sie sicher noch ganz anders als mit 23, 50 oder 87. Die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ sagt immer etwas über mein jetziges Befinden, über meine subjektiv empfundene Lebensqualität, über mein Lebensschicksal aus. „Wer bin ich, wer möchte ich sein, wo ist mein Platz im Leben“ erzählt über mein Denken und Fühlen, über mein Empfinden und meine Selbsteinschätzung.In besonderen Lebenssituationen stellt sich die „Wer bin ich“-Frage oft mit großem Ernst. So ging es dem Theologen und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer. Er wurde wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, am 9. April 1945 in Flossenbürg hingerichtet. Er wartete schon auf die Henker, als er in seiner Gefängniszelle wichtige Worte aufschrieb. Sein bevorstehendes Ende hatte er klar vor Augen – und trotzdem zweifelte er nicht an Gott.

Sprecher: Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest wie ein Gutsherr aus seinem Schloss. – Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich spräche mit meine Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten. – Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist. – Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? – Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig., ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge, ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und zu leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen? Wer bin ich? Der oder jener? – Bin ich denn heute dieser und morgen ein anderer? Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling? Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg? – Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. – Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

(Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft. DBW BD. 8 Taschenbuchausgabe, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011 (S. 513-514)

Musik 4: Interpretin/Komponistin: Loreena McKennitt, CD: Book of Secrets, Track 8, Dante's Prayer, Label: Quinlan Road, LC-Nr.: 18421, EAN: 0774213910721

Autor: Wer bin ich, wer war ich und wer werde ich sein. Dietrich Bonhoeffer fragt danach in einer Ausnahmesituation. Doch auch in weniger bedrohlichen Situationen fragt der Mensch danach. - Sogar Gott selbst hat sich einmal zu dieser Frage geäußert und gesagt: „Ich bin der, der ich sein werde“ (2. Buch Mose 3,20). Was meint er damit? Gott kann sich verändern. Er ist wandelbar. Er bleibt in Bewegung. Und der Mensch auch. Wer immer ich jetzt gerade bin – das ist nur eine Momentaufnahme. Leben ist Bewegung. Leben heißt: Aufmerksam bleiben auf das, was im Augenblick nötig ist. Und erkennen: Das bin jetzt ich. Das bist du. Und Gott: Ist der ewig gleiche und doch immer andere.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und mir: Lasst uns aufbegehren, wenn uns jemand festlegen will. Oder wenn wir uns selbst zu sehr festgelegt haben. Ich bin was ich bin. Heute dieser und morgen ein anderer. Möge Gott zeigen, wohin ich mich entwickeln darf.

Musik 5: (WDR Archiv-Nr.: 5048284117) Interpret/Komponist: Jim Croce, Titel: I`ll have to say I love you in a song, CD: WDR-Kompilation, Label: Lifesong, LC-Nr.: 03879 Verlag: Blendingwell Music, Best.Nr.: 27785

Autor: Auf der Suche nach Antworten auf die „Wer bin ich“-Frage, ist es oft leichter zu beschreiben, wer ich NICHT bin. Denn viele Ziele will oder kann ich gar nicht erreichen. Das habe ich an einigen Stellen im Leben schon schmerzhaft erfahren. Reichtum, Berühmtheit, Liebe und Gesundheit kann ich nicht erzwingen. Wer ich wirklich bin – das erkenne ich zum Beispiel im Zwiegespräch mit Gott. Wenn er mir hilft, mich dem mutig zu stellen, was in mir ist. Den guten wie den schlechten Seiten. Und ich erkenne es daran, wie andere auf mich reagieren, was sie mir zurückmelden. Sie sehen mehr und anderes als ich selbst. Noch mehr sieht Gott. Die Wer-bin-ich-Frage muss ich mir nicht jeden Tag stellen. Aber immer mal wieder. So als kleines Update. Damit ich meiner eigenen Entwicklung nicht hinterherlaufe oder gar steckenbleibe in überholten Lebensmustern. Was dabei nicht hilft: der unbarmherzige Blick. Hilfreich ist ein so genannter „gnädiger Blick“ auf mich selbst. Dass ich mir Dinge, Situationen, Erlebnisse verzeihen kann und sie gnädig bewerte. Dass ich mich selbst achte und liebevoll und achtsam mit mir umgehe, wie ich es auch von anderen erwarte. Dann schaffe ich es vielleicht auch, auf die Frage „Wer bin ich?“ mit einem Augenzwinkern zu antworten.

Schön wäre es, ich könnte in dieser Frage immer wieder einmal in Dietrich Bonhoeffers zuversichtlichen Satz einstimmen: „Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich o Gott“.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten und wundervollen Tag, Ihr Rainer Withöft aus Remscheid-Lüttringhausen.

Musik 5: (WDR Archiv-Nr.: 5048284117) Interpret/Komponist: Jim Croce, Titel: I`ll have to say I love you in a song, CD: WDR-Kompilation, Label: Lifesong, LC-Nr.: 03879 Verlag: Blendingwell Music, Best.Nr.: 27785

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