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Kirche in WDR 5 | 20.05.2016 | 06:55 Uhr

Vertrauen hilft

Guten Morgen!

Vor einigen Wochen titelte eine Wochenzeitung in ihrer ersten Ausgabe nach Ostern: Woher kommt Vertrauen? Es hieß dort in der Ankündigung des Artikels weiter: Gerade in unsicheren Zeiten brauchen Menschen dieses Urgefühl. Verantwortlich dafür ist ein Hormon. Man kann es sich sogar in die Nase sprühen. Was dann passiert, ist so verheißungsvoll wie verstörend.

Ob das mit dem Hormon nun stimmt oder nicht – Vertrauen ist in jedem Fall für jeden Menschen von Bedeutung. Schon rein ökonomisch lohnt sich Vertrauen als Ressource in Betrieben und Organisationen. In vielen Büchern aus dem Management wird nachdrücklich ein Führungsstil vertreten, der von Vertrauen geprägt ist. Die wichtigste Bedingung dafür ist, dass einer in den Vertrauensvorschuss geht. Ein Chef zum Beispiel sollte zunächst einmal vertrauen, dass seine Mitarbeiter gut arbeiten wollen. Damit macht er sich verletzlich, denn er bindet sich an das, was das Arbeitsergebnis der Mitarbeiter ist. Auf den Aufbau von Vertrauen kommt es an. Aber gilt nicht doch eher das Wort, das Lenin zugeschrieben wird: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser? Und gibt es tatsächlich zwischen Menschen nicht eher Misstrauen statt Vertrauen – und das nicht nur am Arbeitsplatz.

Ich erlebe das sogar in meinem Arbeitsumfeld, der katholischen Kirche. Ein kurzes Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Wo zwei Priester zusammen stehen, da haben sie den dritten zwischen den Zähnen!“ Das soll übrigens auch von anderen Berufsgruppen gelten. Aber es stimmt leider: Es wird zu oft schlecht übereinander gesprochen und vieles Bösartige gegenseitig unterstellt. Kollegen und Vorgesetzte werden festgenagelt auf einzelne Positionen und zum Gegner erklärt. Die Konsequenz: Misstrauen. Eigentlich schade, denn Misstrauen lähmt, während umgekehrt Vertrauen Kräfte freisetzt. Ob am Arbeitsplatz oder im privaten Bereich: Mit Vertrauen ist das Leben leichter, lebendiger. Vertrauen ermöglicht es sogar, über Fehler und Schwächen zu sprechen. Vertrauen ermöglicht es, besser und klarer zu werden. Vertrauen macht es möglich, Rückmeldungen zu geben, ehrlich zu sein zueinander und zu sich selbst.

Nur ist das mit dem Vertrauen so eine Sache, denn es fällt nicht vom Himmel. Dass mir jemand vertraut, kann ich nicht erzwingen. Ich muss mir das Vertrauen der anderen erarbeiten, muss vertrauenswürdig sein. Außerdem geht Vertrauen schneller verloren, als es gewachsen ist. Leider: Ein falsches Wort, eine nicht ganz nachvollziehbare Entscheidung, eine vielleicht nicht gut genug durchdachte Veränderung zerstören ganz schnell, was mühsam an Vertrauen aufgebaut wurde. Aber eins ist eben auch wahr: Vertrauen entwickelt sich nur, wenn einer den ersten Schritt tut – wenn jemand einem anderen einen Vertrauensvorschuss gewährt. Die Basis für Vertrauen ist es, sich zu öffnen und sich damit verletzbar zu machen. Das ist – zugegebener Weise – nicht leicht, wird aber nicht anders gelingen.

Für mich gibt es dafür ein Vorbild: Es ist die Person Jesu. Er hat den Menschen vertraut – auch wenn ihm das Verurteilung und Tod gebracht hat. Er hat Gott vertraut, auch wenn er das Gefühl hatte, von ihm verlassen worden zu sein. Am Ende aber steht – so der christliche Glaube – das Leben, über den Tod hinaus. Jesu Vertrauen hat sich schließlich gelohnt.

Wenn ich mich für Vertrauen entscheide und auch mal den ersten Schritt zum Aufbau von Vertrauen tue, dann bin ich da also in ganz guter Gesellschaft, weil ich auch diesem Gott vertraue, der seinen Sohn nicht im Stich gelassen hat. Auf dieser Basis kann ich es versuchen, Vertrauen zu schenken, auch auf die Gefahr hin, ausgenutzt oder verletzt zu werden.

Aus Paderborn grüßt Sie Domvikar Michael Bredeck.

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*Die Zeit, Ausgabe vom 07.04.2016.

*Vgl. Mt 27,46.

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