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Kirche in WDR 5 | 21.01.2014 | 06:55 Uhr

Vorsicht, Vorsehung!

Liebe Hörerin, lieber Hörer, jeder Mensch hat eine Mutter. Das ist eine Binsenweisheit. Aber wer hätte gedacht, dass selbst die Porzellankiste eine Mutter hat? Der Volksmund weiß das schon lange: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“ Ich musste an unseren letzten Umzug denken. Wer eine Porzellankiste transportiert, muss sich vorsehen, damit das gute zwölfteilige Service keinen Schaden leidet.

Wieso „Mutter der Porzellankiste“? Müttern wird die Gabe zugesprochen, vorausschauend und daher vorsichtig zu handeln. Kinder wundern sich manchmal sehr darüber, was Mütter alles wissen und vorhersehen. In früheren Zeiten sprach man ganz in diesem Sinne von der Vorsicht, der Vorsehung Gottes.

Sprecherin: "Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten." (Psalm 32,8)

Das sagt Gott zu einem Menschen, der zu ihm betet. Und dieser antwortet:

Sprecherin: „Du, Gott, bist mein Schirm; du wirst mich vor Angst behüten, dass ich errettet gar fröhlich rühmen kann.“ (Psalm 32,7, EG 716)

Das sind schöne Bilder aus einem alten Psalm, einem Gebet. Bilder dafür, wie Gott seine Geschöpfe wie eine Mutter durchs Leben leitet. Ein weiteres Bild ist das Symbol des Gottesauges. Es ist von einem Dreieck umschlossen, und die Strahlen, die von ihm ausgehen, finden ihren Weg in den entlegensten Winkel. Leider ist das Auge Gottes nicht immer so freundlich, wärmend und fürsorglich geblieben, wie es in der Psalmenfrömmigkeit erschien.

Sprecherin: „Es gibt ein Aug’, das alles sieht, wenn’s auch in dunkler Nacht geschieht.“

Solche christliche Straf- und Drohpädagogik hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.

Sprecherin: „Big brother is watching you“.

„Der große Bruder beobachtet dich“, heißt es in der bösen Utopie „1984“. Der Schriftsteller George Orwell schildert darin die Zustände einer Diktatur, die sich an die Stelle Gottes setzt und das Leben aller Bürgerinnen und Bürger ihrem allgegenwärtigen Blick unterwirft. Es gibt offensichtlich unterschiedliche Formen der Vorsehung, der Vorsicht. Die Vorsicht der Angst muss kontrollieren und strafen. Die Vorsicht der Liebe leitet und begleitet mich freundlich und mit Wohlwollen.

Ein ganz alltägliches Beispiel liebender Vorsicht ist die besonnene Autofahrt. Der vorausschauende Blick der Menschenliebe bedenkt die möglichen Folgen des eigenen Verhaltens und gibt sogar möglichen Fehlern der anderen Fahrer Raum. Dieser vorausschauende Blick der Menschenliebe kommt der Vorsicht, oder wie man später sagte, der Vorsehung Gottes deutlich näher als das kontrollierende, strafwütige Beäugen oder die risikoblinde Geisterfahrt. Gott ist kein Kontrollfreak, und er ist auch kein Geisterfahrer.

Der große jüdische Philosoph Hans Jonas hat einmal in seinem Werk „Das Prinzip Verantwortung“ dafür plädiert: Wenn du die Folgen deines Handelns nicht überschaust, lass es lieber sein. Offensichtlich ist wohl auch für Hans Jonas Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.

Wir sind nun keine Porzellankisten, deren Lebenszweck sich darin erschöpft, Dinge von A nach B zu transportieren, und seien sie wertvoll wie ein zwölfteiliges Service. Aber die Vorstellung: Da hat jemand ein Auge auf mich, damit die guten Gaben, die in mein Leben gelegt sind, nicht zu Bruch gehen, diese Vorstellung ist mir ausgesprochen sympathisch. Sie stärkt mein Vertrauen auf Gottes Gegenwart, in welcher Lage ich auch immer bin. Ein mütterlicher, vorsehender Blick auf uns von Gott - warum eigentlich nicht?

Ich wünsche Ihrer Porzellankiste, liebe Hörerin, lieber Hörer, dass sie heil ankommt, auch wenn es mal ein bisschen scheppert und holpert, und Ihnen selbst wünsche ich, dass sie Ihren Weg durch den Tag in Gottes Vorsehung behütet gehen. Ihr Pfarrer Dieter Beese aus Bochum.

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