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Kirche in WDR 5 | 11.01.2017 | 06:55 Uhr

postmodern

Guten Morgen!

Da bin ich wohl in der Postmoderne angekommen. Jedenfalls sagten mir die Leute in meiner neuen Pfarrei im Münsteraner Kreuzviertel, das hier sei ein „postmodernes Umfeld“. Doch was bedeutet das? Ursprünglich kommt das Wort ja aus der Architektur, aber schon bald wurde es zum Begriff einer ganzen Epoche, zur Bezeichnung unserer Gegenwart. Der postmoderne Mensch liebt seine Freiheit über alles. Er ist hochgradig individualisiert, macht nicht mehr alles mit, will selber vorkommen in dem, was er tut. Er misstraut jeder Autorität; besonders jener, die Wahrheit beansprucht. So weit, so gut. Dann bin wohl auch ich postmodern.

Kennzeichen der Postmoderne ist aber auch: Alles ist Bühne, das Leben wird zum Spiel. Zeitungen sprechen mit Vorliebe von „Dramen“ und „Tragödien“ wie im Theater, Moderatoren bezeichnen fast alles, was geschieht, als „Szenario“, und selbst in der Politik wird vorrangig „inszeniert“, der Auftritt ist wichtiger als das, wofür man eintritt. Es geht nicht um Fakten oder gar um so etwas wie Wahrheit, sondern um die Bewirtschaftung von Befindlichkeiten. Die Form bestimmt den Inhalt, die Realität wird elektronisch simuliert und damit „virtuell“. Wenn alles Inszenierung ist, sitzt man irgendwann „im falschen Film“ und fragt sich: Wer bin ich denn eigentlich, wer bin ich wirklich?

Deshalb ist Lebenswahrhaftigkeit angesagt. Es geht darum, authentisch zu sein: Ich möchte sein, was ich sage, und ich möchte tun, was ich bin. Hauptsache echt – das ist die Herausforderung schlechthin.

Wie aber kann man an Gott glauben – oder sogar Christ sein in dieser postmodernen Welt? Ist da überhaupt noch Platz für Gott?

Besonders gut finde ich diesen Gedanken: In der Postmoderne gilt es, die so genannten „drei göttlichen Tugenden“ mit der Geduld zu verbinden*. Glaube, Hoffnung und Liebe werden dann konkret im geduldigen Ausharren. Glaube ist dann Geduld mit Gott, Hoffnung ist Geduld mit sich selber, und Liebe ist Geduld mit anderen.

Mir kommt das sehr entgegen. Weil es so einfach ist, so leicht zu merken. Und so wahr. Denn heute, in der Postmoderne, liegt der Glaube nicht mehr auf der Hand. Gott scheint sich zu entziehen, so als ob er schweigt. In dieser Situation ist Glauben – geduldig sein mit Gott. Ausharren. Er wird sich schon zeigen. Es wird sich schon zeigen, dass er da ist. Nur eben nicht so, wie wir uns das gedacht haben.

Auch das mit der Hoffnung kann ich gut nachvollziehen. Denn ich verändere mich nur sehr langsam, und darunter leide ich. Ständig werde ich konfrontiert mit mir selber, mit meinen Schwächen, meinen Schattenseiten, meinen Gewohnheiten. Und komme mir gar nicht mehr so liebenswert vor, wie ich mir das wünsche. In dieser Situation heißt hoffen: Geduld haben mit sich selber. Es geht nicht alles auf einmal, Entwicklung ist möglich, nur nicht aufgeben!

Und Liebe? – Geduld mit anderen. Ohne diese Geduld würde ich andere überfordern. Sie müssten immerzu für mein Glück sorgen, würden zu Glücksbringern, müssten so sein, wie ich sie haben will. Das aber geht nicht. Ohne diese Geduld würde ich anderen nicht mehr gerecht werden können. Liebe ist dann nicht mehr nur ein Gefühl, sondern eine Haltung. Der andere darf sich entwickeln, er gewinnt Freiheit, muss nicht schon fertig sein. Und darf sich gerade so geliebt wissen, angenommen, akzeptiert.

Ein postmodernes Umfeld sei meine Pfarrei, hat man mir gesagt. Ich glaube, Gott ist auch in der Postmoderne angekommen. Er ist doch gegenwärtig, mitten in Zeit und Raum, in unserer Geschichte. Wenn das so ist, dann ist er, der Ewige, hier und jetzt. Wahrhaftig und echt. Man braucht nur etwas Geduld mit ihm. Und sollte nicht so schnell aufgeben, nach ihm zu suchen.

Das jedenfalls glaubt Pfarrer Stefan Jürgens aus Münster.

*vgl. Adel Bestavros in: Tomas Halik, Geduld mit Gott, Freiburg 2014

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