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Kirche in WDR 5 | 12.01.2017 | 06:55 Uhr

Achtsamkeit und Liebe

Guten Morgen!

In meiner neuen Pfarrei wohnen viele Akademiker. „Ganz schön schlau“, habe ich gedacht, jedenfalls zu Beginn. „Ob ich da wohl mithalten kann?“

Die Akademiker sind tatsächlich tonangebend. Die vielen Anderen, die sehr gut mitmachen, kommen da manchmal nicht mit. Deshalb habe ich gleich zu Beginn gesagt: Die Schlauen haben hoffentlich nicht nur ein Hirn, sondern auch ein Herz. Und Hände zum Handeln. Und vielleicht sogar einen Rücken, um sich auch mal zu bücken.

Weisheit, Klugheit, schlau sein – was denken Sie darüber? Kennen Sie einen Menschen, den Sie für weise halten? Wenn ich das Wort Weisheit höre, denke ich an einige ältere Menschen, die ich gut kenne. Von denen ich viel gelernt habe. Die wirklich weise sind: klug und lebenserfahren. Richtige Lebensmeister. Ja, ich denke, das ist eine gute Definition: Weisheit ist die Summe von Klugheit und Lebenserfahrung. Wer klug und lebenserfahren ist, der ist weise.

Dabei ist wichtig: Klug ist nicht dasselbe wie schlau. Es gibt sehr gebildete Menschen, die nur eingebildet sind, mehr nicht. Sie haben vielleicht gute Zeugnisse und tolle Titel, aber sie holen das menschlich nicht ein. Sie sind eben nur schlau – haben ihre Intelligenz dazu benutzt, um weiterzukommen. Da wandert das Hirn direkt in den Ellenbogen. Ansehen, Karriere, Besitz – dazu muss man ohne Zweifel schlau sein. Schlau kann deshalb auch übersetzt werden mit verschlagen, hintertrieben, eigennützig. Und akademisch ist manchmal gleichbedeutend mit umständlich und langweilig.

Klugheit ist etwas ganz anderes. Auch kluge Menschen können gute Zeugnisse haben und tolle Titel. Aber sie bilden sich nichts darauf ein. Sie sind im Innersten ganz einfach geblieben. Ich kenne ganz einfache Menschen, die sehr klug sind. Solchen Menschen höre ich gerne zu. Von ihnen kann ich viel lernen. Was sie erzählen, wie sie leben – das ist wirklich weise. Weil es im Leben gewachsen ist, gereift durch Erfahrung. Genährt durch Achtsamkeit und Liebe.

Weise Menschen können loslassen. Sie müssen sich nicht mehr behaupten, müssen nichts und niemandem mehr etwas beweisen. Sie ertragen einfach, dass die Menschen verschieden sind, setzen sich selbst nicht absolut, sondern relativ, in Beziehung. Sie ertragen das Sowohl-als-auch.

Ganz häufig haben weise Menschen gerade auch durch ihre Fehler gelernt, haben ihre Schwächen integriert. Sie müssen nichts verdrängen oder gar bekämpfen, denn sie können sich selber so annehmen, wie sie sind. Und weil sie in sich selber ruhen, kommen sie auch ganz ohne Feinde aus. Sie haben ihren Halt in Gott, das kann man an ihren Haltungen erkennen, auch an ihrem Verhalten.

Für die Bibel ist Weisheit nicht bloß eine Tugend. Vielmehr lese ich von einer personifizierten Weisheit, von „Frau Weisheit“. Sie wird verglichen mit einer Frau, die andere Menschen unterstützt. Die ein offenes Haus hat und ein weites Herz, einladend und freundlich. Bei der man etwas lernen kann.

Die Kirche hat in „Frau Weisheit“ noch mehr gesehen. Schon die Kirchenväter, die Theologen der ersten christlichen Jahrhunderte, dachten so. Sie sagten: „Frau Weisheit“ ist ein Symbol für Jesus Christus. Denn der ist zwar in Betlehem als Mensch auf die Welt gekommen. Aber er war ja immer bei Gott, als Gottes Sohn.

Die Weisheit ist auch eine der sieben Gaben des Heiligen Geistes, also der göttlichen Geistkraft.

Weisheit ist die Summe von Klugheit und Lebenserfahrung. Und noch mehr: Sie ist eine Geistesgabe, ein Charisma. Und sie deutet hin auf Jesus, den Sohn Gottes.

Mit den vielen Akademikern in meiner Pfarrei komme ich übrigens ganz gut aus. Wir müssen uns ja gegenseitig nichts vormachen, nichts beweisen, das wäre auch ziemlich albern. Sie brauchen einfach, was jeder Mensch braucht: Anerkennung und Liebe. Wir sind eben alle nur Menschen...

Aus Münster grüßt Sie Pfarrer Stefan Jürgens.

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