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Kirche in WDR 5 | 30.01.2017 | 06:55 Uhr

Trompete statt Ohrfeige

Guten Morgen!

Es soll beim Jahreswechsel 1912 zu 1913 in New Orleans geschehen sein: (1)

Ein Zwölfjähriger schießt aus Übermut mit einer gestohlenen Pistole in die Luft.

Er will das neue Jahr begrüßen. Verschreckte Nachbarn alarmieren die Polizei.

Die nimmt den Schützen fest und sperrt den Jungen über Nacht in eine Zelle.

Am nächsten Morgen bringt man ihn sofort in eine Besserungsanstalt für junge Farbige.

Er führt sich dort so wild auf, dass er zum Anstaltsleiter gebracht wird.

Der muss doch wissen, wie man das richtige Strafmaß findet.

Ob den Jungen eine Ohrfeige beruhigt?

Der Leiter der Besserungsanstalt Peter Davis sortiert gerade Musikinstrumente, und hat keine Hände frei für eine Ohrfeige.

Er drückt dem Jungen einfach eine Trompete in die Hand.

Dieser Zwölfjährige heißt Louis Armstrong und wird urplötzlich stumm. Nimmt das Instrument ganz vorsichtig in die Hände und spielt die ersten Töne auf einer Trompete.

Ohrfeige oder Trompete?

Manche nennen es Zufall – ich nenne es einen Lichtblick der Barmherzigkeit.

Nicht Ohrfeigen helfen, sondern Trompeten.

Ich stelle mir den zwölfjährigen Louis Armstrong vor, wie er nach seiner Schießerei verängstigt nachts in der Zelle hockt.

Besserungsanstalt – da war klar: Da liegt ein harter Weg vor ihm.

Und so hätte der Anstaltsleiter Peter Davis Louis Armstrong als erstes zeigen können, wer hier die Autorität hat. Klare Kante, der Junge hatte einen Fehler gemacht und sich wild aufgeführt. Doch Davis macht es anders. Er macht das, was Jesus einmal seinen Freunden rät: „Werdet barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36)

Barmherzigkeit – für mich klingt das erstmal nach herablassender Güte. Da rutscht man gleich noch tiefer und fühlt sich schlechter als ohnehin schon. So eine herablassende Güte hat Jesus aber nicht gemeint. Barmherzigkeit rückt etwas zurecht.

Was vorher falsch gelaufen ist, wird dadurch nicht plötzlich richtig.

Schuld bleibt Schuld. Böses böse. Wenn jemand mir gegenüber barmherzig ist, dann öffnet er mir einen Raum. Ich muss unter meiner Schuld nicht zerbrechen, werde nicht auf mein Versagen und meine Schuld festgenagelt. Stattdessen bricht die Barmherzigkeit das Eis, die Kälte, die Bosheit auf. Wie die Sonne das Eis zum Schmelzen bringt, so schmelzen unter einem barmherzigen Blick das Böse, die Missgunst, der Hass. Gutes kann wachsen.

Jeder Tag ist ein Neuanfang in dieser wunderbaren Welt, die so viel Schönheit bereithält und von der Louis Armstrong gesungen hat: „I see trees of green, red roses too… Ich sehe Bäume in Grüntönen, rote Rosen auch, sie blühen für dich und mich. Und ich denke bei mir: what a wonderful world. Was für eine schöne Welt.

Einen guten Tag wünscht Viktoria Keil, Pfarrerin in Barntrup und Sonneborn.

(1) Aus: Florian Illies: 1913. Der Sommer des Jahrhunderts. Frankfurt: S. Fischer 2012. Verlag, Frankfurt am Main, 2012, S. 9.

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