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Kirche in WDR 5 | 20.02.2017 | 06:55 Uhr

Mein Selbstbild

Guten Morgen!

Wie das wohl wäre, mal für kurze Zeit jemand anders zu sein? Als Kind habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, wie denn wohl die Welt aus den Augen meines Gegenüber aussieht. Und noch heute ist es so: An manchen Tagen, an denen sich vor allem unangenehme Aufgaben häufen oder das Gefühl entsteht, mein Leben könnte etwas mehr Abwechslung vertragen, kommt die alte Kinderfrage zurück: Könnte ich nicht auch mal jemand anders sein?

In diesen Tagen ließe sich die Frage vielleicht mit einem geeigneten Karnevalskostüm beantworten. Aber wenn ich länger darüber nachdenke, geht die Frage doch tiefer, und taucht dann viel grundsätzlicher auf: Wer bin ich denn eigentlich? Was macht mich aus? Was sind meine Talente, Fähigkeiten, Grenzen. Und auch: Was wirke ich? Oder besser: Was bewirke ich in der Welt und bei anderen?

Und ebenso spannend wie die Frage: Wie sieht die Welt mit anderen Augen aus? ist die Frage: Wie werde ich wohl von anderen gesehen und wie zeigen Sie mir, was sie von mir sehen? Denn unweigerlich zeigt sich im Verhalten des Anderen mir gegenüber bereits etwas von dem, wie dieser mich zuvor wahrgenommen hat. Wirke ich so vertrauensvoll, dass mein Gegenüber mir spontan vertrauen kann? Strahle ich Aggression aus, so dass mein Gegenüber auch angriffslustig wird?

Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, empfahl den Menschen, die gesamte Welt einschließlich der Mitmenschen als Spiegel zu nutzen. Denn über die Art und Weise, wie sich mir Menschen nähern, kann ich dann viel über mich erfahren, so Steiner. Aber in den Spiegel zu schauen ist ja nicht immer angenehm; es ist abhängig von der Tagesform, vom Licht, und vom Spiegel selbst. Gerne erinnere ich mich an einen getönten Spiegel, den ich eine Zeit lang in meiner Wohnung hängen hatte. Viele meiner Besucher, die daran vorbeigingen, blieben stehen und reagierten darauf. Die einen waren irritiert und fragten sich: Bin ICH das? Andere freuten sich an ihrem Spiegelbild, weil es dem Aussehen so schmeichelte, einen etwas dunkleren Teint zu haben. Wie großartig wäre das, wenn Menschen einander solche Spiegel sein könnten, dass sie sich beim Betrachten geschmeichelt fühlen und doch sich selbst ehrlich anschauen könnten. Zugegeben, das kostet immer etwas Mut. Ich merke das auch bei meiner Arbeit als Personalverantwortliche. Wie den Mitarbeitern ihr Verhalten am besten spiegeln? Wie den richtigen Ton beim Feedback treffen? Wenn es gelänge, das Feedback, also die spiegelnden Worte, so auszusprechen, dass der andere sich freut, sie zu hören – das wäre genial.

Trotzdem weiß ich: Tausend Spiegelbilder von mir erfassen immer noch nicht, wer ich denn eigentlich bin. Deshalb gibt es wahrscheinlich das biblische Bilderverbot. (Vgl. Dtn 4,15-19) Sich weder von Gott noch von irgendeinem Lebewesen ein Bild zu machen. Denn wenn man so ein Bild festlegt, wird man der Person nicht mehr gerecht. Allein wenn ich an alle Fotos denke, die von mir existieren, die sind ja auch eine Art Spiegelbild. Alle zusammen, einschließlich der Selfies, zeigen verschiedene Facetten meiner Persönlichkeit, aber keines zeigt mich umfassend – so, wie ich eigentlich bin.

Und wenn das schon für das äußere Erscheinungsbild gilt, wie ist das erst bei meinem inneren Selbstbild. Wenn ich daran denke, was ich als 20jährige geglaubt habe zu können bzw. auch nicht zu können, dann muss ich heute noch ein bisschen schmunzeln. Viel hat sich verändert durch Erfahrungen, Erkenntnisse und durch das Feedback anderer. Da bin ich kaum auf ein Bild festzulegen. Wenn überhaupt, dann hat wohl Gott nur so ein umfassendes Bild von mir. Aber er hat mich auf dieses Bild nicht festgelegt wie mit einer Blaupause, sondern er lässt mir Freiheit, mein Selbstbild immer wieder neu zu entfalten. Und was ich selbst nicht entdecke, zeigen mir andere Menschen wie im Spiegel – zumindest, wenn ich hinschaue.

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