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Kirche in WDR 5 | 04.03.2017 | 06:55 Uhr
Ostergarten
Guten Morgen! In ein paar Wochen ist es wieder soweit und unser ganzes Gemeindehaus verwandelt sich in einen „Ostergarten“. Mittlerweile gibt es solche „Ostergärten“ in vielen Gemeinden und Kirchen. Der Name „Ostergarten“ hat sich eingebürgert, obwohl es gar kein richtiger Garten ist. Es gibt keine Osterhasen oder bunten Eier. Sondern es geht um eine Reise in eine andere Zeit und Welt.
Genauer um eine Reise nach Jerusalem, ungefähr in das Jahr 30. Heute kann ich virtuell, das heißt am Bildschirm, um die ganze Welt reisen. Einen Ostergarten aber muss ich schon mit meinen eigenen Füßen begehen und alle Sinne gebrauchen. Und so erleben die Besucher – darunter viele Schüler - an verschiedenen Stationen die letzten Tage des Jesus von Nazareth.
Ich werde mit orientalischen Gerüchen und Klängen empfangen. Bei Fladenbrot und Tee kann ich ankommen und Platz nehmen beim letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. An der nächsten Station stehe ich mitten am Tag unter einem Sternenhimmel im Garten Gethsemane neben echten Olivenbäumen. Ein Stück weiter, wartet eine Schüssel mit Wasser vor dem Thron des Pilatus. Und die Frage: Wer ist schuld?
Vor einer Treppe liegt ein großes Holzkreuz, dazu Nägel und ein Hammer. Ich kann meine Gedanken und Gefühle aufschreiben zu der Frage: Was führt dazu, dass Menschen andere Menschen töten? Ein Stück weiter, vor der Silhouette von Jerusalem, schlüpft ein Laiendarsteller in die Rolle des Simon von Kyrene. Dann geht es in einen langen Gang, an dessen Ende, leuchtend hell, ein klassisches Kreuzigungsbild steht. Jesus mit geöffneten Armen. Und am Ende stehe ich, wie die Frauen am ersten Ostermorgen, vor seinem leeren Grab. Dort ist der Satz der Engel zu lesen: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?“ (Lukas 24,5b)
Wie in den meisten Ostergärten geht es nicht nur um das Nachstellen der biblischen Geschichte. Es geht darum, das Unbegreifliche begreifbar zu machen: Warum ist Jesus am Kreuz gestorben? Was kann man gegen einen Menschen haben, der heilt und hilft? Warum ist er auf die Welt gekommen, wenn er doch wusste, was ihm bevorstand?
Wenn Schüler unseren Ostergarten besuchen, fragen wir sie zu Beginn: Was möchtet ihr einmal werden? Meist sind sie erst ziemlich vorsichtig und nennen bescheidene Wünsche. Aber dann werden die Wünsche größer. Einige wollen gerne Fußballer, Modell oder auch Kanzlerin werden. Warum nicht? Dann stellen wir den Schülern eine zweite Frage: Was meint ihr, was wollte Jesus werden? Einige sind irritiert. Manche sagen, dass er Religionsstifter werden wollte. Aber das hat er selber nie gesagt. Er sagte: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.« (Markus 10,45)
Der Sohn Gottes kam ganz klein auf die Welt und nahm die Kinder in den Arm. Er nahm sich der Kranken an. Er freute sich über die Fremden und feierte mit den Außenseitern. Seine Liebe und Güte war und ist grenzenlos. Das weckt auch Ängste. Doch bei denen, die Jesus folgten, weckte es das Vertrauen und die Neugier auf diesen Gott, der so ganz anders ist.
Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, erkundigen Sie sich doch nach einem Ostergarten in Ihrer Nähe.
Ihr Pastor Heinz-Bernd Meurer aus Bottrop.