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Kirche in WDR 5 | 09.03.2017 | 06:55 Uhr

Kopflose Kirchen

Guten Morgen!

In einer französischen Stadt entdeckte ich eine Kirche, deren Turm eigenartig verkürzt war. Er setzt an, nach oben zu streben, jedoch bereits das erste Geschoss unterbricht sein Streben. Der Turm wächst nicht weiter in die Höhe. Er hört auf, spitz in den Himmel zu ragen. Sein Abschluss ist offen und flach wie ein Brett. Sofort hatte ich den Verdacht, dass es einmal anders gewesen sein musste. Auch die Glocken fehlen in dem Turmstumpf. Ohne Dach und Glocken ist kaum von einem Turm zu sprechen.

Ich wundere mich über diesen kopflosen Kirchturm und suche im Reiseführer nach einer Erklärung, die Aufschluss gibt: „Der Glockenturm“, so heißt es, „wurde vom hiesigen Grafen gekappt. Ludwig XIV. hatte ihn mit der Niederschlagung eines Aufstandes gegen die königlichen Steuerverordnungen beauftragt und befohlen, alle Kirchturmspitzen zu stutzen.“ Der Kirchturm war also in das Fallbeil des Sonnenkönigs geraten. Als Strafe für einen Aufstand ließ er Kirchtürme köpfen. Er behandelte sie wie die Anstifter des Aufruhrs. Kopflos warnten sie die Menschen, die noch nicht um einen Kopf kürzer gemacht worden waren. Die Prunksucht des Königs hatte unheimlich viel Geld gekostet, das er von den Bürgerinnen und Bürgern erpresste. Eine Steuer jagte die andere. Damit das königliche Finanzamt auch keinen Steuerzahler vergaß, wurde alles in Akten und auf gestempelten Papieren sorgfältig festgehalten. Als auch das billige Zinngeschirr der Küchen in die Steuerlisten eingetragen wurde, lehnten sich die Menschen auf. Sie zerrissen die königlichen Steuerpapiere. König Ludwig XIV. ließ aber nicht mit sich spaßen. Brutal ging er gegen die Rebellen vor. Viele wurden gehängt, einige auf Galeeren gefangen gesetzt. Die Kirchtürme bestrafte er direkt mit. Bis heute sind einige kopflos geblieben. Ihnen fehlt die gewohnte Spitze. Damit bezeugen sie den Kampf, den die ausgebeuteten Menschen gegen ein ungerechtes Regime geführt haben. Turmstümpfe sind Denkmäler für die kleinen Leute. In ihrer Armut hatten sie kein Geld mehr, um sich einen Teller und eine Tasse zu leisten, während der Sonnenkönig Goldgeschirr auftischte. An die Armen jener Jahre erinnern die enthaupteten Kirchen. In ihrem Schatten kämpften die Besitzlosen um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. 100 Jahre später begann damit die Französische Revolution.

Ich stehe vor dem geköpften Turm und schaue in seine leeren Fensteröffnungen. Auch ohne Spitze verbindet er Himmel und Erde, Geschichte und Gegenwart. Auf seine Weise verweist er auf Jesus Christus, der nach alter Lehre das Haupt der Kirche ist. Geköpfte Kirchtürme erinnern, dass er immer bei den Opfern ist. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.

Ihr Albert Damblon aus Mönchengladbach

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