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Kirche in WDR 5 | 16.06.2017 | 06:55 Uhr

IM ABSCHIED STERBEN LERNEN

Guten Morgen!

Auf den großen Friedhöfen sind sie nicht wegzudenken: die schwarz gekleideten Männer, die im Volksmund Totengräber genannt werden. Es gehört zu ihren Aufgaben, Särge und Urnen in die Gräber zu senken und dann die Gräber mit Erde zu verschließen. Ich habe viele solcher Totengräber kennengelernt. Es sind humorvolle und kameradschaftliche Menschen. Eine sympathische wohltuende Gelassenheit strahlen sie aus. Täglich erfahren sie Tod und Trauer und sie verarbeiten das lebensfreundlich. Das prägt.

Einer dieser Totengräber saß mir eines Tages als Patient gegenüber. Er musste in die psychosomatische Klinik meines Krankenhauses. Der Arzt hatte ihm ein Gespräch mit dem Seelsorger empfohlen. Was war geschehen?

Der Mann hatte jahrelang seine Arbeit auf dem Friedhof gerne gemacht. Doch eines Tages, als er wie gewohnt wieder an einem offenen Grab stand und den Sarg abgesenkt hatte, sann er dem Toten ganz versunken hinterher. Der unerträgliche Gedanke überwältige ihn mit einem Mal, dass er ja einmal selbst da unten liegen würde. Er war zutiefst erschrocken. Eine schwere Depression hatte ihn erfasst und ließ ihn nicht mehr los. Er konnte so nicht mehr weiterleben.

Nachdem er alles erzählt hatte, fragte ich ihn spontan: “Wie würden Sie sich entscheiden, wenn Sie wählen könnten zwischen einer Plastikblume und einer echten Blume, so wie sie im Garten wächst?“

Und seine Antwort: „Ist doch klar. Die Plastikblume hält doch länger, die andere verwelkt ja irgendwann.“ Diese Antwort zeigte mir etwas von seiner Befindlichkeit. Er hatte es nicht im Sinn, dass unser Leben ein Werden und Vergehen ist, dass es einen Anfang und ein Ziel hat. Es klingt unglaublich: Aber dieser Totengräber hatte das Sterben lange Zeit ausgeklammert. Es schlummerte in seiner Seele wie eine vergessene Leiche im Keller. Und es war in dieser einen Situation am offenen Grab erwacht und brachte sich auf das heftigste in Erinnerung. Es saß ihm sprichwörtlich in den Knochen.

Wie konnte er sich davon befreien? Wie konnte er damit seinen Frieden schließen? Er hat viel Zeit gebraucht, um ganz neu leben zu lernen. Er musste es neu lernen, sein Leben als Weg zu sehen, den wir gehen – Schritt für Schritt. Er musste lernen, dass jeder neue Schritt zugleich ein Abschied vom alten Schritt bedeutet. Jeden Tag hat er das ganz neu üben müssen auf kleinen und großen Wanderwegen. Das war die Therapie für ihn. So hat er gelernt, sich mit der Unvermeidlichkeit des Abschiednehmens anzufreunden und der Angst vor dem Sterben die Macht zu nehmen.

Für heute wünsche ich Ihnen, dass Sie vertrauensvoll loslassen können, was war und dass Sie sich öffnen können für das, was kommt. Es grüßt Sie aus Köln Pfarrer Friedhelm Mensebach

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