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Kirche in WDR 5 | 24.06.2017 | 06:55 Uhr

Johannistag

Guten Morgen!

Ich aber muss abnehmen. Das steht in großen Lettern auf dem bunten Kirchenfenster links hinter dem Altar. Ich aber muss abnehmen. Was macht diese Aufforderung zur Diät in der Kirche? Über den Buchstaben ist ein Mann zu sehen. Er sieht ziemlich mager und verhärmt aus. Abnehmen muss der nun nicht. „Wer ist der Mann, was meinen Sie?“, frage ich die Kirchenbesucher. „Abraham?“, rät der erste. „Gott? Petrus?“, die nächste. „Aber was haben die mit dem Abnehmen zu tun?“ Daneben geraten. Ich erzähle: „Der Satz ist noch nicht vollständig. In der Bibel heißt es: Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. (Johannes 3,30) Und der Mann, der das sagt, heißt: Johannes. Diese Kirche hier ist nach ihm benannt: Johanneskirche.“ Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. „Das klingt verdächtig nach Selbstverzwergung“, meint ein Kirchenbesucher. Tatsächlich, denke ich. Da macht sich einer freiwillig klein, mickrig. Um einen anderen neben sich groß aussehen zu lassen.

Ich kenne Mütter und Großmütter, die sich aufopfern, sich nichts gönnen, um ihren Kindern und Enkelkindern alles zu ermöglichen. Die teuersten Markenklamotten, Top-Friseur – Hauptsache das Kind kann mithalten. Dafür verkneift sich Oma den dringend notwendigen neuen Mantel oder färbt sich selbst die Haare, weil´s billiger ist. Oder der junge Mann: Er ist viel begabter als sein jähzorniger Vater. Aus Angst, von diesem gedemütigt zu werden oder angeschrien, macht er sich klein, schwächer und dümmer als er ist. Hauptsache der Vater kann sich überlegen fühlen. Es gibt viele Gründe, warum Menschen sich freiwillig kleiner machen.

Und warum macht sich nun dieser Johannes klein, nach dem die Kirche benannt ist? Er stammt aus gutem Haus. Sein Vater ist Zacharias, ein Priester am Tempel in Jerusalem. Als Johannes auf die Welt kommt, ist die Freude übergroß. Seine Eltern waren lange kinderlos geblieben. Eine große Aufgabe ist Johannes in die Wiege gelegt. Er soll die Menschen auf Jesus, den Messias, den heiß ersehnten Weltretter, vorbereiten. Er wird „dem Volk verkünden, wie es Rettung finden kann durch die Vergebung seiner Sünden.“

Johannes wächst heran. Geht in die Wüste, schart Jünger um sich, ernährt sich von Heuschrecken und wildem Honig und ruft die Menschen dazu auf, ihr Leben zu ändern: bescheiden zu sein. Kleidung abzugeben, an die, die keine haben, Essen zu teilen, keine Gewalt auszuüben, nicht zu betrügen. Er tauft sie. Und er tauft Jesus. Johannes nimmt seine Bestimmung an. Mit vollem Einsatz erfüllt er seine Aufgabe. Und er kennt seine Grenzen. „Ich bin nicht der Christus“, sagt er. „Sondern nur vor ihm hergeschickt. Und das ist für mich in Ordnung so. Das ist so wie mit Freunden: Wenn einer eine Braut hat, dann freut sich der Freund mit ihm mit. Diese meine Freude ist nun erfüllt. Christus ist da. Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. Der von oben her kommt, ist über allen.“ Das klingt nun gar nicht nach Selbstverzwergung, sondern nach wahrer Größe. Wissen, was ich kann und wo meine Grenzen sind. Dass ich manchmal den Weg für etwas bereite, das ein anderer oder eine andere vollenden wird. Kein Diätprogramm, sondern eine kluge und nachhaltige Strategie, wie mehr Friede, Trost und Gerechtigkeit in die Welt kommen.

Heute, am 24. Juni, ist Johannistag, der Gedenktag von Johannes dem Täufer.

Für welches Ziel, welche Aufgabe wären Sie heute bereit zu sagen: Mögest du wachsen - ich aber muss abnehmen?

Einen guten Start ins Wochenende und in die zweite Jahreshälfte wünscht Ihnen, Petra Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.

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