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Kirche in WDR 5 | 26.06.2017 | 06:55 Uhr
Ein guter Vorsatz für die neue Woche
Guten Morgen! Eine neue Arbeitswoche beginnt. Ich vermute, Sie kennen das auch: der Blick auf das, was in so einer neuen Woche ansteht, weckt ganz unterschiedliche Gefühle.
Bei mir ist das so: da gibt es Termine, Gespräche oder Konferenzen, die ich am liebsten schon hinter mir hätte, bevor sie beginnen. Denn da sind Schwierigkeiten zu erwarten. Und zugleich gibt es natürlich vieles, auf das ich mich freue.
In meiner konkreten Aufgabe in Paderborn geht es um die Weiterentwicklung des großen Erzbistums, um die Zukunftsperspektiven. Da habe ich viel mit Planungen, Absprachen, hin und her überlegen, abwägen und Überzeugen zu tun. Dabei muss ich mit vielen verschiedenen Menschen zurechtkommen. Mein Anspruch ist immer noch: diesen vielen Menschen auch irgendwie gerecht zu werden. Natürlich gelingt das mal mehr, mal weniger. Und das hängt nicht nur von einer bewussten Entscheidung meinerseits ab. Die inneren Bilder sind sehr mächtig. Wie ich einen Gesprächspartner einschätze. Was ich von seiner Arbeit oder seiner Person halte. Wie ich jemanden empfinde oder schon mal erlebt habe. Aber das sollte keine Entschuldigung sein, Kollegen, Vorgesetzte oder Gesprächspartner unaufmerksam oder ungerecht oder gar von oben herab zu behandeln.
Beim Blick auf das, was in dieser neuen Arbeitswoche ansteht, kommt mir ein Satz in den Sinn, den es in verschiedenen Variationen gibt. Eine lautet: was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Will heißen: so wie ich selbst behandelt werden möchte, werde ich versuchen, auch andere Menschen zu behandeln. Klar, das ist ganz schön schwierig. Aber als Maxime für das, was ansteht, gar nicht so schlecht.
Den Satz gibt es wie gesagt in verschiedensten Variationen. Er wird auch als die ,Goldene Regel' bezeichnet. Er ist zu unterschiedlichen Zeiten bei unterschiedlichen Völkern und in unterschiedlichen Kulturen überliefert. Schon das macht deutlich, dass in dieser Goldenen Regel ziemlich viel kluger Menschenverstand steckt.
Als Christ finde ich interessant, dass diese Regel auch von Jesus mindestens zweimal überliefert wird (bei Mt 7,12 und Lk 6,31).
Als Vorsatz ist das nicht schlecht und in der Praxis trotzdem schwer durchzuhalten. Und in der Arbeit mag er vielleicht sogar leichter fallen als im Privatleben. Denn bei Menschen, die ich gut kenne und mit denen ich in einem Vertrauensverhältnis stehe, ist es ja doch einfacher, sich mal gehen zu lassen oder nicht ganz so genau über sich nachzudenken.
Und trotzdem, bei allem Für und Wider: Ich möchte in der neuen Arbeitswoche versuchen, mich möglichst viel an diese Goldene Regel zu halten. Und falls das jetzt Menschen hören, die mir in den kommenden sechs Tagen begegnen werden, dürfen Sie mich gerne darauf ansprechen und mir Ihr Feedback geben.
Und ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass es sich für möglichst viele Menschen lohnt, ein paar Tage mal bewusst mit diesem Vorsatz umzugehen.
Aus Paderborn grüßt Sie Ihr Domvikar Michael Bredeck.