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Kirche in WDR 5 | 15.07.2017 | 06:55 Uhr
Ich glaube an das ewige Leben
Ich bin ein unverbesserlicher Optimist. Es kommt noch viel schlimmer: Ich bin streng genommen Optimist und Christ. Ich glaube z.B. ohne Wenn und Aber an das ewige Leben. Daran, dass mit meinem Tod mein Leben nicht einfach aufhört.
„Gedenke oh Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst…“ –
Schon klar. Mein irdischer Leib, Haut und Knochen, die werden früher oder später zerfallen, von Würmern gefressen. Was bleibt dann von mir? Meine Bücher? Vielleicht ein paar Predigten, Videodokumente in Mediatheken? Bilder auf irgendwelchen Seiten im weltweiten Netz, das nichts vergisst? Nein, nach einer mehr oder weniger langen Zeit werden auch die verschwinden. Selbst die Grabplatte aus Stein – irgendwann trampelt die Geschichte schonungslos über mich hinweg. Im Tod sind alle Menschen gleich. Da mögen Könige und Kaiser noch so große Anstrengungen unternehmen, Reiche ihre Samen- und Eizellen einfrieren – am Ende, da bleibt nichts von uns. Nur Staub, in den unendlichen Weiten des Universums. Wahrlich keine tröstlichen Aussichten. Doch ich bin ja wie gesagt Christ und Optimist – einer, der unverbesserlich an das ewige Leben glaubt!
Ja, ich glaube, dass jeder von uns mehr ist als Herz und Hirn, mehr als Haut und Knochen. Jeder von uns hat nach meiner festen Überzeugung eine unsterbliche Seele. Gott selber hat sie von Anfang an in uns hineingepflanzt. Erst die individuelle Seele macht jeden von uns einzigartig. Einzigartig und unsterblich.
Auch wenn diese Seele noch nie jemand gesehen hat, so ist sie doch da! Seit Urzeiten wird von Generation zu Generation dieses Wissen um unsere unsterbliche Seele weitergegeben.
Ich gebe gerne zu, dass das für uns naturwissenschaftlich geprägte Menschen heute alles doch ein wenig unglaublich klingt. Aber möchten Sie lieber als Staub im unendlichen Universum enden, einfach vergehen? Ich nicht. Als Christ lasse ich mir meinen Glauben an die Unsterblichkeit von Leib und Seele, so wie er uns durch die Auferstehung Jesu von den Toten geschenkt und verheißen ist, von nichts und niemandem nehmen.
Jahrelang konnte ich mit Joachim Kardinal Meisner, den wir heute hier in Köln zu Grabe tragen werden, zusammenarbeiten. Knapp sieben Jahre lang habe ich mit ihm als sein Sekretär unter einem Dach gewohnt. Er hatte seine Ecken und Kanten, aber er lebte in diesem tiefen christlichen Glauben. Vor dem Tod hatte er daher keine Angst, er war fest davon überzeugt, dass er am Ende seines irdischen Lebens von Gottes offenen Armen umfangen würde. Klar, er wusste um seine Unzulänglichkeiten und seine Fehler, aber er hoffte sein ganzes Leben auf Gottes Güte und Barmherzigkeit.
Auf einen liebevollen Gott, der am Ende all unsere Tränen trocknen wird.
Zum Paradies mögen die Engel Gottes Dich deshalb begleiten, lieber Joachim. Ich freue mich auf unser Wiedersehen im Himmel!
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln