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Das Geistliche Wort | 02.09.2017 | 08:35 Uhr

Ausruhen bei Gott - zum Tod von Pfr. Josef Vohn

Am 2. September starb unser Autor Pfarrer Josef Vohn. Zu seinem Gedenken präsentieren wir hier sein Geistliches Wort aus dem Jahr 2008 zum Thema "Ausruhen bei Gott".

In großer Dankbarkeit für viele Jahre Verkündigungsdienst im WDR - möge er ruhen in Frieden.

Pater Philipp Reichling OPraem - Klaus Nelißen - Elisabeth Schmitz

Das Geistliche Wort

Heute mit Josef Vohn aus Alsdorf bei Aachen.

Ich bin pensionierter katholischer Pfarrer und arbeite mit in sechs Gemeinden in Alsdorf Nord - rund 20 km nordöstlich von Aachen.

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

An diesem Wochenende wird in den Gottesdiensten unserer Kirche im Evangelium ein Wort Jesu verkündet, das der Evangelist Matthäus aufgezeichnet hat.

Ganz wörtlich übersetzt lautet es:

’Heran zu mir all ihr Mühenden und Überbürdeten, Ich werde Euch ausruhen lassen!’

Ich möchte Sie einladen, mit mir über dieses Wort Jesu nachzudenken.

Musik I

’Heran zu mir all ihr Mühenden und Überbürdeten, Ich werde Euch ausruhen lassen.’

Ich kann mir gut vorstellen, wie dieses Wort Jesu auf die Menschen damals gewirkt hat. Sie lebten im Norden des heutigen Israel, in Galiläa, rund um den See von Genezareth. Es werden meist kleine Leute gewesen sein:

-Menschen, die keine großen Schätze ansammeln konnten: kleine Bauern, Fischer Handwerker und Tagelöhner, - auch Kranke und Behinderte;.

Alle mühten sich um ihren täglichen Lebensunterhalt und dabei litten sie auch unter - den vielen Vorschriften ihres jüdischen Glaubens und unter der römischen Besatzung.

Heute ist die Situation für viele Menschen ähnlich.

Sie mühen sich um ein krankes Kind oder um heranwachsende Kinder mit einem fragwürdigen Freundeskreis.

Sie sind arbeitslos oder werden im Beruf bis an die Grenzen des Erträglichen gefordert;

Sie mühen sich in ihrer Partnerschaft oder fühlen sich als Alleinerziehende überfordert;

Sie leiden als Behinderte oder alte Menschen und die sie pflegen, spüren, dass sie zu wenig Zeit haben.

Wieder andere sehen sich in unserer Gesellschaft ungerecht behandelt

oder tun sich furchtbar schwer mit unserer Kirche:

- mit dem Schwund der Kirchlichkeit bei vielen Nahestehenden,

- aber auch mit Gesetzen, Vorschriften und Regelungen, deren Sinn sie nicht mehr verstehen. An all diese Menschen mit ihren Lasten denke ich heute - und manchmal rechne ich mich selbst auch dazu.

Musik II

All denen, die sich abmühen und überbürdet sind, verheißt Jesus

’Ich werde Euch ausruhen lassen!’

Das klingt ja verheißungsvoll!

Aber wie soll dieses Ausruhen gelingen? Was hat das Wort Jesu damals gemeint?

Und mehr noch: was bedeutet es für uns heute - rund 2000 Jahre später?

Ich suche nach einer Antwort und finde bei Matthäus gleich im nächsten Satz so etwas wie ein Schlüsselwort, das mir den Zugang zu dieser Verheißung Jesu erschließt. Es heißt: ’Lernt von mir!’.

Das könnte so viel heißen wie: Schaut mich an, seht, wie ich lebe und wie ich zur Ruhe komme - dann wisst Ihr, wie das geht.

Die Menschen damals wussten ja, wie er lebte, und wir heute wissen es auch - aus den Evangelien. Da lesen wir, dass er sich immer wieder aus seinem Alltag in die Einsamkeit zurückzog oder auf einen Berg, und dass er dabei betete.

Das Rezept zur Ruhe zu kommen, bestände dann darin, dass wir eingeladen werden, Abstand zu gewinnen vom Alltag und zu beten.

So richtig zufrieden bin ich mit dieser Deutung aber nicht.

Dass wir Abstand brauchen, um zur Ruhe zu kommen, erscheint auf den ersten Blick wie eine Binsenwahrheit. Das weiß ich auch ohne die Bibel.

Und das mit dem Beten klingt mir - ehrlich gesagt - irgendwo ein bisschen zu blass.

Wie soll das gehen, dass mein Beten mich zur Ruhe kommen lässt?

Und: was für ein Bild von Gott steckt dahinter?

Etwas anderes stört mich noch mehr: Jesus sagt eben nicht: ’Geht zu meinem Vater, er wird euch ausruhen lassen’, sondern: ’Kommt zu mir!

Ich werde Euch ausruhen lassen!’

Damit verweist Jesus die Menschen also nicht auf einen Gott, der weit weg ist, unfassbar und unbegreiflich. Er bietet sich selbst als den Ort der Ruhe an. Das ist stark! Das klingt für normale menschliche Ohren fast anmaßend. Und wieder finde ich ein Schlüsselwort; diesmal steht es in einem Wort Jesu, das Matthäus im Satz davor wiedergibt:

’Niemand kennt den Sohn - nur der Vater. Und niemand kennt den Vater, nur der Sohn, Und der, dem der Sohn es offenbaren will.’

Das ist ja wirklich stark. Da behauptet Jesu schlicht und einfach: Leute, wenn Ihr etwas von Gott wissen wollt - dann bin ich der Einzige, der euch dabei helfen kann.

Denn ich kenne meinen Vater. Wenn ihr auf mich schaut, dann erfahrt ihr, was Gott von Euch will.

Matthäus hat dieses Wort Jesu niedergeschrieben Jahrzehnte nach der Auferstehung Jesu; für die jungen Christen stand inzwischen fest. Dieser Jesus

war mehr als nur ein wunderbarer Mensch und ein großer Rabbi: das war der Sohn Gottes!

Nichts anderes meint Papst Benedikt XVI. wenn er sagt, in Jesus begegneten wir dem menschlichen Antlitz Gottes.

Das heißt doch wohl: wenn ich auf Jesus schaue,

- dann ist Gott nicht mehr irgendein fernes, geheimnisvolles Etwas;

- dann brauche ich nicht mehr herumzurätseln, was er von mir will und was er mir anbietet. Dann weiß ich das einfach, weil ich es an diesem konkreten Menschen Jesus ablesen kann.

Und es war ganz viel, was die Menschen damals an diesem Jesus ablesen konnten:

- Er nahm die Menschen so an, wie sie nun einmal waren.

die einfachen Fischer vom See genauso wie die angesehenen Schriftgelehrten;

diejenigen, die sich bemühten rechtschaffen zu leben, genauso wie die,

die Schuld auf sich geladen hatten;

die Gesunden genauso wie Menschen mit ansteckenden Krankheiten und Behinderungen.

Und die Leute spürten: das ist mehr als nur ein netter Zug an diesem Jesus;

- da zeigt sich, wie großzügig Gott selber uns Menschen gegenüber ist. Und sie wussten: was immer andere über uns denken mögen und wie herablassend auch immer sie uns abfertigen mögen: vor Gott hat jeder von uns eine Würde, die ihm keiner nehmen kann.

- Dieser Jesus setzte alles auf die Karte Gottes und vertraute seinem Vater vollkommen; er konnte aus diesem Gottvertrauen heraus auch die Widerwärtigkeiten seines Lebens auf sich nehmen und sogar Zeichen wirken, über die sie nur noch staunen konnten.

Und die Leute spürten: da zeigt sich die ganze Kraft Gottes. Aus dieser Kraft schöpft dieser Jesus seine Freiheit und Unabhängigkeit.

Und sie spürten auch: wenn wir auf diesen Jesus schauen und so auf Gott vertrauen können wie er, dann werden wir selber frei und unabhängig.

Wir müssen dann nicht nach der Pfeife anderer tanzen, die hier das Sagen haben;

Und wir müssen unser Fähnchen nicht auf Biegen und Brechen nach dem Wind derer hängen, die sich unter uns als einflussreich aufspielen. Wir können uns einfach in Gottes Hand fallen lassen.

- Jesus hat sich schließlich auch angelegt mit denen, die die Gesetze über alles stellten; Ihnen machte er klar, dass die religiösen Gesetze nicht ihrer selbst wegen befolgt werden sollten, sondern dass es auch dabei letztlich um den Menschen und sein Wohl ging.

Und die Menschen spürten: das sind nicht nur gut gemeinte Worte eines Menschen; aus diesen Worten, aus diesem Jesus, spricht Gott selber. Und: diese Worte verdienen viel mehr Gefolgschaft als das, was unsere Schriftgelehrten und Priester uns vorlegen. Diese Worte schenken uns eine Freiheit, von der wir nicht einmal zu träumen gewagt hätten.

Musik III

’Heran zu mir all ihr Mühenden und Überbürdeten, ich werde euch ausruhen lassen!’ Das ist zunächst ein wirklich beruhigendes Wort.

Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich Abstand nehmen und ausruhen will von all dem, was mir aufgebürdet ist. Ich darf mir Auszeiten gönnen in meiner Wohnung - oder mich abreagieren bei der Arbeit im Garten oder auf einer ausgedehnten Wanderung. Ich darf mir ein Buch oder ein Konzert genauso gönnen, wie das Schwimmbad oder die Sauna. Das Wort Jesu entlastet mich zugleich. Ich muss mich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf herausziehen, in dem ich stecke.

Und ich kenne viele Wege, mich diesem Gott zu nähern.

Ich kann den Tag mit einem Gebet beginne oder abschließen;

Ich kann in eine Kirche gehen und eine Kerze anzünden;

Ich darf mir Gottesdienste und Predigten aussuchen, die mir den Zugang zu diesem Jesus und zu seinem Vater erschließen und mir gut tun;

Und ich weiß, dass der eine oder andere gerade beim Empfang des Abendmahls oder der Kommunion einen besonderen Halt findet.

Das Wort Jesu ist zugleich ein realistisches Wort; Es gaukelt mir nicht vor, ich bräuchte nur zu beten, und mir würde durch ein Wunder ein Leben ohne Mühe und Überlastung geschenkt. Nein! Die Welt, in der wir Christen leben, wird durch unser Gebet nicht zum Paradies.

Jesus verheißt nur, dass wir zur Ruhe kommen können. Aber das ist eine ganze Menge. Denn, wenn ich zur Ruhe gekommen bin und so in meine Welt zurückkehre,

dann hat sich schon etwas verändert: - nämlich bei mir selbst.

Ich sehe mich und meine Welt dann mit neuen Augen. Ich lasse mich nicht mehr so einfach verunsichern oder unter Druck setzen und vielleicht bin ich sogar so mutig geworden, dass ich hier und da offen widersprechen kann.

Mit einer solchen Ruhe im Hintergrund kann ich gelassener umgehen mit dem, was mir aufgebürdet ist; es haut mich nicht mehr alles gleich um!

Darum wünsche ich Ihnen und mir einen Sonntag, eine Woche und vielleicht sogar eine Urlaubszeit, in der wir wirklich dazu kommen, auszuruhen,

so richtig zur Ruhe zu kommen.

Musik IV

[Darin]

Das war das Geistliche Wort. Heute aus der Katholischen Kirche!

Aus Alsdorf verabschiedet sich Pfarrer Josef Vohn.

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