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Das Geistliche Wort | 19.11.2017 | 08:35 Uhr

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... und nun das Wetter

„… Und nun, das Wetter“ – so enden unsere Nachrichtensendungen. Das Wetter – im Nachspann der großen Themen ist bei uns in der Regel nur eine Bagatelle. Meine Eltern sagten immer: „es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung.“

1. Musik: Eva Cassidy: What a Wonderful World, CD Best of E.C., Track 4, LC 20040

In den letzten beiden Wochen ist das Wetter vom Rand der Nachrichten in die Mitte gerückt. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Weltklimakonferenz tagten in Bonn nur einen Steinwurf entfernt voneinander zur gleichen Zeit. Dadurch wurden den Kirchenvertretern die verheerenden Auswirkungen der globalen Erwärmung vor Augen geführt. Das Wetter ist eine Überlebensfrage der Menschheit. Leidtragende des Klimawandels sind zurzeit vor allem Menschen des Südens. Mit Reverend Tafue Molu Lusama, Generalsekretär der Tuvalu Christian Church, sprach ein Teilnehmer der Weltklimakonferenz ein eindringliches Grußwort zu den Synodalen. Der Inselstaat Tuvalu im Pazifischen Ozean ist dem Untergang geweiht. Schon jetzt steht den Einwohnern im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser bis zum Hals. Menschen am anderen Ende der Erde sind vom Klimawandel unmittelbar betroffen. Durch die globale Erwärmung schmelzen Gletscher und Polkappen. Der Meeresspiegel steigt und steigt. Schon bald wird der Inselstaat überflutet sein.

Woran das liegt? Wir verheizen unsere Erde! Seit Beginn der industriellen Revolution haben die Weltmeere immer mehr vom Menschen freigesetztes Kohlendioxyd aufnehmen müssen. Die empfindliche Balance des Ökosystems ist in eine gefährliche Schieflage geraten. Fabrikschornsteine mit ihren Emissionen, Kohleheizungen, Braunkohlekraftwerke, der Automobilverkehr, die Abholzung der Regenwälder – viele Faktoren lassen uns auf eine Katastrophe zusteuern. Überschwemmungen, Stürme, Verwüstungen - wer sich die katastrophalen Folgen nicht ausmalen kann, der sollte sich von Männern und Frauen in Houston erzählen lassen, wie es ist, wenn Millionen auf der Flucht vor dem Wetter sind. Harvey, Irma, Maria – immer wieder wird die Stadt in Texas von Hurrikans heimgesucht. Gar nicht zu reden von den ungleich tödlicheren Überschwemmungen und Dürren in Asien oder Afrika, die keine freundlichen Vornamen tragen. Die Betroffenen fliehen in irgendeine Sporthalle oder ein Wüstenzelt, zum Warten. Oder sie retten sich in ein Nachbarland. Oder sie machen sich auf den Weg nach Europa, weil wir noch vergleichsweise milde betroffen sind. Aber niemand sollte sich in Sicherheit wiegen. Die Namen Kyrill, Axel, Herwart klingen den Betroffenen auch hierzulande in den Ohren. Umweltkatastrophen werden nicht an uns vorübergehen.

Soll die Erde Heimat aller Menschen bleiben, muss sich ziemlich schnell ziemlich viel ändern. Wer nimmt das in die Hand, wenn sich Staaten nicht einigen oder gar der Verantwortung ganz entziehen?

2. Musik: Jan Garbarek: In Praise of Dreams, CD J.G.: In Praise of Dreams, Track 2, ECM Records, LC 1880

Sprecher: Es war zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte. Und alle Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. (Gen 2,4b-6)

In anschaulichen Bildern beschreibt die Schöpfungsgeschichte die Welt, in der wir leben. Und sie mutet uns ein erschreckendes Experiment zu: Stell dir vor, das alles gäbe es nicht: keine Sträucher, keine Kräuter, keine Erde. Die Erde wüst und leer! Das Nichts ist ein schrecklicher Gedanke. Die Schöpfungsgeschichte will uns davor bewahren, unseren Lebensraum als Selbstverständlichkeit wahrzunehmen.

Uralte Erinnerungen scheinen in dieser Geschichte fortzuleben, Hoffnungen und Befürchtungen. Alles, was der Mensch hat und ist, verdankt er dem Schöpfer: Leben, Heimat, Gefährten. Naiv ist der Erzähler nicht. Er ahnt schon damals: Die Menschen haben ihr Glück verspielt. Sie hatten nicht auf Gott gehört. Hatten sich der Verantwortung für die Schöpfung nicht gestellt. Schon damals galt: Das Nichts ist durchaus denkbar. Doch hier, am Beginn der Bibel, wird eine Hoffnungsgeschichte erzählt für Menschen, die sich an Gott halten.

Sprecher: Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. (Gen 2,7-8)

So wenig ist der Mensch? Auch der Mensch ist aus vergänglicher Materie. Er hat keinen Grund zu irgendeiner Überheblichkeit. Geadelt wird er nur dadurch, dass Gott ihm Odem einhaucht - und damit Gedanken, Liebe, Kreativität. Wir haben uns nicht selbst gemacht und haben wenig, ja, nichts vorzuweisen, worauf wir stolz sein könnten. Aber wir sind frei. Wir können Schlechtes tun oder Gutes, das Leben zerstören oder schützen. Wenige Wochen nach dem Reformationsjubiläum können wir uns daran erinnern, was christliche Freiheit bedeutet. Martin Luther schreibt uns ins Stammbuch: ein Christenmensch ist ein freier Herr und niemand Untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann Untertan. Freiheit und Verantwortung – beides gehört zusammen! Freiheit ohne Verantwortung zerstört die Erde.

Sprecher: Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. ... Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. (Gen 2, 9.15)

Der Lebensraum, den Gott den Menschen zuweist, mag biblischen Lesern wie ein Paradies vorgekommen sein. Genau betrachtet handelt es sich um ein fruchtbares Stück Erde, das es zu bebauen und zu bewahren gilt. Ein Schlaraffenland wird nicht erträumt. Bebauen und Bewahren heißt der doppelte Auftrag. Weil der Mensch die Erde nur als Leihgabe bekommt, bleibt er Gott gegenüber verantwortlich. Gute Haushalterschaft ist nicht zu vereinbaren mit Raubbau an dem anvertrauten Gut. Unsere Kinder und Enkel werden die Preise zahlen müssen für heutige Versäumnisse. Die Menschen im Süden, im Inselstaat Tuvalu, zahlen sie schon jetzt.

3. Musik: Lesley Barber: Smoke; CD Soundtrack „Manchester by the Sea“ Track 5, LC 08126

Nicht weit von Bonn entfernt, gleichsam in Sichtweite der Weltklimakonferenz und der Synode der Evangelischen Kirche, liegt der rheinische Braunkohletagebau. Mit einigen Journalisten, die die EKD-Synode begleiten, haben wir uns auf den Weg gemacht, um den Tagebau zu sehen und mit Vertretern des Kirchenkreises Jülich zu sprechen, die sich hier schon lange engagieren.

O-Ton Stenzel: „Das hat 1989 auf der Synode im Oktober begonnen. Damals war Peter Beier Superintendent. Damals fiel die Entscheidung für die drei Tagebaue Garzweiler, Hambach, Inden. ... Die Kritik von uns war: was ihr dort macht, bedeutet Zerstörung der Schöpfung, Verlust von Heimat, Verlust von Wasser, Verpestung der Luft durch CO2 u.a.“

So erinnert sich Hans Stenzel. In der Tat fördert im weltweiten Vergleich kein anderes Land so viel Braunkohle wie Deutschland. Die Kohle-Verstromung ist mit einem gigantischen Kohlendioxid-Ausstoß verbunden. Das ist der Klimakiller Nr. 1. Aber das ist es nicht allein. Menschen in der Braunkohle-Region verlieren ihre Heimat, Dorfgemeinschaften werden zerstört. Die berühmte Erkelenzer und Jülicher Börde mit ihren fruchtbaren Böden wird nie mehr das, was sie einmal war. Auf Fragen der Reporter erläutert der Superintendent des Kirchenkreises Jülich, Jens Sannig:

O-Ton Sannig: „Unsere Position als Kirchenkreis Jülich ist klar, dass wir uns eindeutig dafür aussprechen, dass ein Ende des Tagebaus jetzt eingeläutet werden muss. Wir sprechen uns dafür aus, dass ein Masterplan für den Ausstieg entwickelt wird, der sich an den Klimazielen von Paris orientiert und damit festgelegt wird, welche Mengen an Kohle in der Erde bleiben und nicht mehr verstromt werden.“

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ringt der Kirchenkreis Jülich um eine Zukunft jenseits der Braunkohle. Man belässt es nicht bei der Kritik. Gutes Beispiel soll Schule machen, soll zeigen, dass es Alternativen gibt. Systematisch wurde deshalb der Energieverbrauch der Gemeinden und Einrichtungen gesenkt. Gebäude wurden ertüchtigt. Denn der beste Strom ist der, der gar nicht verbraucht wird. Herausragend ist die alte Heinsberger Kirche, die heute praktisch energieautark ist. Jede Gemeinde besitzt eine Photovoltaik-Anlage. Darüber hinaus wird Energie nur aus regenerativen Quellen bezogen. Heute gibt es vielfältige Alternativen zum Kohle- oder Atomstrom. Auch deshalb arbeitet der Kirchenkreis mit den Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Region zusammen. Wer hätte das gedacht: Im Zeichen der Schöpfungsverantwortung eine Brücke zwischen Theologie und Naturwissenschaft!

Wenn sich nicht die Kirche bewegt, wer dann? Vielleicht ist der Klimawandel ja nicht aufzuhalten, aber abzumildern ist er auf jeden Fall durch entschlossenes Handeln. Es macht einen großen Unterschied, ob der Temperaturanstieg unter 1,5 Grad oder über 3 Grad liegt. Deshalb hat kürzlich auch das Düsseldorfer Landeskirchenamt, Sitz der Verwaltung und der Kirchenleitung, seine Fahrzeugflotte umgestellt. Verwaltungsdirektor Rüdiger Rentzsch erläutert:

O-Ton Rentzsch: „Unsere Dienstfahrzeuge sind mittlerweile entweder Hybridfahrzeuge oder rein elektrobetrieben und haben daneben die Zahl unserer Dienstfahrzeuge verringert. Übrigens auch deshalb, weil das Reiseverhalten sich verändert hat. Es wird vermehrt der öffentliche Nahverkehr genutzt, was natürlich der optimale Weg ist.“

Kleine Schritte gegen den Klimawandel. Sie schaffen es nicht in die Tagesthemen oder die Heute-Sendung. Es sind dennoch notwendige Schritte. Nur wenn wir lernen, unsere Freiheit verantwortlich zu gebrauchen, kann die Erde Heimat für alle Menschen sein.

„… Und nun, das Wetter“ – so enden in der Regel unsere Nachrichtensendungen. Das Wetter ist keine Bagatelle. Nicht für Reverend Tafue Molu Lusama vom kleinen Inselstaat Tuvalu im Pazifischen Ozean – und nicht für uns.

Ich bin Klaus Eberl, Oberkirchenrat in Düsseldorf, und wünsche ihnen einen gesegneten Sonntag.

4. Musik: Keith Jarrett: Over the Rainbow, Track 3 von CD K.J.: La Scala, LC 2516

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