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Das Geistliche Wort | 07.01.2018 | 08:35 Uhr

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Du veränderst die Welt!

Guten Morgen! Schön, dass Sie da sind.

Am Freitag hatten wir Besuch von Königen bei uns hier im Kloster, denn ich bin Arenberger Dominikanerin und lebe zusammen mit 26 Mitschwestern in Oberhausen. Die Könige waren so richtig ausgestattet mit schönen Gewändern, goldenen Kronen und einer Entourage. Die Könige sind auch bekannt als die Sternsinger und haben uns den Segen ins Haus gebracht: 20 plus C plus M plus B plus 18. Christus segne dieses Haus, in diesem neuen Jahr 2018.

Musik I

So wie die Sternsinger als Heilige Drei Könige zu Besuch bei mir im Kloster waren, machen es gerade Tausende von Kindern und Jugendlichen überall in Deutschland. Sie gehen zu den Leuten, singen Lieder von Weihnachten, schreiben den Segen an die Türen und sammeln Geld für arme Kinder in Ländern der sogenannten Dritten Welt.

Ich hab das früher als Kind auch so ziemlich jedes Jahr gemacht. Mit meinen Geschwistern und Freunden sind wir auch als die Heiligen Drei Könige losgezogen, um damals schon genau das gleiche zu machen wie die Kinder heute. Manchmal haben wir dabei auch schräge Sachen erlebt: Einmal kamen wir zu einem Haus, die Frau dort sah uns und schwupp, wurden die Rollläden runtergelassen.

Ein anderes Mal war ich selber als Begleiterin mit einer Gruppe von kleineren Jungs unterwegs. Die drei waren sonst gar nicht schüchtern, aber bei dieser Aufgabe waren sie selber von ihrer Würde überwältigt und lammfromm. Ich erkannte sie fast nicht wieder.

Aber meistens waren die Erlebnisse super: Eine Frau hatte immer extra für uns eine richtig vornehme Kaffeetafel gedeckt. Da gab es dann leckere Plätzchen, Kuchen und heißen Kakao. Da fühlten wir uns echt königlich! In einer anderen Wohnung wurden wir gleich durchgewunken bis zur Krippe, wir mussten unbedingt da unser Lied singen. Als Kind habe ich noch gar nicht so richtig verstanden, wieso sich besonders die älteren Menschen über unseren Besuch gefreut haben. Schließlich brachten wir, mal abgesehen vom Segen, nichts mit. Heute würde ich sagen: Für viele ältere Menschen waren und sind die Sternsinger eine willkommene Ablenkung in ihrer Einsamkeit. Und: Sie belohnen den Besuch mit Geld und Süßigkeiten. Nach so einem langen Sternsingerwochenende hatte ich damals schon das Gefühl: Du hast jetzt echt was Gutes gemacht. Es hat mir Spaß gemacht, für ein Wochenende ein König zu sein und: etwas zu bewirken.

Musik II

Strenggenommen waren die Heiligen Drei Könige aus der Bibel gar keine echten Könige und sie waren auch nicht zu dritt. Im Matthäusevangelium steht lediglich (Mt 2,1f):

Sprecher:

„Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“

Da kommen also nicht drei Könige, die Macht und Geld und wer weiß was haben, sondern einfach Sterndeuter, Astronomen. Aber an diesen Astronomen werden mir zwei Dinge klar: Zum einen haben sich die Männer auf den Weg gemacht, um einen König zu suchen. Dabei wissen sie gar nicht so genau, wer der König der Juden überhaupt sein soll. Schließlich fragen sie bei König Herodes in Jerusalem nach, ob vielleicht da der König geboren worden ist. Und hier wird’s spannend: Weil König Herodes keinen anderen König neben sich akzeptiert, will er den neuen König, also Jesus, umbringen lassen. Dabei geht er verschlagen vor: Die Sterndeuter sollen ihm nämlich sagen, wenn sie ihn gefunden haben, wo der ist. Aber die Sterndeuter merken, was Sache ist und gehen auf dem Rückweg nicht mehr bei Herodes vorbei. Und durch diese kleine Tat verändern sie die Welt! Man stelle sich mal vor, Herodes hätte Jesus umgebracht… Es gäbe gar kein Christentum!

Zum anderen wird mir durch die Sterndeuter deutlich, dass da Männer unterwegs sind, die noch nicht so genau wissen, wofür sie sich eigentlich auf den Weg gemacht haben. Aber sie fühlen sich angezogen von dem Stern, der neu aufgegangen ist und wollen herausfinden, was das zu bedeuten hat. Sie sind davon überzeugt, dass der König der Juden auch mit ihrem Leben etwas zu tun hat. Die drei sind neugierig, das heißt: offen für das Neue.

Das hört sich toll an, aber offen sein für Neues, das ist gar nicht so leicht, Veränderungen sind ja oft so eine Sache. Aber ich glaube, es fällt leichter, Neues auszuprobieren, wenn man selber weiß, wer man eigentlich ist und woher man kommt. Wo also sind meine Wurzeln? Und wohin gehöre ich?

Die drei Sterndeuter wussten das, denn in der Geschichte ihrer Deutung stehen sie für die damals bekannte Welt. Das waren Europa, Asien und Afrika. Also jeder für einen anderen Erdteil. Und damit hat jeder ja auch eine andere Heimat, eine andere Identität, kennt andere Traditionen und Gewohnheiten. Zu wissen, woher ich komme und wer ich bin, macht es leichter sich auf Neues einzulassen. Und so ist es ja heute auch noch. Ich bin froh darüber, dass ich meine Heimat in der dominikanischen Ordensfamilie habe. Meine Ordensfamilie hilft mir, neugierig zu sein und immer wieder aufzubrechen zu unbekannten Orten, neuen Herausforderungen, anderen Menschen. Weil ich weiß, dass überall Schwestern und Brüder sind, die die gleiche Heimat im Orden haben wie ich, traue ich mich, was Neues auszuprobieren, woanders hinzugehen und Sachen zu machen, die ich vorher noch nie gemacht habe. Und wenn ich das mache, merke ich immer wieder auch: Hey, ich kann die Welt verändern! Wenn ich was anders mache, dann ändert sich was!

Musik III

Die Kinder, die heute als Sternsinger unterwegs sind, die merken hoffentlich auch, dass sich durch sie was ändert. Ich habe mich mal bei den Jungs und Mädchen umgehört, die in diesem Jahr dort als Könige unterwegs waren, wo ich früher auch von Haus zu Haus zog. Lina hat gesagt, dass sie bei der Sternsingeraktion mitmacht, weil sie gerne singt. Klara und Matthäus machen gerne etwas mit Freunden zusammen und finden es toll, die ganzen Leute zu Hause zu besuchen. Alle freuen sich über die Süßigkeiten, die sie bekommen, aber Josefine will ganz besonders Spenden sammeln für die Kinder in der ganzen Welt. So ähnlich, wie die Sterndeuter in der Bibel sicherlich verschiedene Gründe dafür hatten, dass sie dem Stern gefolgt sind, so haben auch Lina, Matthäus, Klara und Josefine unterschiedliche Gründe, als Sternsinger loszuziehen. Aber sie merken, dass sie etwas verändern, wenn sie den Leuten zu Hause den Segen bringen und durch das gesammelte Geld anderen Kindern helfen.

Die „Aktion Dreikönigssingen“ ist die größte organisierte Hilfsaktion von Kindern für Kinder weltweit. Das Geld, das die Kinder und Jugendlichen in den Häusern sammeln, ist jedes Jahr für Kinder in einem anderen bedürftigen Land und wird in nachhaltige Hilfsprojekte investiert. In diesem Jahr steht das Thema Kinderarbeit in Indien im Vordergrund. Denn in Indien müssen viele Kinder schon im Kindergartenalter arbeiten. Die meisten haben deshalb keine Zeit, zur Schule zu gehen. Die Arbeit ist meistens gefährlich oder völlig ungesund. Hinzu kommt, dass die Eltern der Kinder oft früh sterben, und dann müssen die Kinder erst recht arbeiten, um so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Das ist ein echter Teufelskreis: Ausbeuterische Arbeit bedeutet keine Schule und keine Schule bedeutet, keinen ordentlichen Beruf ergreifen zu können, sondern weiter ausgebeutet zu werden. In den Projekten, die mit dem Geld der Sternsinger unterstützt werden, geht es aber darum diesen Teufelskreis zu durchbrechen: Möglichkeiten schaffen, damit die Kinder zur Schule gehen können und einmal einen anderen Beruf erlernen können. Die Kinderausbeutung muss aufhören, damit Kinder überall die Chance auf ein menschenwürdiges Leben haben!

Musik IV

Die Sternsinger hier in Deutschland helfen mit, dass Kinder eine Schulbildung bekommen und später ein menschenwürdiges Leben führen können durch eine gute Arbeit. Die Sternsinger verändern konkret die Welt durch ihr Engagement in diesen Tagen, in denen sie von Tür zu Tür ziehen, den Segen von Jesus Christus bringen und Geld für arme Kinder sammeln. Wir alle können dabei mithelfen und brauchen noch nicht einmal dafür in die Rolle eines Königs zu schlüpfen. Es fängt damit an, die Sternsinger freundlich aufzunehmen, ihnen zuzuhören. Man kann natürlich auch durch kleine Schritte noch anders die Welt verändern.

Denn als Konsumenten haben wir eine riesige Macht. Jedes Mal beim Einkaufen lasse ich alles, wie es ist, oder verändere die Welt ein bisschen. Wer z.B. Kaffee, Schokolade und Obst gekauft, die fair gehandelt sind, der sorgt auch dafür, dass Kinder zur Schule gehen können, dass sie nicht ausgebeutet werden und dass alle gerecht bezahlt werden. Wenn ich ein T-Shirt kaufe, das unter gerechten Bedingungen genäht wurde, helfe ich den Näherinnen in Indien, Bangladesh oder sonstwo.

Ich weiß natürlich auch, dass die Sachen aus dem fairen Handel oft mehr als die normalen Sachen kosten. Klar, dann kann ich nicht so viel kaufen. Aber ich meine, es lohnt sich, weniger zu kaufen, dafür aber Sachen, die nicht auf Kosten derjenigen produziert wurden, die – im wahrsten Sinne des Wortes – einen Hungerlohn dafür bekommen.

Es muss doch möglich sein, dass die Menschen in allen Teilen der Welt die Chance auf ein besseres Leben haben. Denn darum geht es doch, dass wir alle ein gutes, ein menschenwürdiges Leben führen können. Auch wenn das für mich heißt, dass ich mir vielleicht weniger kaufen kann. Aber ich bin davon überzeugt: Wenn ich nach fairen Bedingungen einkaufe, dann kann ich die Welt etwas verändern. Und – das kann jeder von uns. Der Anfang kann gerade heute sein, indem man den Sternsingern etwas in die Sammelbüchse steckt, damit die Kinder in Indien besser leben können. Und dann bin ich davon überzeugt, dass jeder für sich kleine Sachen findet, mit denen er noch mehr verändern kann. So wie die Sterndeuter. Die haben einfach einen anderen Rückweg genommen, und so die Welt verändert.

Musik V

Ich wünsche Ihnen einen schönen Besuch der Sternsinger, falls sie noch nicht bei Ihnen waren, und einen glücklichen Sonntag.

Ihre Sr. Kerstin-Marie aus Oberhausen.

Musik VI

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