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Kirche in WDR 5 | 14.03.2018 | 06:55 Uhr
Plötzlich redet Gott
Guten Morgen!
Gott spricht zu einem Menschen. Zu Mose. Mose hatte einen Mord begangen und musste fliehen. Er hatte einen ägyptischen Aufseher erschlagen, einen der Schergen, die das Volk der Israeliten quälten. Mose stammte aus diesem Volk, das in Ägypten unmenschliche Sklavenarbeit leisten musste. Auf seiner Flucht kommt er in ein sicheres Land und heiratet dort. Er bekommt ein Kind und arbeitet für seinen Schwiegervater. Da sieht Mose in der Einsamkeit der Wüste ein Feuer: Ein Dornbusch brennt, aber verbrennt nicht. Als er neugierig näherkommt, hört er eine Stimme. Sie ruft Mose mit Namen. Gottes Stimme ist es. Mose bekommt Angst.
Gott sagt: „Ich habe das Elend meines Volkes gesehen. Ich werde es von seinen Unterdrückern befreien. Ich werde mein Volk aus Ägypten führen – in ein fruchtbares und großes Land, wo Milch und Honig fließen. Und für diese Reise meines Volkes in die Freiheit brauche ich dich, Mose.“
Mose ist fassungslos. Er soll die Israeliten anführen? Er soll zu seinem unterdrückten Volk nach Ägypten gehen, vor den Pharao treten und von ihm fordern: Lass die israelitischen Zwangsarbeiter frei. Mose sagt zu Gott: „Wer bin ich denn? Sie werden mir nicht glauben. Und der Pharao wird sich doch von mir nichts sagen lassen.“ Doch Gott erwidert: „Ich werde mit dir sein.“ Mose wendet ein: „Aber wenn sie mich nach deinem Namen fragen, was soll ich ihnen sagen?“ Der Einwand ist berechtigt. Damals wurden viele Götter verehrt. Es kommt auf den Namen an.
Und Gott nennt seinen Namen. „Ich werde sein, der ich sein werde“ kann man ihn übersetzen. oder: „Ich bin da“ oder „Ich bin und werde sein“. Und er spricht weiter zu Mose: „Ich weiß: Der Pharao wird euch nicht ziehen lassen. Keine Macht der Welt wird ihn dazu zwingen. Aber dann wird er meine Macht spüren.“
Mose traut sich das alles nicht zu. „Ich kann doch nicht gut reden“, erwidert er, „noch nie konnte ich das. Nimm es mir nicht übel, Gott, aber schick doch bitte einen anderen!“ Da wird Gott ärgerlich. „Genug jetzt! Dein Bruder Aaron kann reden. Du sagst ihm alles, was ich dir mitgeteilt habe. Er wird zum Volk und auch zum Pharao sprechen. Ich werde bei euch sein und euch helfen. Nun geh!“ Und Mose geht.
Was ist das für ein Gott, der einen Menschen so anspricht? Und was für einen Menschen hat er da für sein Befreiungswerk ausgesucht? Einen Gewaltverbrecher. Auch wenn er nicht aus niederen Beweggründen, sondern aus gerechter Empörung einen brutalen Sklaventreiber totgeschlagen hat. Und nun diskutiert Mose mit Gott, dem Unbegreiflichen, erhebt Einwände, äußert Bedenken. Gott geht darauf ein. Doch so richtig entkräften kann Gott die Zweifel des Mose nicht. Am Ende bleibt der Befehl, verbunden mit der Zusage: Ich werde dir helfen.
„Ich bin da“, nennt sich dieser Gott. Er ist ganz anders als die vielen anderen Götter um ihn herum. Er ist gegenwärtig auf dem schweren Weg, den Mose nun vor sich hat.
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5: )
Wie dieser Weg weitergeht, hören Sie morgen von
Ihrem Andreas Duderstedt aus Bielefeld.