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Das Geistliche Wort | 30.03.2018 | 08:35 Uhr

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Hoffnungsträger

Autor: Es ist die Stunde des Hoffnungsträgers. Messianische Erwartungen liegen in der Luft. Die Basis hat das Vertrauen ins Establishment verloren. Vom bisherigen Führungspersonal erwartet keiner mehr, dass es die Wende für die eigene Partei noch schafft. Im Gegenteil: Die eigenen Granden haben ihren Frieden in der Regierung gemacht. In der großen Koalition mit der römischen Partei, die den Regierungschef stellt. Sie sind zwar nur der Juniorpartner. Aber immerhin: Die Hohenpriester und Schriftgelehrten haben genügend Einfluss, um die Interessen der jüdischen Partei immer wieder durchzusetzen.

Es ist die Stunde des Hoffnungsträgers. Fern der Hauptstadt hat er sich einen Namen gemacht. Er ist durchs Land gezogen. Von Tür zu Tür. Er hat die Menschen für sich gewonnen. Hat sie überzeugt, sich für ihre Interessen einzusetzen. Ihre Gesundheit. Ihr Auskommen. Besonders für die Schwachen und die Ausgegrenzten hat er sich engagiert. Und sie haben es ihm gedankt.

Jetzt ist die Stunde des Hoffnungsträgers. Er spürt das. Und er nimmt die Rolle an. Er weiß, dass sich messianische Erwartungen auf ihn richten. Und er lässt sich darauf ein, sich als Messias zu inszenieren. Es gibt in Jerusalem ein Ritual, wie ein König in sein Amt eingesetzt wird. Schon beim legendären König Salomo war das so. Der neue König wird gesalbt. Dann reitet er auf einem Maulesel in die Stadt. Posaunen und Flöten werden geblasen. Und das Volk jubelt: „Es lebe der König!“

Jesus greift genau dieses Ritual auf. Es ist Sonntag. Der Tag, der später als Palmsonntag in die Geschichte eingehen soll. Kühles, wolkiges Wetter. Gerade hat das Frühjahr begonnen. In fünf Tagen soll das Passafest gefeiert werden. Viele Menschen sind in der Stadt. Die besondere Atmosphäre des Hochfestes liegt in der Luft. Es knistert geradezu.

Jesus ist mit seinen Begleitern vom Jordan hinauf nach Jerusalem gestiegen. Nur noch ein Hügel liegt zwischen ihnen und der Heiligen Stadt. Sie kommen durch Betanien. Das Dorf von Maria und Marta. Dort finden sie ein Quartier. Und Jesus gibt zwei von seinen Begleitern einen Auftrag: „Geht in das nächste Dorf. Dort werdet ihr einen Esel finden. Bringt ihn mir.“ Alles wirkt wie von langer Hand geplant.

Dann zieht er nach Jerusalem. Über den Ölberg und durch das Kidrontal reitet er in die Hauptstadt. Es wird ein Triumph. Die Massen jubeln ihm zu. Sie legen ihre Gewänder auf die staubige Straße. Als ob der neue Hoffnungsträger nicht schon gleich mit dem Dreck des Alltags beschmutzt werden sollte. Andere legen Palmzweige auf den Boden. Die Zustimmung kennt keine Grenzen. Sie fühlt sich an wie 100 Prozent. Alle schreien ihre Hoffnung heraus, dass nun endlich alles anders wird: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“

Musik: Talkin‘ bout a revolution, CD: Tracy Chapman,

Track 1/11, Text+Musik: Tracy Chapman, Label: WEA International, LC: 04281

Autor: Was sind es für Hoffnungen, die sich auf ihn richten? Vermutlich gehen sie bunt durcheinander. Er soll sich weiterhin für die kleinen Leute einsetzen. Dem Establishment soll er frischen Geist einblasen. Die römischen Besatzer in ihre Schranken weisen. Aber vor allem geht es vermutlich um neues Selbstbewusstsein. Der eigenen Gruppe, dieser Gemeinschaft mit ihrer langen, großen Geschichte, soll er wieder neuen Mut vermitteln. Erneuern soll er sie. Und ihr eine Vision für eine starke Zukunft geben. Als er in Jerusalem einzieht, sind die Menschen euphorisch. Das zeigt, wie groß die Sehnsucht ist. Und die heimliche Angst, dass es wieder nichts werden könnte.

Jesus beginnt sofort mit seinem Reformprogramm. Am Montag kommt er wieder aus Betanien nach Jerusalem. Er geht in den Tempel. Dieses zentrale Heiligtum, wo in späteren Jahrhunderten die Kuppel des Felsendoms erstrahlen sollte. Und er ist entsetzt. An diesem heiligsten Ort der Juden hat sich vor allem der Handel ausgebreitet. Es sind noch keine Postkarten und Devotionalien. Aber stattdessen Geldwechsler und Taubenhändler für den Opferbetrieb am Tempel.

Jesus bindet eine Peitsche und treibt sie alle aus dem Tempel. Samt ihren Tieren. Die Tische der Geldwechsler schmeißt er um, die Münzen rollen über den Boden. Der Hoffnungsträger beweist damit ein untrügliches Gespür für starke Zeichen: Schluss mit Korruption und Geschäftemacherei! Und gleichzeitig zeigt er, wo der Schwerpunkt seiner Reform liegt. Er will die religiöse Erneuerung.

Seine Gegner haben die Kampfansage sofort verstanden. Sie schmieden schon Pläne, wie sie Jesus aus dem Weg räumen können.

Das Gegenüber von Volk und Elite bestimmte den ganzen Konflikt um Jesus. Jesus stand dabei klar auf der Seite des Volkes. Wer war er? Ein Prophet, ein Revolutionär, ein Populist? Erst am Ende sollte sich zeigen, dass diese Titel alle nicht passten.

Dieser Dienstag steht im Zeichen großer Auseinandersetzungen. Seine Gegner versuchen, Jesus eine Falle zu stellen. „Darf man eigentlich Steuern an die Römer zahlen?“, fragen sie ihn. Wenn er „Ja“ sagt, wird er dann nicht bei seinen Anhängern unglaubwürdig? Macht er dann nicht auch seinen Frieden mit den Machthabern? Wenn er jedoch „Nein“ sagt, hat er die Römer gegen sich. Und dadurch wäre die Koalition der Gegner deutlich gewachsen.

Die Antwort von Jesus ist zum Sprichwort geworden. Er lässt sich eine Münze geben. Dann hält er sie hoch. „Wessen Bild seht Ihr auf der Münze?“, fragt er. Sie antworten: „Das des Kaisers!“ „Dann gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Und Gott, was Gottes ist.“ Jesus ist sich treu geblieben. Ihm geht es nicht um eine Revolution gegen Rom. Sondern er kämpft für eine religiöse Erneuerung. Soll der Kaiser ruhig seine Steuern bekommen. Aber nicht mehr. Angebetet werden darf nur Gott.

Musik: A Simple Love, CD: The Awakening, Text+Musik: Melissa Etheridge, Label: Island Records, LC: 00407

Autor: Seltsamerweise hat es ihm beim Volk nicht geschadet, dass er auf revolutionäre Hetze verzichtet hat. Anscheinend sehnten sich die Menschen nicht vor allem nach einem gewaltsamen Umsturz. Sondern sie wollen jemand Glaubwürdiges haben. Einen, der zu seinen Idealen steht. Der Menschen mitreißen kann. Und der damit auch Erfolg hat.

Im nächsten Streit bringt Jesus sein Programm auf den Punkt. Seine Gegner fragen ihn: „Was ist eigentlich das höchste Gebot? An welcher Maxime sollen wir unser Handeln ausrichten.“ Er verweist auf die Bibel: „Ihr sollt Gott von ganzem Herzen lieben. Und Eure Mitmenschen sollt Ihr lieben wie Euch selbst!“

Mit zwei Beispielen erklärt er, was er meint: Er verspottet die Schriftgelehrten, die sich gerne überall grüßen lassen und die überall einen Ehrenplatz beanspruchen. Und er lobt die arme Witwe, die von ihrem wenigen Geld einen ganzen Pfennig als Opfer gibt.

Ist das wieder dieser scheinbare Populismus von Jesus? Nein, es ist die zwingende Folge aus Jesu Gottesglauben. Bei Gott und bei den Menschen geht es darum, liebevoll aufeinander Acht zu geben. Für die Schwachen einzutreten gehört zu einem recht verstandenen Glauben unbedingt dazu.

Am Ende dieses langen Tages voller Streit verdüstert sich die Stimmung von Jesus. Er erinnert daran, wie viele seiner Vorgänger von den Machthabern getötet wurden. Und düster blickt er auf die Zukunft. Kriege werden kommen. Verfolgungen. Katastrophen. Innerlich scheint Jesus an diesem Abend schon meilenweit entfernt von den Hoffnungen seiner Anhänger. Von ihrer Sehnsucht nach besseren Verhältnissen. Seine Gegner haben sich als absolut unbeweglich erwiesen. Jesus scheint nicht mehr zu erwarten, dass sich daran noch etwas ändern wird.

Als er schließlich spät am Abend wieder nach Betanien kommt, wird dieser Umbruch sichtbar. Zumindest im Kreis seiner Begleiter. Eine Frau kommt mit kostbarem Öl. Sie öffnet die Flasche und gießt es über seine Stirn. Die Anhänger murren: „Was soll das! Was für eine Verschwendung! Man hätte das Öl verkaufen sollen. Und den Armen damit helfen!“

Zwei Tage zuvor hätte Jesus wahrscheinlich gesagt: „Denkt daran, ich bin der Hoffnungsträger. Ihr habt mich als Euren Messias bejubelt. Nun bin ich nachträglich gesalbt worden!“ Heute antwortet er ganz anders. „Arme habt ihr immer bei Euch. Mich aber nicht. Sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt für mein Begräbnis.“

Noch vor allen anderen hat er es selbst gespürt: Die künstliche Euphorie, der Hype um ihn bricht in sich zusammen. Zu zäh sind die Widerstände. Und vielleicht liegt auch allem ein Missverständnis zugrunde. Jesus setzt bei der Gottesbeziehung jedes Einzelnen an. Aus der Liebe zu Gott soll die liebevolle Sorge für die Mitmenschen hervorgehen. Ist es wirklich das, was auch die Menge sich wünscht? Sicher, sie wollen einen authentischen Anführer, der ihnen Mut gibt. Aber der soll vermutlich dann auch die Römer und die eigene Elite machtvoll in die Schranken weisen. Notfalls mit Gewalt.

Musik: Waiting on the World to Change, CD: Continuum, Track 1/12, Text+Musik: John Mayer; Interpret: John Mayer; Label: Smi Col (Sony Music)

LC: 06667

Autor: Das ist der Moment, in dem der erste seiner Anhänger abspringt. Judas. Er läuft zu den Gegnern über und verkauft seinen Meister. Es ist viel über seine Gründe gerätselt worden. War er wirklich bloß korrupt? Es heißt, er war der Schatzmeister der Jesusgruppe. Der Geldmensch. Haben ihn wirklich die paar Münzen verführt?

Oder war Judas Iskariot ein Sikarier gewesen? Ein Verschwörer, der die Revolution wollte? Der auch von Jesus ein radikales Auftreten erwartet hatte? Und der nun merken musste, dass die Revolution mit Jesus nicht zu machen war?

Am Donnerstag kommt das Passafest. Der äußere Anlass, weshalb Jesus und seine Begleiter nach Jerusalem gekommen waren. Aber sie sitzen beim Festmahl in düsterer Stimmung. Jesus spricht von Verrat. Und von seinem Tod. Seine Freunde versichern ihm zwar, dass sie ihm treu sein werden. Aber Jesus ahnt, dass es anders kommen wird.

Nach der Feier gehen sie diesmal nicht nach Betanien zurück. Sie bleiben auf halbem Weg und übernachten in einem Garten. Gethsemane. Alle sind ermattet. Die euphorische Energie ist fort. Jesus bittet die Freunde, mit ihm zu wachen. Aber immer wieder schlafen sie ein. Er selbst fleht Gott an, dass er von der Katastrophe verschont bleibe. Aber er ahnt, wie aussichtslos das ist. „Vater, nimm diesen Kelch von mir. Doch nicht, was ich will, sondern was Du willst soll geschehen…“ Dann wird er verhaftet.

Die Verhaftung ist der endgültige Wendepunkt. Der Hoffnungsträger ist entzaubert. Alle setzen sich von ihm ab. Aus dem „Hosianna!“ wird das „Kreuziget ihn!“ Die Jünger fliehen. Petrus, der Fels, verleugnet ihn dreimal. Und das aufgestachelte Volk fordert nicht seine Freilassung. Sondern die des Verbrechers Barabbas. Warum nur dieser Umschwung?

Der Wendepunkt ist die Verhaftung. Sie zeigt: Von diesem Mann ist nichts mehr zu erwarten. Er ist demontiert. Und ein Hoffnungsträger ohne Hoffnung ist ein hoffnungsloser Fall. Die Menge muss sich einen neuen Leitstern suchen.

Jetzt schlägt Jesus blanker Hass entgegen. Dornenkrone. Spucke. Höhnische Kniefälle. Dieser krasse Hass zeigt, wie groß die Hoffnungen waren. Und wie bitter die Enttäuschung. Einsam, gottverlassen, stirbt Jesus am Kreuz. Am dritten Tag wird dann eine ganz neue, unzerstörbare Hoffnung entstehen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Einen besinnlichen Karfreitag wünscht Ihnen Pfarrer Sven Keppler aus Versmold.

Musik: Waiting on the World to Change, CD: Continuum, Track 1/12, Text+Musik: John Mayer; Interpret: John Mayer; Label: Smi Col (Sony Music)

LC: 06667

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