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Kirche in WDR 5 | 24.05.2018 | 06:55 Uhr

Lobhudelei

„Net gschempfd isch g’nug gelobt“ – lautet ein schwäbisches Sprichwort. Hoffentlich habe ich’s nicht allzu falsch ausgesprochen. Nicht geschimpft ist genug gelobt. Mir scheint, der Spruch ist ohnehin eher aus der Zeit gefallen. Gelobt, so kommt es mir vor, wird heute ständig. Die Kinder im Kindergarten, die Patientin in der Reha, der Praktikant im Amt: Immer wird fleißig gelobt.

Es tut ja auch gut, gesehen zu werden mit dem, was man kann und ermutigt zu werden, weil auffällt und zählt, was man schon geschafft hat.

Aber ich fand es auch oft schräg beim Abholen meiner Töchter im Kindergarten mitzubekommen, dass manchen Kindern offenbar jeden Tag, mit jedem Bild und jeder Bastelei, die sie fabriziert hatten, das schönste und beste gelungen war, was ihre Mama oder Oma je gesehen hatten. Ich erinnere mich jedenfalls, dass ich früher beim Basteln und Malen auch mal keine Lust hatte und meinen Bildern sah man das dann auch an.

Beim Feedback, bei Rückmeldungen also, muss immer zuerst etwas Positives gesagt werden. So lernt man es in entsprechenden Kursen, Nur so, heißt es, kann der andere dann auch Kritik hören und annehmen. Die Kehrseite: Manchmal wird Kritik schon fast zum Tabu. Und allemal wird ein ehrliches Lob verwechselbar mit einem strategischen.

„Das war jetzt wirklich Mist!“ – so platze es manchmal aus ihm heraus. Herr K., unser Sprecherzieher im Predigerseminar, war Schauspieler oder Sänger gewesen, vielleicht auch Boxtrainer und Unteroffizier. Ein modernes Feedback-Seminar hatte er eher nicht besucht; oder nur mit sehr mäßigem Erfolg teilgenommen. Er übte mit uns Betonung und Aussprache an Zeitungsartikeln und Bibeltexten und Predigten, dachten wir. Aber ihn interessierten erstmal die einzelnen Buchstaben. p – t – k, p – t – k. Und ich sehe mich noch mit weit aufgerissen Mund neben ihm vor dem Spiegel im Herrenklo stehen und mir zeigen lassen, wie die Zunge bei K den Gaumen berührt – und wie nicht!

„Das war jetzt wirklich Mist“– Für uns kuschelfeedbackverwöhnte und würdigungssüchtige Jungpastoren war das ein kleiner Schock; irritierend und beinahe kränkend. Aber es war – merkwürdigerweise – auch richtig befreiend und ich glaube, ich habe selten einen Kurs so ernsthaft arbeiten sehen und dabei oft auch schallend lachen gehört wie uns kollektive Buchstabenversager.

Ich frage mich: Wie erwachsen ist es eigentlich, mich davon abhängig zu machen, dauernd gelobt und geliked zu werden. Als hinge daran meine Seligkeit?

Beim Apostel Paulus, den seine Briefpartner für einen ziemlichen Verlierer halten, steht ein Satz, der erwartbar anfängt und verblüffend endet.

„Richtet nicht vor der Zeit“ – schreibt er – „und wartet bis der Herr kommt, der die Absichten der Herzen aufdeckt,“ denn „dann wird ein jeder von Gott Lob empfangen.“ (1Korintherbrief 4,5)

Paulus steckt mitten in einer Auseinandersetzung. Aber er rät, das Werten und Urteilen – über uns selbst und über die anderen – dem einen zu überlassen, der uns besser kennt als wir selbst.

Wenn Gott urteilt, dann isch also wirklich g’nug gelobt. Wer hätte das gedacht. Mehr als genug sogar. Gott sei Dank.

Einen aussichtsreichen Tag wünscht Ihnen Ihr Jan-Dirk Döhling aus Bielefeld

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