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Kirche in WDR 5 | 24.12.2018 | 06:55 Uhr
Geschenke
Guten Morgen!
Nur noch ein paar Stunden, dann ist es soweit: Heilig Abend, Weihnachten. Wahrscheinlich muss noch einiges erledigt, eingekauft, geputzt, gekocht oder aufgeräumt werden, damit das Fest heute Nachmittag gut beginnen kann. Bei mir jedenfalls ist das so. Vor allem aber habe ich noch einige Geschenke einzupacken. Damit bin ich wie jedes Jahr sehr spät. Das hat auch einen Grund: Ich habe das Geschenke einpacken nämlich noch nie gemocht, ich habe es auch nie besonders gut, damit meine ich: besonders schön, gemacht. Und ich gebe zu: Wahrscheinlich habe ich mir oft auch nicht die nötige Mühe dabei gegeben. Deswegen bin ich ganz froh, dass es immer mehr Geschenke-Einpack-Services gibt. Allerdings frage ich mich angesichts der Berge an Weihnachtspapier, die kurz nach der Bescherung schon in die Papiertonne wandern: muss das eigentlich sein? Unter Umweltaspekten ist das jedenfalls sicherlich nicht so gut.
Andererseits gilt: Ohne Verpackung keine richtige Überraschung. Als früher die verpackten Geschenke unterm Weihnachtsbaum lagen oder in der Wohnung versteckt waren, da lag natürlich schon eine große Spannung in der Luft. Was ist da wohl überall drin?
Wenn es ans Auspacken der Geschenke geht, kann es schon mal eine Überraschung geben, die anders ausfällt als erhofft. Das ist bekanntlich das Risiko des Schenkens: Ich kann auch ziemlich daneben liegen mit meinem Geschenk. Oder etwas verschenken, was der Andere schon hat. Und manchmal gibt es vielleicht eine Überraschung nach dem Auspacken, wo weniger Freudentränen als Tränen der Enttäuschung laufen.
Das Aussuchen von Geschenken ist noch deutlich schwieriger als das Einpacken der Geschenke. Und wenn es wirklich schöne Überraschungen geben soll, braucht das Aussuchen auch seine Zeit. Da kann es helfen, über das Jahr hinweg aufmerksam zu sein, um eine Geschenkidee für Weihnachten zu bekommen. Oft ist es ja so, dass jemand direkt oder indirekt einen Hinweis gibt, woran er Freude hat. Aber wie es beim Einpacken ist: Leider bin ich meist auch bei der Suche nach passenden Geschenken etwas spät dran.
In den letzten Jahren haben mir immer wieder Leute davon erzählt, dass sie zu Weihnachten auf Geschenke verzichten – zumindest unter den Erwachsenen ihrer Familie So verständlich und entlastend es ist – ich finde es eigentlich schade, so ganz auf Geschenke zu verzichten. Man kann ja darüber nachdenken, über den Sinn von Geschenken und wieviel sie kosten sollen. Aber ganz ohne Geschenke?
Geschenke sollen Freude machen und dazu brauchen sie nicht extrem teuer zu sein. Geschenke sind doch in erster Linie Zeichen der Aufmerksamkeit und der Dankbarkeit. Ich zeige einem Menschen, dass ich ihn gerne habe. Dass ich dankbar bin, dass es ihn gibt. Und dafür kann es viele einfache Geschenke geben: Manchmal reichen ein paar Blumen oder eine handgeschriebene Weihnachtskarte. Noch besser sind vielleicht Gutscheine für einen gemeinsamen Ausflug, ein gemeinsames Abendessen oder Konzert oder sonst wie Zeit, die man gemeinsam verbringen will. An solch geschenkter Zeit gefällt mir vor allem, dass es sich um ein persönliches Geschenk handelt. Geschenkte Zeit drückt Sympathie und Interesse aus. Und darum geht es doch im Kern bei den Weihnachtsgeschenken: Ich schätze Dich wert und das möchte ich Dir auch zeigen.
Noch ein paar Stunden bleiben, um die letzten Sachen für Weihnachten vorzubereiten und die letzten Geschenke noch einzupacken. Und die Karten, das habe ich mir vorgenommen, die schreibe ich auf jeden Fall.
Für die nächsten Stunden und den Heiligen Abend heute wünsche ich Ihnen Gottes Segen!
Ihr Domvikar Michael Bredeck aus Paderborn.