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Kirche in WDR 5 | 29.12.2018 | 06:55 Uhr
Zwischen den Jahren
Guten Morgen!
Zwischen den Jahren heißen die Tage zwischen Weihnachten und Silvester. Ein interessanter Ausdruck, der einen Übergang bezeichnet von einem Jahr in ein neues. Übermorgen ist ja der letzte Tag dieses Jahres und dann beginnt 2019, das noch ganz unbeschrieben ist.
Im Fernsehen und im Internet werden gerade jetzt Jahresrückblicke gezeigt. Und in Firmen und Einrichtungen ist oft wegen Inventur geschlossen, es wird die Jahresbilanz erstellt. Sogar in den Kirchengemeinden wird nachgehalten, was alles so los war.
Die Jahresbilanz. Die kann ich auch persönlich erstellen. Dann wäre die Frage: Wie war dieses Jahr 2018 für mich, beruflich, in meiner Entwicklung, in meiner Biographie?
Heute Abend werde ichauch eine Art Jahresbilanz ziehen. Und das geht so: gemeinsam mit einem befreundeten Priesterkollegen bin ich bei einem jungen Ehepaar eingeladen, Julia und Simon, die in diesem Jahr eine Tochter, ihr erstes Kind, bekommen haben. Wir sind in der Konstellation mit der kleinen Antonia also das erste Mal zusammen. Das war in den vergangenen Jahren anders, da haben wir uns schon mehrfach zu viert zwischen den Jahren getroffen und diese Art der Jahresbilanz gezogen. Simon bereitet mit Leidenschaft ein Abendmenü zu. Und bei und zwischen den verschiedenen Gängen erzählen wir vier uns dann von diesem Jahr. Von den Urlauben und den unvergesslichen schönen Momenten. Von den beruflichen Herausforderungen und Veränderungen. Von den Gedanken, die wir uns zurzeit um Gott und die Welt und auch um uns persönlich machen. Julia und Simon werden sicher auch davon berichten, wie sich ihr Leben durch die kleine Antonia verändert hat.
Diese Abende waren in den vergangenen Jahren lang und intensiv. Es wird viel gelacht. Zwischendurch wird es aber auch sehr ernsthaft, wenn es um Rückschläge, ums Scheitern geht. Über die Jahre sind diese Abende etwas ganz Wertvolles geworden, für das ich sehr dankbar bin. Interessant ist dabei, dass wir uns tatsächlich nur dieses eine Mal im Jahr so zusammen finden und Zeit miteinander verbringen.
Mir ist dabei sehr wichtig geworden: Das Alte gut verabschieden, um mit Bereitschaft und Zuversicht ins neue Jahr zu gehen. Dazu gehört dann auch für mich: Gott mit ins Spiel bringen. Konkret wird das beim Jahresabschlussgottesdienst an Silvester: Meine Jahresbilanz will ich dann vor Gott bringen, nochmal nachdenken, beten, Worte aus der Bibel hören, die vom Segen und von der Treue Gottes sprechen.
Wie genau das Ziehen einer persönlichen Jahresbilanz aussehen kann, das ist sicher sehr unterschiedlich. Ich bin überzeugt davon, dass es sich lohnt, die Zeit zwischen den Jahren dafür zu nutzen, eine Jahresbilanz zu ziehen und dann, wie immer sie ausfällt, mit Zuversicht ins neue Jahr hineinzugehen.
Am Ende dieser Woche und fast am Ende dieses Jahres verabschiede ich mich von Ihnen und wünsche Ihnen noch gute Stunden und Tage „zwischen den Jahren“.
Ihr Domvikar Michael Bredeck aus Paderborn