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Mit allen Wassern gewaschen

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Das Geistliche Wort | 13.01.2019 | 08:35 Uhr

Mit allen Wassern gewaschen

Musik I: plätscherndes Wasser

Darüber Sprecherin:

„Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser, gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.“

Das sind Verse aus dem berühmten Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi. Er preist Gott als den Schöpfer von Sonne und Mond und allen Gestirnen. Er preist Gott als Schöpfer der vier Elemente Feuer, Luft, Erde und Wasser, das er zärtlich „Schwester“ nennt. Und wie wichtig Schwester Wasser ist, das war im vergangenen Sommer zu spüren: Wie habe ich mich nach Schwester Wasser gesehnt! Nicht nur ich, auch mein Garten mit den vielen Bäumen, Sträuchern und Blumen, die darin wachsen oder besser gesagt, die in diesem trockenen Jahr unter der Hitze langsam verdorrt sind. Wasser ist lebensnotwendig, Wasser ist Grundnahrungsmittel. Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Musik II

Wasser ist nicht nur Grundnahrungsmittel, es hat Heilkraft, es ist Reinigung und kann sogar den Tod bringen. Kein Wunder, dass Wasser auch im übertragenen Sinne eine Bedeutung hat – aber da klingt es dann etwas anders, wenn zum Beispiel über jemandem gesagt wird: „Der ist aber mit allen Wassern gewaschen!“

Das deutsche Sprichwort bringt zum Ausdruck, dass der- oder diejenige trickreich handelt und mit großer Durchsetzungskraft lebt. Ursprünglich steckt dahinter aber ein anderer, ein positiver Sinn. „Mit allen Wassern gewaschen“ waren nämlich die Seefahrer, die auf den Meeren der Welt gesegelt sind. Dahinter steckte die Bewunderung für den Reichtum an Erfahrungen, für das viele Neue und Exotische, das sie von ihren Reisen mitgebracht haben. Seeleute gelten als stark gegenüber Unbekanntem und wehrhaft gegenüber drohenden Gefahren. Der Seemann ist eben mit allen Wassern gewaschen.

Heute hat diese Redensart einen eher negativen Beigeschmack. Wer möchte schon so charakterisiert werden: „Du bist aber mit allen Wassern gewaschen.“ Vor solchen Leuten nehme ich mich doch besser in Acht. Denn die gebrauchen ihre Ellenbogen, um ihre Ziele durchzusetzen. Die können ganz schön unangenehm sein.

Die Redensart: „Mit allen Wassern gewaschen zu sein“ hat den Priester und Schriftsteller Wilhelm Willms inspiriert. Er wendet die Redensart an auf die Taufe eines Kindes und fordert aus dem Mund der Eltern: „wir möchten nicht, dass unser Kind mit allen Wassern gewaschen wird …“

Wilhelm Willms unterscheidet: Das Kind soll nicht mit allen Wassern gewaschen werden, aber mit bestimmten: mit dem Wasser der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit der Liebe und des Friedens

Wie das gehen kann? Dazu braucht es die Hilfe der Eltern und Paten. Sie sollen mithelfen, dass das Kind sich gut entwickelt. Dass es zu einem Menschen heranwächst, der eben nicht trickreich durch das Leben geht. Eltern und Paten sollen Vorbild für das Kind sein. Im Bilde vom Wasser gesprochen: Sie sollen lebendiges Wasser sein für das Kind und Wachstum ermöglichen. Und genau das versprechen Eltern und Paten bei der Taufe: Mitzuhelfen, dass aus dem Kind ein mündiger Christ wird. Dahinter steckt der Gedanke, dass mit dem Wasser der Taufe ein Kind in eine Welt und eine Gemeinde hineingetauft wird, die ihm klares, lebendiges, lebensspendendes Wasser sind. Ein Ort also der lebenswert ist, wo der Mensch zur Ruhe kommen kann, wo er neue Kraft schöpft.

Musik III:

Heute wird in der Katholischen Kirche das Fest der Taufe Jesu begangen. Und damit endet offiziell die Weihnachtszeit. Wer heute in einen Gottesdienst geht, der wird das Evangelium von der Taufe Jesu im Jordan hören. Da heißt es (Lk 3,15-6.21-22):

Sprecherin:

In jener Zeit war das Volk voll Erwartung, und alle überlegten im Stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen. Und während er betete, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

Das ist ein Text, der für Christen ganz wichtig ist. Er schlägt nämlich die Brücke zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Das Bindeglied dabei ist Johannes der Täufer. Er hat die Menschen getauft, um sie zu Buße und Umkehr, zu einem Leben mit Gott zu ermutigen. Johannes weiß aber auch, dass nach ihm einer kommen wird, der größer ist als er. Und wie er wartet das Volk Israel ja schon lange auf den Messias, das heißt den Erlöser, den Retter des Volkes. Mit der Taufe – oder anders formuliert – mit dem Waschen durch das Wasser des Jordans, wird ein Wendepunkt im Leben Jesu markiert: Er ist mit dem Wasser der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der Liebe und des Friedens gewaschen. Denn über ihn heißt es nach der Taufe wie ein göttliches Bekenntnis: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“

Und mit dieser Zusage kann Jesus sein öffentliches Leben beginnen. Mit dieser Zusage hat Jesus das Rüstzeug erhalten, um seinen Weg zu gehen, der ihn schließlich sogar bis ans Kreuz führen wird.

Eigentlich bewegt sich Gott hier zweifach auf die Menschen zu: Durch den Geist in Gestalt der Taube geht er auf den Menschen Jesus zu und bestärkt ihn als Sohn. Und durch Jesus geht Gott auf die Menschen zu, um sie wiederum zu stärken. Dass Gott sich den Menschen zuwendet und damit der Welt, das klingt übrigens schon im Alten Testament an. Da heißt es, dass der Geist Gottes ganz am Anfang über der Urflut schwebte (vgl. Gen 1). Und diese Zuwendung Gottes zu seiner Schöpfung, zu seinem Sohn Jesus und damit zu jedem Menschen, die zeigt sich auch noch in der Taufe heute, wenn Menschen mit den Wassern der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der Liebe und des Friedens gewaschen werden. Eine größere Bestärkung und Ermutigung zum Leben kann es wohl kaum geben.

So wichtig die Taufe durch Johannes im Leben Jesu war, so wichtig ist sie auch für die Christen. Durch die Taufe werden Menschen aufgenommen in die Gemeinschaft mit Jesus und in die Gemeinschaft mit den anderen Christen.

Papst Franziskus hat in seinen Ansprachen mehrfach darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, gerade auch das Datum des eigenen Tauftages zu kennen. In einer Generalaudienz sagte er einmal: „Das Datum unserer Taufe zu kennen bedeutet, ein mit Freude verbundenes Datum zu kennen. Wenn wir es nicht kennen, laufen wir Gefahr, die Erinnerung zu verlieren, an das, was der Herr an uns getan hat, die Erinnerung an das Geschenk, das wir empfangen haben.“

Denn, so der Papst weiter: „dank der Taufe sind wir in der Lage zu vergeben und auch jene zu lieben, die uns beleidigen und die uns verletzen, und können wir in den Geringsten und in den Armen das Antlitz des Herrn erkennen, der zu uns kommt und uns nahe ist. Die Taufe hilft uns, im Antlitz der Bedürftigen, der Leidenden, auch unseres Nächsten, das Antlitz Jesu zu erkennen. All das ist möglich dank der Kraft der Taufe!“

Musik IV:

Von der Kraft der Taufe, von der der Papst spricht, habe ich etwas erfahren als ich vor einigen Jahren in Israel war. Da habe ich den Ort am Jordan besucht, der als Taufstelle Jesu verehrt wird. Ich wurde Zeuge einer Taufe. Keine Kinder, sondern Erwachsene wurden getauft. Die Täuflinge trugen lange weiße Gewänder und stiegen in den Fluss und wurden durch komplettes Untertauchen getauft. So muss das wohl auch damals Johannes mit Jesus gemacht haben. Fasziniert hat mich dann, mit welcher Freude die Neugetauften aus dem Jordan stiegen und wie freudig sie von ihrer Gruppe begrüßt und beglückwünscht wurden. Es war etwas davon zu spüren, dass sie nicht mit allen Wassern gewaschen waren, sondern mit dem Wasser der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der Liebe und des Friedens.

Mir wurde genau das klar: Christ wird man nicht, indem man mit allen Wassern gewaschen wird. Christ wird man indem man aus dem Wasser der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der Liebe und des Friedens lebt und damit Jesus nachfolgt. Das geht, weil jedem und jeder Getauften die gleiche Zusage gilt, die Jesus erfahren hat bei seiner Taufe: Du bist mein geliebter Sohn. Du bist meine geliebte Tochter. Sei gewiss: Gott hat an dir gefallen! Gott sagt ja zu dir! Deshalb kannst du das in deinem Leben von seiner Botschaft umsetzen, was du davon verstanden hast.

Auch an diesem Sonntag werden in den christlichen Kirchen Kinder getauft. Mit dem Wasser der Taufe werden diese jungen Menschen hineingenommen in die Gemeinschaft mit Jesus Christus und allen Getauften.

Unterschiedlichste Wünsche und Erwartungen verbinden Eltern und Paten mit diesem Ereignis. In poetischer Sprache hat Wilhelm Willms diese Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen einmal zusammengefasst und mit damit verabschiede ich mich. Aus Paderborn grüßt Sie Ihr Domkapitular Andreas Kurte

Sprecherin:

„wir möchten nicht

dass unser Kind

mit allen Wassern gewaschen wird

wir möchten

dass es

mit dem wasser der gerechtigkeit

mit dem wasser der barmherzigkeit

mit dem wasser der liebe und des friedens

reingewaschen wird

wir möchten

dass unser kind

mit dem wasser

christlichen geistes

gewaschen

übergossen

beeinflußt

getauft

wird

wir möchten selbst das klare lebendige wasser

für unser kind werden und sein

jeden tag

wir möchten auch dass seine paten

klares kostbares wasser

für unser kind werden

wir hoffen und glauben

dass auch unsere gemeinde in der wir leben

und dass die kirche zu der wir gehören

für unser kind das klare kostbare

lebendige wasser

der gerechtigkeit

der barmherzigkeit

der liebe und des friedens ist

wir möchten

und hoffen

dass unser kind

das klima des evangeliums findet

wir möchten nicht

dass unser kind mit allen wassern

gewaschen wird

deshalb

in diesem bewußtsein

in dieser hoffnung

in diesem glauben

tragen wir unser kind

zur kirche

um es der kirche

der gemeinde zu sagen

was wir erwarten

für unser kind

was wir hoffen

für unser kind

wir erwarten viel

wir hoffen viel“

Musik V

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