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Das Geistliche Wort | 03.02.2019 | 08:35 Uhr

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Vom Universum geküsst

Musik 1: Intro (instrumental) von Titel: Spacewalker, CD: Sounds of the Universe, Track 09. Musik: Martin L. Gore; Text: -; Interpret: Depeche Mode, ? 2009 Venusnote Ltd. under exclusive license to Sony Music Entertainment International Ltd, LC: 13989

O-Ton 1:„Ich befinde mich gerade auf der internationalen Raumstation im Cupola Aussichtsmodul und schaue auf euren wunderschönen Planeten runter. Und obwohl ich bis jetzt schon fast ein Jahr im All verbracht habe und an jedem einzelnen Tag da runter geschaut habe, kann ich mich einfach nicht daran satt sehen.“ (1)

Autor: sagt Alexander Gerst, deutscher Astronaut und ehemaliger Kommandant der Internationalen Raumstation ISS. Vor seiner Rückkehr zur Erde im Dezember 2018 sendet Alexander Gerst noch eine letzte Video-Botschaft aus der Aussichtsplattform, 400 km über der Erdoberfläche. Im Hintergrund der blaue Planet Erde umrandet vom Schwarz des Universums. Guten Morgen. Seine Botschaft richtet Gerst an seine Enkelkinder, die noch nicht auf der Welt sind:

O-Ton 2: „Ich bin mir sicher, dass ihr die Dinge sehr viel besser versteht als meine Generation und wer weiß, vielleicht lernen wir ja auch noch was dazu. Dass ein Blick von außen immer hilft. Dass dieses zerbrechliche Raumschiff Erde sehr viel kleiner ist als die allermeisten Menschen sich das vorstellen können. Wie zerbrechlich seine Biosphäre ist und wie limitiert seine Ressourcen.“

Autor: Aus der Beobachtungsplattform der internationalen Raumstation sieht Alexander Gerst, wie klein und begrenzt unser blauer Planet Erde ist. Er ist umschlossen von einem gigantisch großen Universum. Wenn wir den Himmel beobachten, können wir 46 Milliarden Lichtjahre in jede Richtung blicken. Aus der 400km über der Erde kreisenden Raumstation wirken unsere gewaltigen Ozeane wie kleine friedliche Seen. Die Kontinente wie Inseln darauf. Unser Lebensraum ist bei solchen Dimensionen extrem klein und begrenzt. Wie es da überhaupt möglich war, dass so vielfältiges Leben auf unserer Erde entstehen konnte, dazu fehlt mir die Vorstellungskraft. Unsere Erde hat Millionen Arten von Pflanzen und Tieren hervorgebracht. Und doch zeigt der Blick von außen auf unseren Planeten: Die Vorräte, die Ressourcen der Erde sind begrenzt. Was verbraucht ist, kommt in dieser Form nie wieder. Lebewesen, die aussterben kehren nie wieder zurück. Aber was sind schon Großtrappen, Kammmolche, Gelbbauchunken, Wachtelkönige oder Uhus, wenn das nächste Autobahn-Projekt die Infrastruktur dauerhaft verbessert und wir unsere Warenbestellung wenige Stunden nach Absenden des Bestell-Buttons erhalten?

Musik 2: Titel: Track Space Oddity (2015 Remastered Version), CD: Five Years 1969-1973, Track 01, Musik: David Bowie; Text: David Bowie; Interpret: David Bowie, ? 2015 Parlophone Records Ltd, a Warner Music Group Company, LC: 14666

Autor: AS08-14-2383HR (2) unter dieser Nummer hat die US-Raumfahrbehörde vor 50 Jahren ein berühmtes Foto veröffentlicht. Es ist der 21. Dezember 1968. Zweimal umkreist das Raumschiff der Apollo-8-Mission den Mond, da ändert Kommandant Borman ein klein wenig dessen Ausrichtung – und traut seinen Augen nicht. "Oh Gott! Seht euch dieses Bild da an", ruft er. "Hier geht die Erde auf. Mann, ist das schön!" (3) Sein Kollege Anders macht das berühmte Foto: "Ich habe einfach klick-klick-klick-klick-klick gemacht", beschreibt Anders diesen Augenblick, als hinter dem Horizont der Mondoberfläche die Erde langsam aufgeht. Heraus kommt eines der wohl bekanntesten Fotos unserer Welt: "Earthrise" - Erdaufgang.

Ein Bild, das die Sicht der Menschheit auf unseren Planeten änderte. Es wurde zum Symbol für die Zartheit und Zerbrechlichkeit der Erde und wird von vielen sogar als Auslöser für die Umweltbewegung angesehen. "Earthrise", aufgenommen Jahrzehnte vor der Erfindung von Digitalkameras und Social Media, inspiriert auch bis heute Astronauten wie den deutschen Alexander Gerst, der von seinen beiden Ausflügen zur Internationalen Raumstation ISS immer wieder Fotos im Internet teilte. In seiner Botschaft an seine ungeborenen Enkel sagt er weiter:

O-Ton 3: "Und wenn ich so auf den Planeten runterschau, dann denke ich, dass ich mich bei euch wohl leider entschuldigen muss. Im Moment sieht es so aus als ob wir, meine Generation euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden. Im Nachhinein sagen natürlich immer viele Leute sie hätten davon nichts gewusst, aber in Wirklichkeit ist es uns Menschen schon sehr klar, dass wir im Moment den Planeten mit Kohlendioxid verpesten, dass wir das Klima zum Kippen bringen, dass wir Wälder roden, dass wir die Meere mit Müll verschmutzen, dass wir die limitierten Ressourcen viel zu schnell verbrauchen und dass wir zum Großteil sinnlose Kriege führen.“

Musik 3: Titel: What a wonderful world, CD: The Very Best of Louis Armstrong, Track 01. Musik: George David Weiss & Bob Thiele; Text: George David Weiss & Bob Thiele; Interpret: Louis Armstrong, ? 1998 The Verve Music Group, a Division of UMG Recordings, Inc., WDR Archiv-Nr. 6524 75 111-6-101, LC: 13277

Autor: Alle Astronauten, die von ihren Erfahrungen berichten, sind tief ergriffen und berührt von der Schönheit und Zerbrechlichkeit der Erde. Der Blick von oben verändert ihre Sicht auf die Erde. Der Ausblick ordnet die Dinge ganz anders. Was ist wirklich wichtig? Obwohl die Astronauten gestählte und technikorientierte Naturwissenschaftler sind, entwickeln sie aus der Sicht aus dem Weltall eine ganz neue, geradezu schwärmerische Liebe zur Erde. Und diese Perspektive hat Folgen. Alexander Gerst zieht aus seinem Weltraumaufenthalt folgendes Resümee:

O-TON 4: „Dass die einfachen Erklärungen oft die falschen sind und dass die eigene Sichtweise immer unvollständig ist. Dass die Zukunft wichtiger ist als die Vergangenheit und dass man niemals ganz erwachsen werden soll. Dass Gelegenheiten immer nur einmal kommen. Und dass man für Dinge die es wert sind, auch mal ein Risiko eingehen muss. Dass ein Tag an dem man was Neues entdeckt hat, über seinen Horizont hinausgeschaut hat, ein guter Tag ist.“

Autor: Ich werde nicht zu denen gehören, denen es vergönnt ist aus dem Weltall auf unseren Heimatplaneten zu blicken. Aber auch mir ist der Perspektivwechsel möglich. Ich kann in meinen Gedanken andere Perspektiven einnehmen. Die Bilder und Videos von Alexander Gerst während seiner Weltraummission, die er in unterschiedlichen Internet-Kanälen geteilt hat, haben mir dabei geholfen zu sehen wie zerbrechlich und endlich unsere Erde ist. Seine Abschiedsworte kurz vor dem Rückflug hat er an seine noch nicht geborenen Enkel gerichtet. Ein Perspektivwechsel und Gedankenexperiment, dass ich einmal ausprobiere:

Wie werden meine Enkel auf meine Generation blicken und auf mich? Wie werden sie auf meine Entscheidungen zu meinem Lebensstil schauen und wie wird ihr Urteil dazu aussehen? Mir fehlen jetzt schon oft die Worte und ich erlebe mich sprachlos. Wenn mich meine Tochter fragt, wie es wohl mit dem Eisbären ausgehen wird, der als Poster in ihrem Zimmer hängt. Soll ich ihr sagen, dass die Chancen nicht gut aussehen und er wohl nicht überlebt. Dass sämtliche Bemühungen die menschengemachte Klimaerwärmung zu mindern ins Stocken geraten sind? Dass Staaten bei der Umsetzung von Klimazielen auf Zeit spielen? Und ich den nächsten Flug in den Urlaub schon gebucht habe? Mein liebes Kind, ich kann dir nicht wirklich erklären, wieso meine Generation die Chance etwas daran zu ändern nicht ergreift. Wenn ich dich im Stall vom Bauern beobachte, wie du das Kälbchen streichelst, es seinen Kopf durch die Box zu dir streckt, dann ahne ich, was du denkst. Du fragst dich, wieso wir Menschen dazu in der Lage sind, diese Tiere für unser Essen zu schlachten. Wieso das Kälbchen von seiner Mutter getrennt wird, damit wir Milch bekommen? Und wieso so viele nicht in der Lage sind, dieses Leid eines Lebewesens zu spüren. Du setzt dich diesen Gefühlen aus und entdeckst immer mehr, was ich dir nicht erklären kann. Wieso geht es immer so weiter? Guck dir diese verendeten Tiere doch an, Papa, ihre Mägen sind voll von Plastik. Plastikmüll, den wir, die Erwachsenen, in den Meeren entsorgt haben. Und dann erinnere ich mich an dein Schulreferat über die Ursachen des Klimawandels und wie du zuhause deinen Vortrag geübt hast. Wie viel Anteil die Massentierhaltung an den klimaschädlichen Gasen hat. Du wolltest dich für eine andere Welt einsetzen, warst motiviert und überzeugt, dich richtigen Argumente auf deiner Seite zu haben.

Du fühltest dich gut vorbereitet und gewappnet, deine Mitschüler von deiner Sicht zu überzeugen. Doch ihnen war es egal, es hat sie nicht gerührt.

Und dann kamst du ganz geknickt nach Hause und erzähltest mir, dass sich Eltern über dein Referat beschwert haben. Ihre Kinder wollen kein Fleisch mehr essen. Sie haben Angst, dass sie damit den Klimawandel befördern.

Musik 4: Titel: Track Hope of Deliverance, CD: Paul Is Live, Track 09. Musik: Paul McCartney; Text: Paul McCartney; Interpret: Paul McCartney, ? 1993 MPL Communications Inc/Ltd, under exclusive license to Universal Music Enterprises, a Division of UMG Recordings, Inc., LC: 08222

Autor: Wenn ich so meine Gedanken an meine Tochter und meine zukünftigen Enkel formuliere, beschleicht mich das Gefühl: Ich bin in Vielem nachgiebig geworden. Mein Protest. Meine Wut. Meine Empörung sind längst einer Resignation gewichen. Was bringt das schon? Was habe ich tatsächlich für Möglichkeiten, etwas zu den großen Zukunftsfragen beizutragen? Wie viele faule Kompromisse habe ich geschlossen. Und wie würde ein guter Kompromiss ausgehen. Er wäre für mich auf jeden Fall unangenehm: Ich stelle mir vor, wie ein Kompromiss mit dem Kälbchen kurz vor seiner Schlachtung wohl ausfallen würde? Oder wie die letzten lebenden Exemplare der Kammmolche oder Gelbbauchunken mit mir über das Straßenbauprojekt verhandeln kurz vor ihrer Ausrottung.

Es garantiert mir niemand, dass das Leben auf unserem, blauen Planeten nicht doch zusammenbricht und sich unwiederbringlich auslöscht. Aber genau deshalb nichts tun, nicht mehr hoffen, dass ich mit anderen das Ding doch noch gedreht bekomme? Auch wenn ich keine Garantie auf ein gutes Ende in meinen Händen halte, so will ich doch mein Bestes tun und darauf hoffen, dass sich unser Planet retten lässt. Es ist nicht zu spät. Jedenfalls nicht für alles. Gott selbst hat den Menschen die Erde zwar übergeben, dass sie sie bebauen und bewahren – doch am Ende ist es Gottes Sache, sie zu erhalten. Mit dem Blick von oben auf die Welt, schickt Gott mir eine Botschaft: Schau: Wie schön. Und wie zerbrechlich. Tu was. Was kann ich tun? Mitfühlen und Leid an mich heranlassen. Und daran glauben und arbeiten, dass es noch gut wird. Mit Gottes Hilfe. Ich kann die Zukunft nicht vorhersehen, aber ich kann mir eine Zukunft herbeisehnen und herbei hoffen, in der meine Kinder und die Kinder meiner Kinder noch ein erfüllendes Leben führen können. Das ist mein eigener Sinn und Geschmack fürs Unendliche. Ein Kuss durchs Universum. Ein Kuss durch den Sternenhimmel. Um Gottes Willen. Ich werde nicht mehr warten. Ab heute sehne und hoffe ich und breche auf. Es verabschiedet sich von ihnen: Michael Birgden aus Hürth

Musik 5: Intro (instrumental) von Titel: Spacewalker, CD: Sounds of the Universe, Track 09. Musik: Martin L. Gore; Text: -; Interpret: Depeche Mode, ? 2009 Venusnote Ltd. under exclusive license to Sony Music Entertainment International Ltd, LC: 02604

Fußnoten:

(1) Alexander Gerst, Nachricht an meine Enkelkinder, © ESA/NASA, ESA astronaut Alexander Gerst recorded a message in German to his future grandchildren from the International Space Station’s Cupola observatory during his Horizons mission in 2018. https://www.youtube.com/watch?v=4UfpkRFPIJk (Aufgerufen am 20.01.2019)

(2) https://spaceflight.nasa.gov/gallery/images/apollo/apollo8/html/as08-14-2383.html (aufgerufen 20.01.2019)

(3) https://history.nasa.gov/afj/ap08fj/16day4_orbit4.html (aufgerufen am 20.01.2019)

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