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Kirche in WDR 5 | 23.02.2019 | 06:55 Uhr

Beten bringt was?

Seien Sie herzlich gegrüßt aus Köln am Samstagmorgen!

Ein Wochenende und ein Sonntag liegen vor uns und viele werden bereits geplant haben, wann sie wo und wie dabei sein wollen. Traditionell ist von Samstagabend bis Sonntagabend für Christen auch die Zeit für das gemeinsame Beten in der Kirche.

Andachten, Gottesdienste, heilige Messen laden dazu ein und die Glocken richten diese Einladung aus und überziehen mit ihrem Klang Städte und Dörfer mit einer ganz besonderen Stimmung.

Viele rufen sie allerdings vergeblich; die nehmen daran nicht mehr Teil, denn für sie scheint Beten sich nicht zu lohnen und auszuzahlen.

„Beten bringt mir nichts!“ - sagen sie: „Da hab' ich nichts von!“„Beten verändert nicht die Welt und Beten verändert auch nicht Gott!“

Das stimmt: Beten ist kein Automatismus mit berechenbaren Folgen!

Keine Wunschzettelerfüllung am laufenden Band.

Aber vielleicht verändert Beten ja mich selbst, vielleicht stellt das Gebet

mich in einen ganz neuen und weiten Horizont?

Im Buch Genesis, Kapitel 28, wird von Jakob erzählt, der vor seinem Bruder Esau flieht. Er hat ihn um den Segen des Vaters betrogen und das nimmt Esau ihm übel. An einem einsamen Ort legt der Flüchtling sich schließlich zum Schlafen nieder, als Kopfstütze hat er nur einen Stein.

Doch in der Nacht träumt er, dass gerade an diesem Ort eine Treppe bis zum Himmel aufsteigt und er sieht Engel, die auf ihr hinauf und herab steigen.

So erfährt Jakob zu seiner eigenen Überraschung, dass Gott hier nahe ist und ihn,

den flüchtigen Betrüger, sieht und segnen will. Er nennt den Ort „Bethel“: Haus Gottes.

Hier wird eine wichtige alte Erfahrung aufbewahrt: Gott begegnet,

wo wir nicht mit ihm rechnen und ihn nicht in unsere kleinen Berechnungen

von Gewinn und Nutzen einbeziehen.

Wirkliches Beten führt in die Weite und befreit aus der Enge der Selbstbesorgtheit.

Nicht ich bin dann mehr die Mitte, um die sich alles dreht,

sondern ich drehe mich um eine Mitte, die alles hält und trägt.

Gott beginnt zu reden, wo die Götzen des Habens und Bekommens schweigen,

auch die von Ich und Selbst und Gewinn und Verdienst.

Ich möchte sie an diesem Samstag einladen, ihr Bethel zu suchen:

in den Begegnungsraum der Stille und des Gebetes ganz ohne Berechnungen

und Erwartungen einzutreten, vielleicht wieder einmal nach langer Zeit

oder sogar ganz neu - und ich wünsche Ihnen aus Köln dazu einen überraschenden

und gesegneten Sonntag voller Gottesnähe:

Ihr Pfr. Jürgen Martin.

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