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Kirche in WDR 5 | 18.04.2019 | 06:55 Uhr

Judas


„Judas“

Gut gemeint ist noch nicht gut gemacht. Sondern manchmal das genaue Gegenteil davon. „Ich habe es doch nur gut gemeint“, sagen manche, wenn etwas gründlich daneben gegangen ist. Und warum? Man wollte doch nur helfen, aber im Grunde genommen hat man dem anderen etwas aufgezwungen. Gut gemeint geht schief, wenn alles nur so laufen darf, wie man selber will.

Ein Beispiel dafür ist Judas. Er ist eine der schillerndsten Gestalten in den Passionsgeschichten Jesu. Jetzt, in der Karwoche, werden diese Geschichten in allen Kirchen gelesen und gesungen. Judas ist einer der zwölf Apostel, also einer der engsten Freunde Jesu. Dennoch hat er Jesus nicht richtig verstanden. Judas will nicht einsehen, dass Jesus keine Macht will, ja dass er lieber leidet, absolut gewaltlos.

Jesus sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, aber Judas denkt anders. Er will, dass Jesus sich endlich als Messias zeigt, und zwar so, wie Judas will – politisch! Kämpfen gegen die verhassten Römer. Judas fragt sich: Warum schwächelt dieser Jesus so? Gott ist doch auf seiner Seite, also kann die Sache doch nicht schief gehen. Auf diese Weise wird Judas zum Verräter. Er denkt: Wenn Jesus den Römern gegenübersteht, dann schlägt er vielleicht endlich zu.

Noch im Abendmahlssaal ist Judas mit dabei. Vorher hat er Jesus schon verraten, für dreißig Silberlinge. Geld stinkt eben doch. Wobei gar nicht feststeht, ob es wirklich das Geld ist. Es geht Judas ja um den Kampf gegen die Römer, nicht um persönlichen Reichtum. Damit ihm beim Letzten Abendmahl der Bissen nicht im Halse stecken bleibt, verlässt er vorzeitig die Szene. Er taucht sein Brot noch in die Schüssel ein, gemeinsam mit Jesus – dann ist er weg. Die anderen Jünger merken erst auf, als Judas gegangen ist. Später, im Garten Gethsemane, verrät Judas seinen Herrn mit einem Kuss. Was für ein Zeichen! Will er Jesus damit doppelt verletzen, die Freundschaft zynisch kündigen? Ich denke, das will er gerade nicht. Ich denke vielmehr, der Kuss ist ganz wahrhaftig, so seltsam das auch klingen mag. Denn Jesus ist und bleibt sein Freund. Er soll verstehen, dass Judas für eine gute Sache kämpft. Für eine große Sache! Wenn er Jesus verrät, dann hilft er damit dem Reich Gottes auf die Sprünge. So denkt Judas, so will er es. Leider ist es falsch gedacht. Es ist gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Denn Jesus wendet keine Gewalt an, ganz im Gegenteil. Kein Aufstand, keine Waffen, kein Wunder – nichts! Jesus wird verhaftet, verurteilt, gekreuzigt. Und Judas merkt zu spät, wie die Sache wirklich läuft. Er merkt, wie wenig Gottvertrauen er hat, und wie töricht er in das Schicksal Jesu eingreift. Völlig verzweifelt, wirft er die dreißig Silberlinge in den Tempel und erhängt sich selbst. Nach ihm kräht kein Hahn mehr, anders als bei Petrus, der nur verleugnet, aber nicht verraten hat.

Das Böse erscheint fast immer im Gewand des Guten. Wer Böses tut, will damit ja eigentlich Gutes erreichen. Ein Diktator bildet sich ein, alle Menschen brauchen ihn und seine Ideologie, denn nur er allein hat die wahre Einsicht in das Schicksal. Schauen Sie sich um in der Welt: Welcher Politiker hält sich schon selbst für einen Schuft? Alle meinen, die Welt hätte nur auf sie gewartet. Schauen Sie sich um in den Religionen: Fundamentalisten glauben, sie erweisen der Menschheit einen heiligen Dienst, wenn sie Andersgläubige ermorden. Und manche Kirchenvertreter meinen, es diene dem Ansehen ihrer Kirche, wenn sie böse Taten vertuschen. Das Böse erscheint fast immer im Gewand des Guten. Wie bei Judas, der es ja eigentlich nur gut gemeint hat. Der gemeint hat, er wüsste es besser als Gott.

Deshalb brauche ich ein waches Gewissen. Und die Gabe der Unterscheidung. Was ist wirklich gut – nicht nur für mich, sondern auch für die anderen? Ich brauche die Einsicht: Man macht das Glück der anderen nicht ohne sie. Sonst verrät man am Ende sogar seine besten Freunde. Obwohl man es doch eigentlich nur gut gemeint hat. Machen Sie Ihr Glück niemals ohne die anderen, empfiehlt Pfarrer Stefan Jürgens aus Münster.


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