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Kirche in WDR 5 | 26.08.2019 | 06:55 Uhr

Das Leben als Soufflé

Guten Morgen.
Woran erkennt man den guten Koch? Keine Frage: am gelungenen Soufflé.
An meine zusammengefallenen Soufflés muss ich immer denken, wenn wieder jemand vom „gelungenen Leben“ spricht. Das Leben leben ist ja viel schwieriger als ein Soufflé hinkriegen. Deshalb gibt es wohl so viele Rezepte für das gelungene Leben. Leider kann man erst am Ende sagen, ob etwas gelungen ist, was beim Soufflé zweifellos schneller geht als beim Leben. Deshalb spricht man auch gern vom „gelingendem Leben“ statt vom „gelungenen Leben“.

Wenn es gelungene Lebenssoufflés gibt, dann gibt es auch welche, die nicht gelungen, also nicht aufgegangen sind. Da hat man gleich seine Bilder im Kopf von zusammengefallenen Leben: Menschen, die im Suff enden, Existenzen, die in der Gosse liegen, Geflüchtete, die im Lager hocken: Nicht gelungen, klarer Fall.

Und da bin ich beim Kreuz, und ich bin bei dem, der drangehangen hat und qualvoll gestorben ist: Ist das ein gelungenes Leben? Oder im Jargon der Gelingensphilosophie: Hat der seine Potenziale, seine Gaben entfaltet? Er hat jedenfalls Vaters Zimmermannswerkstatt hinter sich gelassen. Er hat Kranke geheilt, Brot vermehrt, Tote erweckt. Sagt man. War er zufrieden? Weiß man nicht. Nach ihm nennen sich jedenfalls 2,3 Milliarden Menschen auf der Welt. Ob er das gut fände? Keine Ahnung. Wollte man mit ihm tauschen?

Und dann denke ich an meine Oma. Sie wurde nie gefragt, was sie lernen möchte. Sie hatte ganz raue Hände vom Arbeiten. Sie hatte tiefe Schatten unter den Augen. Sie hatte zwei Söhne, die im Krieg „vermisst“ waren, wie es hieß, also verhungert oder erschossen. Sie starb am Krebs. Aber eigentlich am Kummer. Sie war irgendwie immer traurig. Das war kein gelungenes Leben, nein. Oder doch?

Ich würde nicht wagen, das über ihr Leben zu sagen. Ich würde mich in Grund und Boden schämen. Wem ist hier eigentlich was nicht gelungen, dass es so kam? Es ist ihr jedenfalls gelungen weiterzuleben. Als sie starb, da war ich fünf, weinte ich fürchterlich. Irgendetwas muss ihr wohl gelungen sein. Heute denke ich noch oft an sie. Auch an die Tracht Prügel, die sie mir gab, als ich die Treppe von oben bis unten heruntergefallen war. Vor lauter Schreck, dass ich hätte sterben können. „Mach das nie wieder. Sei vorsichtig. Pass auf dich auf.“, wollte sie damit sagen. Aber das habe ich erst hinterher verstanden.
Leben ist nicht zum Gelingen da, sondern zum Leben. Schön, wenn es glücklich ist, schön, wenn es zufrieden ist. Aber es sind nicht unbedingt die Glücklichen und Zufriedenen, die anderen beim Leben helfen. Ihnen zum Segen werden. Leben ist kein Soufflé.
Es gibt Leben, die sind in sich zusammengefallen. Trotzdem ist man dankbar, dass es sie gab. Und manchmal auferstehen sie.

Einen gesegneten Tag wünscht Ihnen Pfarrerin Silke Niemeyer aus Lüdinghausen.

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