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Kirche in WDR 5 | 17.09.2019 | 06:55 Uhr

Touch and go


Flüchtige Begegnungen gehören zu unserem Lebensstil. Langfristige Bindungen werden immer seltener. Auch unser Medienverhalten hat sich verändert: Ich z.B. schaue immer seltener eine Nachrichtensendung ganz an. Lieber suche ich im Internet nach der Nachricht, die mich interessiert. Was länger als 90 Sekunden dauert, wird abgeschaltet. Die meisten surfen durch das Internet, bleiben mal hier hängen, mal da, aber nirgendwo lange. Und auch ich erwische mich, wie ich im Generalvikariat bei einer Besprechung unter dem Tisch mal kurz auf das Smartphone tippe, die neusten Nachrichten checke, schon geht´s weiter. Touch and go.

Diese kurzen und oberflächlichen Berührungen gab es schon zurzeit Jesu, auch ohne Touchscreen. Jedenfalls erzählt davon eine Geschichte, die mich fasziniert.

Mal kurz antippen und sehen, was passiert, dachte sich die Frau, von der das Markus-Evangelium erzählt. Im Gewühl vieler Menschen drängt sie sich von hinten an Jesus heran, um mal schnell sein Gewand zu berühren. Keine Umarmung, kein Kuss. Sie will Jesus nicht direkt in die Augen sehen, vielleicht ist sie schüchtern. Nur ganz flüchtig berührt sie ihn, nur ganz kurz ist sie ihm nahe. Vielleicht ist auch ein bisschen Aberglaube im Spiel. Denn die Frau ist krank. Sie hat schon seit Jahren Ärger mit den Ärzten, besitzt wenig Geld und hat noch weniger Hoffnung. Sie ist Bluterin, der Gerinnungsfaktor ihres Blutes ist nicht in Ordnung! Bei jeder Kleinigkeit blutet sie. Wenn sie sich stößt, wenn sie sich beim Kochen in den Finger schneidet, bei der Menstruation: das Blut hört nicht mehr auf zu laufen: das Leben zerrinnt ihr.

Für mich steht hinter dem Leiden der Frau etwas, das auch ich nur allzu gut kenne – und Sie vielleicht auch: Wir sind auch so schnell verletzt! Eine Kleinigkeit genügt, und das Leben läuft uns weg: die Gesundheit, der Partner, die Partnerin, die Lebensfreude, die Arbeitsstelle. Es bleiben Resignation und Einsamkeit. Täusche ich mich, oder macht das nicht unsere Gesellschaft aus, dass wir viel verletzlicher geworden sind?

Zurück zum Bericht des Evangelisten Markus: Die kranke Frau drängt sich also für einen kurzen Moment in Jesu Nähe, und berührt von hinten sein Gewand. Sie tut das mit der Gewissheit: Diese Berührung reicht. Danach bin ich gesund. Touch and go. Und das Wunder
geschieht: Diese flüchtige, oberflächliche Berührung spürt Jesus! Diese Berührung ist ihm so wichtig, dass er sich unterbrechen lässt. Er ist gerade mit einem sehr wichtigen Menschen unterwegs, einem Pastor, einem Synagogenvorsteher, in einer höchst wichtigen Angelegenheit, es geht um Leben und Tod! All das scheint für Jesus ist auf einmal unwichtig. Für ihn zählt nur noch diese Frau. Er sagt ihr: „Dein Glaube hat dir geholfen, geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein!“

Ist das nicht erstaunlich? Ist das nicht wundervoll? Selbst ein „touch and go“ genügt – um für Jesus wichtig zu sein. Denn: Wir sind ihm wichtig. Das höre ich aus dieser Geschichte heraus. Jesus lässt alles stehen und liegen lässt, um sich um uns zu kümmern, wenn wir ihn nur ganz kurz, flüchtig und oberflächlich berühren?

Liebe Hörerinnen und Hörer, unterschätzen Sie kurze Berührungen mit Gott im Alltag nicht! Wenn Sie heute beim Autofahren, in der Schlange an der Kasse oder im Aufzug sagen: „Jesus, hilf mir!“ oder: „Gott beschütze mich und meine Lieben!“ oder „Ich zeig es ja nicht oft, aber ich liebe Dich!“ sind das wichtige kurze Gottesbegegnungen, die der Herr Glauben nennt.

Ich jedenfalls lebe von diesem „touch and go“ mit Gott. Und ich bekomme dadurch erstaunlich oft kleine Hilfen für meinen Alltag: eine Idee für die Predigt, Widerstandskraft, wenn was schief läuft, Gewissensbisse, wenn ich an der Not eines Armen vorbeigehe.

Sie sind Gott viel wichtiger, als Sie ahnen! Das wollte ich Sie wissen lassen an diesem Morgen – Ihr Weihbischof Ansgar Puff aus Köln.

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